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       # taz.de -- Protest gegen Walfang auf Island: Abstieg aus dem Krähennest
       
       > Zuerst war der Walfang auf Island verboten worden, nun soll doch wieder
       > harpuniert werden. Der Protest zweier Frauen dagegen ist spektakulär.
       
   IMG Bild: Zwei Aktivistinnen auf der Aussichtsplattform der Walfangschiffe
       
       Stockholm taz | In Islands Hauptstadt Reykjavík ging am Dienstagnachmittag
       nach rund 33 Stunden Dauer eine spektakuläre [1][Protestaktion gegen den
       Beschluss der Regierung] zu Ende, den im Juni ausgesetzten isländischen
       Finnwalfang doch noch für den Rest des Jahres zu genehmigen. Zwei Frauen
       wurden von der Polizei abgeführt.
       
       Sie hatten sich im „Krähennest“, dem tonnenförmigen Ausguck am Mast von
       zwei Walfangschiffen verschanzt, die im Hafen der isländischen Hauptstadt
       lagen. „Tut uns leid, aber es ging nicht länger“, riefen sie ihren
       UnterstützerInnen am Kai zu. Laut einem Polizeisprecher müssen sie mit
       einer Anklage wegen Hausfriedensbruch rechnen.
       
       In der vergangenen Woche hatte Fischereiministerin Svandís Svavarsdóttir
       mitgeteilt, dass die Jagd auf Finnwale ab 1. September vorübergehend wieder
       aufgenommen werden kann. Allerdings müssten strenge Auflagen erfüllt
       werden. Zuvor hatte sie den Walfang verbieten wollen, dafür in
       [2][Regierung und Parlament allerdings keine Mehrheit] gefunden.
       
       Begonnen hatte ihr von mehreren Medien live verfolgter Protest am frühen
       Montagmorgen. Die beiden Frauen hatten sich an Bord der offensichtlich
       unbewachten Walfangboote „Hvalur 8“ und „Hvalur 9“ geschlichen, die
       Schiffsmasten erklettert und sich in den „Krähennestern“, von dem aus die
       Walfänger Ausschau nach Walen halten, festgekettet.
       
       ## Ärger über Beschluss der Regierung
       
       Die Polizei forderte sie zunächst vergeblich auf, ihre Aktion zu beenden
       und verhinderte dann, dass sie von ihren UnterstützerInnen mit Essen und
       Trinken versorgt werden konnten. Einer der beiden Frauen wurde Rucksack mit
       Wasser und Medikamenten entrissen und beschlagnahmt.
       
       Anahita Babaei, die den Mast von „Hvalur 9“ erklettert hatte, ist eine
       US-amerikanische Filmemacherin, die in Island eine Dokumentation zum
       Walfang machen wollte. Sie hatte sich laut einem Kollegen, mit dem
       isländische Medien sprachen, so über den Beschluss zur Wiederaufnahme der
       Waljagd geärgert, dass sie sich zu der Aktion entschlossen habe.
       
       Elissa Biou, die im „Krähennest“ von „Hvalur 8“ ausgeharrt hatte, hat sich
       laut einer persönlichen Erklärung einer Kampagne der
       Antiwalfang-Organisation „Captain [3][Paul Watson] Foundation“
       angeschlossen. Diese war 2022 von Paul Watson gegründet worden, nachdem er
       nach internen Differenzen die von ihm gegründete Meeresschutzorganisation
       „Sea Shepherd“ verlassen hatte.
       
       Mit der Begründung „der isländische Walfang ist ein Verbrechen“ hatte die
       Watson-Stiftung die „[4][Operation Paiakan]“ gegen den nun genehmigten
       Finnwalfang des Walfängers Kristján Loftsson gestartet. Damit sollten
       „gefährdete Finnwale vor Loftssons gnadenlosen Harpunen“ geschützt werden.
       Loftsson selbst sagte dem isländischen Rundfunk, die „Agression“ der Frauen
       werde seine Pläne nicht ändern. Lasse das bislang schlechte Wetter es zu,
       würden seine Schiffe am Donnerstag zur Waljagd auslaufen.
       
       6 Sep 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Islands-Regierung-schwenkt-um/!5957525
   DIR [2] /Walfang-in-Island/!5942437
   DIR [3] /Archiv-Suche/!5578331&s=Paul+Watson&SuchRahmen=Print/
   DIR [4] https://www.paulwatsonfoundation.org/de/operation-paiakan
       
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