# taz.de -- Die Wahrheit: Halber Samoaner
> Neues aus Neuseeland: Samoaner und Maori sind oft konkurrierende
> Underdogs der kolonialisierten Kiwi-Kultur. Und dann ist da noch Starlet
> Rita Ora …
Unsere Nerven sind zur Zeit von Rita Ora strapaziert. Die britische
Popsängerin ist hierzulande vor allem als Lebensgefährtin von Neuseelands
coolstem Regisseur Taika Waititi bekannt. Der bescherte uns Filme wie Jojo
Rabbit und Thor: Tag der Entscheidung. Weltweit glänzt Waititi als stolzer
Maori, der seine Herkunft zelebriert. Jetzt fragt man sich: Wen hat er sich
da angelacht?
Letztes Jahr moderierte das frischgetraute Paar in Düsseldorf die MTV
Europe Music Awards, und zuletzt zierte es gemeinsam das Cover der
aus-tralischen Vogue. Man plauderte über große Gefühle und Oras neue
Platte. Was nicht zur Sprache kam, war die Knutscherei des Filmgotts mit
seiner Liebsten und Schauspielerin Tessa Thompson auf einem Balkon in
Sydney, von Paparazzi prompt als „polyamor“ deklariert.
Angesichts all der Turteleien vergaß man bereits, was die schöne Rita vor
zwei Jahren verbrochen hatte: Obwohl sie sich nach einer Ägyptenreise noch
in Heimquarantäne befand, bestach sie ein Edelrestaurant in London mit
5.000 Pfund.
Dafür verstieß dieses gegen die damaligen Corona-Regeln, Rita konnte ihren
30. Geburtstag feiern. Der Skandal war groß. Doch bald darauf traf sie
Taika, und ihr Stern stieg.
Bereits 2017 hatte sie sich Feindinnen mit der Moderation der
Bodyfetischismus-Show America’s Next Top Model gemacht, wo sie die toxische
Tyra Banks für eine Staffel vertrat. Und die Black Community erboste der
Popstar mit „blackfishing“. Ora kokettierte modisch lange mit Schwarzer
Kultur und flocht ihre Haare zu Cornrow-Zöpfen – ein bewusster Versuch, so
ihre Kritiker, als „mixed race“ zu gelten.
## Leicht mal durcheinander kommen
Dabei wurde sie als Rita Sahatçiu im Kosovo mit albanischen Wurzeln geboren
und ist damit offiziell Weiße. „Ora“ fügten ihre Eltern später dem
Familiennamen hinzu. Für die meisten Kiwis klingen die drei Buchstaben eher
einheimisch, denn „Ora“ heißt in der Sprache der Maori „Leben“, und „kia
ora“ ist der landläufige Gruß. Auch optisch könnte die 32-Jährige glatt als
Südseebewohnerin durchgehen. Da kommt man leicht mal durcheinander.
So erging es auch Rita Ora vor ein paar Wochen, als sie auf dem Podium der
Talentshow Voice of Australia saß. Einer der Kandidaten, Sänger Marley Sola
aus Christchurch, plauderte mit Judge Jason Derulo darüber, dass beide
samoanischer Abstammung sind. Derulo zeigte seine polynesischen Tattoos. Da
unterbrach Ora die beiden und verkündete fröhlich: „Ich bin mit einem
halb-samoanischen Mann verheiratet, also…“. Schock Horror – er ist doch
Maori!
Es war so akkurat, wie einen Österreicher als Deutschen zu bezeichnen. Und
verletzend, denn Samoaner und Maori sind sich als konkurrierende Underdogs
der kolonialisierten Kiwi-Kultur nicht immer grün. Oder wie es ein
Zuschauer formulierte: „Indigene Menschen leiden oft darunter, dass ihre
Herkunft verwechselt wird – aber normalerweise nicht von ihren
Ehepartnern.“
14 Sep 2023
## AUTOREN
DIR Anke Richter
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