URI: 
       # taz.de -- Konzerttipps für Berlin: Clubkultur und ihre Freiräume
       
       > Bendik Giske stellt zum Beginn der Konzertsaison in der Volksbühne sein
       > neues Album vor. Mouse on Mars feiern drei Jahrzente musikalisches
       > Schaffen.
       
   IMG Bild: Bendik Giske
       
       Der Sommer, der nicht so richtig liefern wollte, aber dankenswerterweise
       ein bisschen nachsitzt, ist insofern zu Ende, dass Schluss mit
       Spielzeitpausen ist. So startet am Freitag die Volksbühne in die neue
       Saison – recht ambitioniert, mit einem Konzert des queerenSaxophonisten und
       Künstlers Bendik Giske.
       
       Der Norweger wird dabei den Release seines drittes Album feiern – was eine
       noch körperlichere Erfahrung als frühere Arbeiten werden dürfte, ist darauf
       doch jedes Schnaufen zu hören. Giske vermeidet durch seine spezielle
       Atemtechnik Pausen und erzeugt so einen steten Tonfluss.
       
       Produziert wurde das Album von der Experimentalmusikerin Beatrice Dillon,
       mit sehr reduzierter Ästhetik. Beim Konzert lässt der Musiker, der sich auf
       Clubkultur und ihre Freiräume bezieht, von der Lichtkünstlerin Therese
       Baumgartner begleiten, was das Ganze sicher zu einer immersiven Erfahrung
       macht (8. 9., 20 Uhr, Tickets 24 Euro, erm. 20 Euro, [1][gibt es hier]).
       
       Wer sich lieber draußen rumtreiben will, um experimentelle Klangwelten zu
       erleben, dem sei ein Besuch im Silent Green ans Herz gelegt. Dort feiern
       Mouse on Mars, die über die letzten drei Jahrzehnte elf Alben und zahllose
       Projekte am den Start brachten und recht produktiv die Schnittstelle von
       Club, Kunst und Avantgarde beackerten, ihr Bandjubiläum.
       
       Für das Silent-Green-Gelände haben Andi Toma und Jan St. Werner gemeinsam
       mit Michael Akstaller „Areal Folds“ entwickelt, eine mehrteilige
       Komposition aus Klanginstallationen. Mit der bespielen sie die Wiese (eher
       leise), aber auch die Betonhalle, in der es eine morphende Klanglandschaft
       zu erkunden gibt. (8.–17. 9, am 11. 9. geschlossen, 16-22 Uhr, Wiese:
       Eintritt frei, Betonhalle: 12 / erm. 8 Euro, nur AK, [2][mehr Infos gobt es
       hier]).
       
       Anfang September wurde der neue Standort des [3][Exploratorium Berlin] in
       der Zossener Strasse eröffnet. Am Sonntag findet dort im Rahm des Monats
       der zeitgenössischen Musik das erste Konzert der Reihe Improvisation
       International statt und zwar mit hochkarätiger Besetzung.
       
       Alexander von Schlippenbach, 85-jährige Berliner Freejazz-Legende trifft
       auf den New Yorker Schlagzeuger Barry Altschul, den Bassklarinettisten Rudi
       Mahall und Joe Fonda am Kontrabass. Zu erwarten ist eine Mischung aus
       Improvisation, Eigenkompositionen und besonderen Arrangements von
       Klassikern (10. 9., 20 Uhr, 20, erm. 15 und 6 Euro für
       Berlin-Pass-Inhaber).
       
       Wer sich immer schon gefragt hat, ob aus dem Katzenquatsch, mit dem Leute
       in den Sozialen Netzwerken ihre Zeit verdaddeln, etwas Vernünftiges
       entstehen kann, ist vielleicht schon mal David Scott begegnet. Der
       Südafrikaner, der mit immer neuen Ideen – so auch dem Einfall, aus den
       Klangwelten dieses Cat Content Tracks zu basteln – und gelegentlich auch
       politischen Kationen als The Kiffness auftritt (was übrigens nix mit
       Kifferei zu tun hat; in seiner Heimat ist „kiff“ Surferslang und heißt
       „cool) – kommt mit einer jazzigen Live-Formation [4][nochmal nach Berlin
       ins Gretchen] – weil es vergangenes Jahr, zur Präsentation seines Debüts,
       so toll war (11. 9., 20 Uhr, VVK 28 Euro, ausverkauft).
       
       Dass Rassismus und speziell die Lebenssituation der afroamerikanischen
       Bevölkerung viel mit der Entstehung von Rap zu tun hatte (der ja grade als
       Genre seinen 50. Geburtstag feierte), ist bekannt. Doch wie übertragbar ist
       das auf hiesige Verhältnisse?
       
       Dem geht das Buch „Rap & Rassismus“ nach – eine qualitative Studie von Marc
       Dietrich und Heidi Süss (erschienen im Juventa Imprint der Beltz Verlags,
       26 Euro). Die beleuchtet, wie kontrovers die hiesige postmigrantische
       Gesellschaft in Videos und sozialen Medien verhandelt wird. Vorgestellt
       wird das Buch am nächsten Freitag [5][in der Kantine am Berghain] (15.9.,
       20 Uhr, Eintritt 4 Euro).
       
       7 Sep 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://ticket.volksbuehne-berlin.de/eventim.webshop/webticket/seatmap?eventId=20999#
   DIR [2] http://www.silent-green.net/programm/detail/2023/9/8/singuhr-projekte-mouse-on-mars-areal-folds
   DIR [3] https://exploratorium-berlin.de/veranstaltung/improvisation-konzert-schlippenbach-altschul-quartett/
   DIR [4] https://loft.de/event/20230911-the-kiffness
   DIR [5] http://www.berghain.berlin/de/event/77318/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Stephanie Grimm
       
       ## TAGS
       
   DIR taz Plan
   DIR Sound der Stadt
   DIR Clubmusik
   DIR Jazz
   DIR elektronische Musik
   DIR Pop-Kultur
   DIR taz Plan
   DIR taz Plan
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Festival „Pop-Kultur“ in Berlin: Rhythmus statt Algorithmus
       
       Wilder Stilmix, inklusiv nicht nur auf dem Papier und für alle
       Altersklassen interessant: Eindrücke vom Festival Pop-Kultur in Berlin.
       
   DIR Konzerttipps für Berlin: Kein Frontalunterricht
       
       Der Monat der Zeitgenössischen Musik beginnt. Wie auch beim Panke Parcours
       und dem Festival für selbstgebaute Musik geht es viel um das Experiment.
       
   DIR Neue Musik aus Berlin: Neu auf Sendung
       
       Tellavison ist jetzt Tell A Vision – und so heißt auch das sechste Album
       von Fee Kürten, die sich diesmal in Richtung HipHop und Spoken Word bewegt.