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       # taz.de -- Zukunft des Grimme-Instituts: Der Kaiserin neue Kleider
       
       > Dem Grimme-Institut fehlt es ordentlich an Geld. Trotzdem will Direktorin
       > Gerlach noch eine dritte Amtszeit. Chuzpe und ein Schlag ins Gesicht!
       
   IMG Bild: Das Grimme-Institut steht vor der Pleite. Die Direktorin möchte trotzdem eine dritte Amtszeit
       
       Zu seinem 50. Geburtstag steht das Grimme-Institut eigentlich vor der
       Pleite. Als Geschenk möchte [1][Grimme-Direktorin Frauke Gerlach] eine
       dritte Amtszeit. „In Anbetracht der konstruktiven Zusammenarbeit mit den
       Gesellschaftern, dem Grimme-Team und mir könnte ich mir gegenwärtig eine
       dritte Amtszeit vorstellen“, sagte sie in einem seltsamen Jubiläumsgespräch
       mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa).
       
       Die tolle Zusammenarbeit konnte aber nicht verhindern, dass Grimme für 2023
       schon eine heftige „Unterdeckung“ von 323.000 Euro meldet. Nächstes Jahr
       fehlen dem Institut, das für den Grimme-Preis, den Deutschen Radiopreis und
       den Grimme Online Award zuständig ist, laut Gerlach dann wohl sogar 430.000
       Euro. Bei einem Gesamtetat von gut drei Millionen Euro ist das nicht
       konstruktiv, sondern höchst bedrohlich.
       
       Es zeugt also von einer gehörigen Chuzpe, sich angesichts dieser Bilanz als
       Kandidatin für ein Weiter-so zu empfehlen. Ach so, die seit 2014 amtierende
       Chefin kann gar nichts dafür. Grund seien höhere Tarifabschlüsse,
       „explodierte“ Veranstaltungs- und deutlich höhere Energiekosten für den
       Institutssitz im schönen Marl, sagte Gerlach der dpa.
       
       Ich bin hier natürlich befangen. 2015 habe ich selbst den Grimme-Preis
       geleitet. Bis Ende 2022 war ich Vorsitzender des
       Grimme-Preis-Fördervereins. Und ja, dass aus den 1950er Jahren stammende,
       unter Denkmalschutz stehende Institutsgebäude ist schwer zu heizen.
       Veranstaltungskosten sind überall seit der Pandemie durch die Decke
       gegangen.
       
       Doch der Rest? Das diesjährige Defizit kann mit den Tarifabschlüssen
       schlecht begründet werden, denn die Gehälter steigen erst ab März 2024.
       Sich als Chefin mit rund 150.000 Euro Festgehalt damit zu rechtfertigen,
       die Mitarbeitenden seien zu teuer, muss für die ein Schlag ins Gesicht
       sein.
       
       ## Kein Kind ruft, die Kaiserin sei nackt
       
       Als Förderverein hatten wir Ende 2022 in einem offenen Brief gefragt: „Wo
       bleibt Grimme?“, weil aus dem Institut, von den Preisen abgesehen, kaum
       noch Impulse ausgehen. Die Reform der Öffentlich-Rechtlichen wäre früher in
       Marl (mit)verhandelt worden. [2][Heute braucht es dafür einen Zukunftsrat].
       Am Institut gibt es zum 50sten einen Tag der offenen Tür und Filme aus der
       guten alten Zeit, als der Laden richtig wichtig war.
       
       Doch Frauke Gerlach kann sich auf [3][Hans Christian Andersen] und ihre
       konstruktiven Gesellschafter wie das Land NRW, ARD, ZDF und den Deutschen
       Volkshochschul-Verband verlassen. „Ach, welche gute Fee hat ihr denn das
       versprochen?“, fragt die Mitbewohnerin und sagt: „Das ist eine recht
       komische Moral der Geschichte für eine Wiederwahl.“ Wie gut, dass es anders
       als im Märchen von des Kaisers neuen Kleidern in Marl kein Kind gibt, das
       ruft: „Die Kaiserin ist nackt!“
       
       8 Sep 2023
       
       ## LINKS
       
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   DIR Steffen Grimberg
       
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