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       # taz.de -- Nach den Wahlen in Simbabwe: Mnangagwa vor stürmischen Zeiten
       
       > Simbabwes Opposition lehnt den amtlich verkündeten Wahlsieg von Präsident
       > Mnangagwa ab. Wie es im Land jetzt weitergeht, ist völlig offen.
       
   IMG Bild: Emmerson Mnangagwa bei einer Wahlkampfveranstaltung in Harare, 9. August 2023
       
       Harare taz | Den Reaktionen auf die [1][schlechtestorganisierte Wahl] in
       Simbabwe seit der Unabhängigkeit 1980 nach zu urteilen, steht das Land vor
       einer schwierigen Zeit, die sogar die vergangenen zwei Jahrzehnte innerer
       Polarisierung und äußerer Isolation in den Schatten stellen könnte.
       
       Es gibt sogar Befürchtungen eines erneuten Militärputsches, so wie 2017,
       als [2][Langzeitherrscher Robert Mugabe gestürzt] wurde und der heute
       amtierende Emmerson Mnangagwa die Macht übernahm. Der [3][Machtwechsel von
       2017] wurde damals mit großen Hoffnungen begleitet. Doch Mnangagwas
       Wiederwahl mit offiziell 52 Prozent der Stimmen bei den Wahlen vergangene
       Woche ist die jüngste Etappe in seinem Niedergang seitdem. Seine
       Präsidentschaft hat ein Legitimitätsdefizit. Feinde und Freunde haben die
       Wahl kritisiert.
       
       Wie bereits nach den [4][Wahlen 2018] hat Oppositionsführer Nelson Chamisa
       das Wahlergebnis zurückgewiesen, und das Land steuert auf eine erneute
       Konfrontation zwischen Chamisas CCC (Citizens Coalition for Change) und der
       regierenden ZANU-PF (Zimbabwe African National Union-Patriotic Front) zu.
       Nach den Wahlen 2018 hatte die Armee beim [5][Niederschlagen von
       Oppositionsprotesten] sechs Menschen erschossen.
       
       Chamisa hat nicht gesagt, ob die CCC auch diesmal gegen das Wahlergebnis
       vor Gericht zieht. Viele Oppositionelle halten Simbabwes Justiz nicht mehr
       für unabhängig. Im Vorlauf der Wahlen hatten die Gerichte den
       ZANU-PF-Dissidenten und Exminister Saviour Kasukuwere von einer Kandidatur
       als Unabhängiger gesperrt.
       
       ## Wandel in Simbabwe wird es geben
       
       „Ob ZANU-PF will oder nicht, es wird Wandel in Simbabwe geben“, sagte
       Chamisa vor Anhängern und betonte, man werde nicht auf die nächsten Wahlen
       in fünf Jahren warten. Er bezeichnete Mnangagwas Machtübernahme 2017 und
       seine Wahl 2018 als „Putsch“ und sagte: „2023 hat er das wiederholt. Man
       kann das nicht zu oft überleben. Nicht weiter.“
       
       Der zivilgesellschaftliche Verband [6][CiZC (Crisis in Zimbabwe Coalition)]
       warnte vor der Gefahr eines neuen Putsches, diesmal gegen Mnangagwa. „Diese
       illegitime Wahl droht, die Bedingungen für einen neuen Putsch wie im
       November 2017 zu schaffen, als der damalige Präsident Mugabe abgesetzt
       wurde“, erklärte die Gruppe. „Simbabwe braucht Hilfe für eine friedliche
       Transition auf der Grundlage von Wahlen. Es hat dies seit der
       Unabhängigkeit 1980 nicht gehabt.“
       
       Die Polizei ist in Alarmbereitschaft gegen neue Proteste. Sie sagte, sie
       habe Kenntnis von Plänen politischer Aktivisten, die Öffentlichkeit zu
       „Popcorn-Demonstrationen“ zu mobilisieren, um dem Deckmantel einer
       Bürgerüberprüfung der Wahl. „Die Polizei wird nicht zögern, gegen solche
       kriminellen Elemente mit Verhaftungen vorzugehen“, sagte Polizeisprecher
       Paul Nyathi.
       
       ## Spannungen sind zu erwarten
       
       Der Thinktank Crisis24 rechnet mit politischer Gewalt. „Landesweit sind in
       den kommenden Tagen erhöhte Spannungen zu erwarten“, prognostizierte die
       Gruppe und warnte vor einer Eskalation im Falle einer gerichtlichen
       Anfechtung des Wahlergebnisses. „Behörden könnten zusätzliche Restriktionen
       verhängen, etwa zeitlich begrenzte Ausgangssperren, Sperrungen des
       Internets oder Reisebeschränkungen.“
       
       Im benachbarten Südafrika, wo bereits mehrere Millionen Simbabwer leben,
       geht jetzt Sorge über eine neue Fluchtbewegung um. „Wir stehen vor dem
       größten Zustrom illegaler Ausländer aus Simbabwe nach Südafrika“, warnte
       Gayton McKenzie von der kleinen Oppositionspartei „Patriotic Alliance“, und
       warf den Flüchtenden vor, Südafrika in ein „zweites Simbabwe“ verwandeln zu
       wollen. „Wir haben genug von illegalenm Ausländern“ sagte er. Er schüre
       Ausländerfeindlichkeit, warfen ihm andere vor.
       
       Fikile Mbalula, Generalsekretär des regierenden ANC (African National
       Congress) in Südafrika, hat Mnangagwa und ZANU-PF zum Wahlsieg gratuliert,
       obwohl die Regionalorganisation SADC (Southern African Development
       Community) die Wahlen offiziell als mangelhaft bezeichnet hat. Südafrikas
       Regierung hat sich allerdings offiziell nicht geäußert. Präsident Cyril
       Ramaphosa gratulierte erst zwei Tage nach Simbabwes Ergebnisverkündung mit
       einem knappen Satz auf X (vormals Twitter). Das kann als Bestätigung, aber
       auch als Distanzierung gewertet werden.
       
       30 Aug 2023
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Marcus Mushonga
       
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