# taz.de -- Bahnstrecke Berlin – Hamburg lahmgelegt: Bahnkunden büßen für Kapitalismus
> Linksradikale haben in Hamburg Anschläge auf Bahnanlagen verübt. Das sei
> ein Protest gegen neokoloniale Ausbeutung.
IMG Bild: Anschlagsziel: Duss-Terminal für den Bahnumschlag
Hamburg taz | Mehrere Brandanschläge haben in der Nacht zu Freitag in
Hamburg Bahnanlagen beschädigt. Infolgedessen fiel am Freitag ein großer
Teil der Züge zwischen Hamburg und Berlin aus. In einem Bekennerschreiben
auf der [1][Internetseite Indymedia] hieß es, die Anschläge seien gegen
kapitalistische Infrastruktur gerichtet, die „neokolonialer Ausbeutung und
erdzerstörendem Extraktivismus“ diene.
Die drei Brände in Kabelschächten an Bahnanlagen wurden zwischen 2.30 Uhr
und 3.40 Uhr entdeckt. [2][Laut dem Bekennerschreiben auf Indymedia] wurden
die Hafenbahn im Hamburger Süden, die Schienen des Duss-Terminals in
Billwerder und die nördliche Güterumgehungsbahn sabotiert. „All diese
stellen kritische Infrastruktur für den Umschlag von Schiff zu Schiene,
Schiene zu Straße und die Weiterverteilung von Rohstoffen und Waren ins
Aus- bzw. Hinterland dar“, lautet die Begründung.
In dem Text wird versichert, die Gruppe habe neuralgische Punkte des
Güterverkehrs ausgewählt und sich auf Streckenabschnitte beschränkt, „die
nicht für den Personenverkehr genutzt werden“.
Nach Einschätzung der Deutschen Bahn dürfte der Zugverkehr zwischen Hamburg
und Berlin jedoch noch bis zum Samstag gestört sein. „Eine Wiederaufnahme
des Verkehrs zwischen Hamburg und Berlin ist voraussichtlich erst im Laufe
des Samstagmorgens wieder möglich“, teilte eine Bahnsprecherin am Freitag
mit. Auch danach dürfte es noch etwas dauern, bis sich der Fernverkehr
wieder vollständig eingeruckelt hat.
## Solidarisch mit Mayas
Betroffen sind sowohl der Fern- als auch der Nahverkehr. Fernzüge werden
der Bahn zufolge teilweise über Uelzen umgeleitet. Als Alternative seien
auch Fahrten über Hannover möglich, wodurch sich die Fahrzeit allerdings
deutlich verlängere. Elf Züge fielen bisher vollständig aus, 19 weitere zum
Teil. Sie unterbrachen ihre Fahrt also erst unterwegs. Dutzende weitere
Züge waren mit hohen Verspätungen unterwegs.
In Hamburg würden jährlich Millionen von Tonnen Waren und Rohstoffe
umgeschlagen, die den [3][Reichtum des globalen Nordens zuungunsten des
sogenannten globalen Südens mehrten], heißt es in dem Bekennerschreiben.
„Wir wollten hiermit eine reale Delle in diese Maschinerie setzen“,
schreiben die Autoren. Sie zeigten sich auf diese Weise solidarisch „mit
den von der industriellen Zerstörung betroffenen Gemeinschaften weltweit
und denen, die für den Kampf gegen Kapitalismus und Staat hinter Gittern
sitzen“.
Insbesondere schlössen sie sich dem [4][Kampf gegen das
Infrastrukturprojekt Tren Maya in Mexiko] an, an dem neben anderen
deutschen Unternehmen auch die Bahn beteiligt sei. Deren Infrastruktur sei
daher ein „geeignetes Angriffsziel“. Mit dem „Mayazug“ sollen Touristen auf
der Halbinsel Yucatán von karibischen Stränden zu präkolonialen Pyramiden
fahren können.
Die Hamburger Polizei teilte mit: „Das Bekennerschreiben ist uns bekannt
und wird selbstverständlich in die Ermittlungen mit einbezogen bzw. ist ja
nun bereits Bestandteil davon.“ Aus Sicherheitskreisen hieß es außerdem, ob
das Schreiben authentisch sei, stehe noch nicht fest. (mit Agenturmaterial
von dpa)
8 Sep 2023
## LINKS
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DIR [4] /Protest-gegen-Grossprojekte-in-Mexiko/!5932404
## AUTOREN
DIR Gernot Knödler
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