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       # taz.de -- Öko kaufen – und dann nicht nutzen: Designtricks für die Waschmaschine
       
       > Haushaltsgeräte mit Öko-Programm? Werden gerne gekauft – und dann öko
       > abgeschaltet. Wenn die Hersteller da mal nicht bei der Tech-Industrie
       > abgucken.
       
   IMG Bild: Beim Thema Energiesparen klaffen Anspruch und Wirklichkeit offenbar weit auseinander
       
       Es ist eine dieser alltäglichen kleinen Selbstbeschummeleien, aus denen
       sich das Leben manchmal zusammensetzt: die Sache mit den Haushaltsgeräten.
       Verbraucher:innen legen beim Kauf eines Elektrogeräts von Wasch- bis
       Spülmaschine zwar Wert darauf, dass es sich um ein Sparsames handelt.
       [1][Effizienzklasse] D, E, F? Nein, das kommt laut der Befragung eines
       großen Elektrogeräteherstellers der Mehrheit gar nicht erst in die Küche.
       Oder ins Bad.
       
       Doch dann folgt das Aber: Die beim Kauf noch so nachhaltig agierenden
       Kund:innen schalten den Eco-Modus ab. Nicht ihren eigenen, obwohl den
       auch, sondern den der gekauften Geräte. Eco-Modus, das sind die
       Sparprogramme, die besonders wenig Strom oder Wasser oder beides
       verbrauchen und die bei vielen Geräten, wenn man sie anschaltet, als
       Standard vorausgewählt sind.
       
       Warum die Menschen sie trotzdem nicht nutzen? Och, naja: Dauert zu lange,
       das Geschirr wird nicht richtig sauber und wer sagt überhaupt, dass das
       Öko-Programm sparsamer wäre? Gut, man könnte in die Bedienungsanleitung
       schauen und herausfinden, dass es der Hersteller sagt. Aber erstens müsste
       man dann über den Abgas-Skandal und die Verlässlichkeit von
       Herstellerangaben nachdenken. Und zweitens sind Bedienungsanleitungen in
       Zeiten von iPhones ohnehin überbewertet.
       
       Aber weil wir schon bei iPhones sind. Bei ihnen und allen nahen und
       entfernten Technik-Verwandten sind auch ständig Dinge voreingestellt. Beim
       Smartphone zum Beispiel, welche Berechtigung eine App hat. Bei
       Online-Plattformen, wer das eigene Profil in welcher Detailtiefe sehen
       darf. Und so ziemlich überall, dass man seine eigenen Daten in
       größtmöglichem Umfang an den Betreiber des jeweiligen Dienstes oder der
       Plattform übermittelt, der damit so nahezu alles machen darf, was er will.
       Oder es nicht darf und trotzdem macht.
       
       ## Die würde sofort in Reklamation gehen
       
       Dabei bedienen sich Hersteller und Plattformen gerne [2][Design-Tricks],
       die man häufig als Manipulation bezeichnen kann. Verwirrende Formulierungen
       zum Beispiel oder „Ok“-Buttons, die groß und grün sind, während die
       Schaltfläche fürs Ablehnen klein und hellgrau in der Ecke verschwindet.
       
       Was, wenn sich die Haushaltsgerätehersteller davon etwas abgucken würden?
       „Liebe Nutzerin, du willst statt Eco-Modus lieber das Intensiv-Programm
       auswählen? Sehr gerne. Bitte einmal hier kurz die Seriennummer des Gerätes
       und das Kaufdatum eingeben.“ Oder: „Sie haben gerade das klimaschädliche
       90°-Programm ausgewählt – sicher, dass es nicht doch der umweltfreundliche
       Eco-Modus sein soll?“ Wer nun auf das große grüne „Ok“ drückt, startet
       natürlich das Öko-Programm. Denn Ok – das ist in solchen Fällen keine
       Zustimmung, sondern ein seufzendes Sich-Fügen.
       
       Wie jetzt – das würde niemand akzeptieren, die Geräte würden sofort in die
       Reklamation gehen? Klar. Und zu Recht. Mal schauen, wann es auch bei
       Smartphones und Co soweit ist.
       
       1 Sep 2023
       
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