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       # taz.de -- Forderung nach Helmpflicht: Lieber sichere Radwege
       
       > Dass die Verkehrssenatorin die Verantwortung auf die Radler abwälzen
       > will, anstatt sichere Infrastruktur zu schaffen, ist das Problem. Nicht
       > ihr Doktortitel.
       
   IMG Bild: Ohne Autos radelt es sich mit und ohne Helm sicher – hier bei der ADFC-Sternfahrt auf der Avus
       
       Wie viel Mobilitätswende kann man von einer CDU-Politikerin und ehemaligen
       Bau-Lobbyistin erwarten? Nicht allzu viel, das hat Verkehrssenatorin Manja
       Schreiner mit ihrem desaströsen [1][Planungsstopp für Radwege] schon
       eindrucksvoll bewiesen. Dass es Schreiner trotz aller Beteuerungen
       „pragmatische Verkehrspolitik für alle“ nur um die Aufrechterhaltung der
       Dominanz des Autos geht, zeigte sie auch wieder mit ihrer jüngsten
       Forderung nach einer Helmpflicht für Radfahrer:innen.
       
       „Die Helmpflicht wäre ein sinnvoller Beitrag für mehr Verkehrssicherheit“,
       sagte Schreiner am Dienstag der Deutschen Pressegentur. Damit bekräftigte
       sie die Forderung ihres brandenburgischen Partei- und Amtskollegen Guido
       Beermann (CDU), der die Idee einen Tag zuvor in einem Interview mit der MAZ
       aufbrachte.
       
       Das Aufwärmen der [2][Helmpflichtdebatte], die seit Jahrzehnten immer mal
       wieder geführt wird, ist so perfide wie durchschaubar. Nach außen hin gibt
       sich Schreiner besorgt über die Verkehrssicherheit von Radfahrer:innen. Auf
       den ersten Blick wirkt die Forderung auch vernünftig: Immerhin verringert
       ein Helm die Wahrscheinlichkeit von schweren Kopfverletzungen beträchtlich.
       
       Doch wie Beispiele aus Kanada und Australien zeigen, führt eine Helmpflicht
       vor allem dazu, dass weniger Menschen radfahren, weil sie keine Lust haben,
       Helm zu tragen oder sie sich keinen leisten können – das ist alles
       [3][schon seit Jahren bekannt und auch in zahlreichen wissenschaftlichen
       Untersuchungen nachzulesen.]
       
       ## Besser Infrastruktur statt Helmpflicht
       
       Glücklicherweise ist die Einführung einer Helmpflicht für Berlin allein
       nicht ohne weiteres möglich. Wenn, dann müsste schon eine bundesweite
       Regelung her.
       
       Was bleibt, ist ein diskursives Ablenkungsmanöver. Beinahe zynisch ist es,
       dass Schreiner als Verkehrssenatorin die Verantwortung beim Thema
       Sicherheit auf das Individuum auslagern will. Denn ein Hauptgrund, warum
       viele Berliner:innen derzeit noch aufs Fahrrad verzichten, ist, dass
       sie sich inmitten der Flut von Blechpanzern nicht sicher fühlen. Die Lösung
       sind keine Helme, sondern sichere Infrastruktur.
       
       Derzeit kann nur auf den wenigen in den vergangenen Jahren fertiggestellten
       geschützen Radwegen der gesetzlich vorgeschriebene Mindestabstand von 1,5
       Metern auch tatsächlich eingehalten werden. Auf allen anderen Wegen donnern
       weiterhin tonnenschwere Lastwagen mit Haaresbreite an einem vorbei. Da
       kommt auch mit Helm nur wenig Sicherheits-Feeling auf.
       
       Was den Radwegausbau angeht, haben sich einige der schlimmsten
       Befürchtungen mittlerweile bewahrheitet. So werden in Neukölln rund 600.000
       Euro Bundesfördermittel für einen geschützten Radweg auf der Sonnenallee
       verfallen, wie der [4][Tagesspiegel] am Mittwoch berichtete. Bei einer
       derart rückwärtsgewandten Politik sind die Plagiate, die in Manja
       Schreiners [5][Doktorarbeit] gefunden wurden, noch das geringste Problem.
       
       9 Sep 2023
       
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   DIR [5] /Berlins-Verkehrssenatorin/!5955311
       
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