URI: 
       # taz.de -- Schutzgebiete in der Tiefsee: Auf die Praxis kommt es an
       
       > In New York hat Deutschland ein historisches Hochseeabkommen
       > unterzeichnet. Aber es braucht die Kapazitäten, um es auch umzusetzen.
       
   IMG Bild: Die Tiefsee war für die Fischerei bisher ein rechstfreier Raum
       
       Das ist schon fies von der Zeitgeschichte. Da nehmen die grünen
       Ministerinnen Baerbock und Lemke in New York an etwas Großem und Gutem teil
       und demonstrieren, wie sie das mit ihrer Zusammenarbeit ursprünglich
       gemeint hatten vor Ukrainekrieg, Energieknappheiten und Inflation:
       Angesichts der dramatischen Krisen rund um Klima, Artenvielfalt und
       Verschmutzung muss der Schwerpunkt einer vernünftigen Außenpolitik
       notwendigerweise auf der Umweltpolitik liegen; angesichts ihrer globalen
       Dimension ergibt Umweltpolitik nur mit einer außenpolitischen Perspektive
       Sinn. Insofern ist das [1][Hochseeabkommen] historisch: Immerhin sind
       erstmals Schutzgebiete im bislang rechtsfreien Raum der Tiefsee möglich.
       
       Allerdings, und das wurde am Donnerstag eben auch schmerzhaft deutlich,
       sind alle Abkommen ihr Papier nicht wert, wenn sie nicht vor Ort umgesetzt
       werden. Vor Ort heißt etwa bei den Naturschutzbehörden der Bundesländer,
       der Kommunen und Kreise. Weil diese ihre Hausaufgaben nicht gut machen, ist
       [2][Deutschland nun vom EuGH wegen des Verstoßes gegen EU-Recht verurteilt
       worden].
       
       Die Naturschutzgesetzgebung ist nicht das Problem, es ist ihre Umsetzung.
       Viel zu wenige Mitarbeiter sitzen in den Behörden, um festzulegen, warum
       dieses Wald- und jenes Wiesengebiet geschützt werden sollte, welche
       Maßnahmen dazu nötig sind und wie darin genau gewirtschaftet werden darf.
       
       Im Zweifelsfall gelten die amtlichen Naturschützer schnell als Bürokraten,
       die nötige Baumaßnahmen oder die Ansiedlung von Gewerbe verhindern – ganz
       zu schweigen von fehlender Kapazität, um beschlossene Umweltschutzmaßnahmen
       auch zu kontrollieren und zu sanktionieren.
       
       Womit wir wieder beim Abkommen für den Schutz der Hochsee wären. Wenn die
       ersten UN-Mitarbeiter ihre gut ausgestatteten Kontrollboote betreten, um,
       versehen mit weitreichenden Befugnissen und Sanktionsmöglichkeiten, die
       großen illegalen Fangflotten mitten auf dem Ozean zu stoppen – dann ist das
       wirklich ein Tag, um den Sekt zu entkorken. Und dann wird die
       Zeitgeschichte dumm gucken!
       
       22 Sep 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Hochseeabkommen-zum-Schutz-der-Meere/!5917136
   DIR [2] https://www.tagesschau.de/inland/eugh-naturschutz-100.html
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Heike Holdinghausen
       
       ## TAGS
       
   DIR Meeresschutz
   DIR Naturschutz
   DIR Gesetzgebung
   DIR Schwerpunkt Klimawandel
   DIR GNS
   DIR Meere
   DIR Schwerpunkt Klimawandel
   DIR Meeresschutz
   DIR Meeresschutz
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Rohstoffe für die Transformation: Norwegen gestattet Tiefseebergbau
       
       Bodenschätze auf dem Meeresgrund wie Manganknollen heizen wirtschaftliche
       Fantasien an. Norwegen erlaubt als erstes Land nun den kommerziellen Abbau.
       
   DIR Hochseeschutzabkommen kommt voran: Schon fast 70 Unterzeichner
       
       Die Meere sind wichtig fürs Klima und ein Hotspot der Artenvielfalt. Ein
       Vertrag soll sie schützen. Der kann nun bald in Kraft treten.
       
   DIR UN-Hochseeschutz-Abkommen: Hoffnung für den Meeresschutz
       
       Damit das UN-Abkommen zum Naturschutz auf der Hochsee in Kraft tritt,
       müssen 60 UN-Staaten unterzeichnen. Deutschland macht den Anfang.
       
   DIR Experte zum UN-Hochsee-Abkommen: „Erfolg für größten Lebensraum“
       
       Das Hochsee-Abkommen ist eine große Chance, sagt Manfred Santen von
       Greenpeace. Doch es dürfe nicht von nationalen Interessen überlagert
       werden.