# taz.de -- Besuch aus Frankreich und Russland: Buhlen um Bangladesch
> Russlands Außenminister Lawrow und Frankreichs Präsident Macron besuchen
> nacheinander Bangladesch. Russland und USA kämpfen um die
> Schwellenländer.
IMG Bild: Blumen zur Begrüßung: Präsident Macron und Premierministerin Sheikh Hasina am 10. September
Delhitaz | Der diplomatische Kalender in Bangladeschs Hauptstadt Dhaka ist
derzeit gut gefüllt. In den vergangenen Tagen kommt Besuch wie selten
zuvor: [1][Im Anschluss an den G20-Gipfel im indischen Delhi] flog der
französische Präsident Emmanuel Macron gleich zum bilateralen Treffen mit
seiner Amtskollegin in das zweieinhalb Flugstunden entfernte Nachbarland.
„Wir hoffen beide, dass dieser neue strategische Schritt zwischen
Bangladesch und Frankreich eine wirksame Rolle bei der Schaffung von
regionaler und globaler Stabilität und Frieden spielen wird“, sagte
Bangladeschs Premierministerin Sheikh Hasina Wajed am Montag auf einer
gemeinsamen Pressekonferenz. „In einer Region, die mit einem ‚neuen
Imperialismus‘ konfrontiert ist“, wolle man „einen dritten Weg
vorschlagen“, erklärte Macron bereits im Vorfeld.
Die USA und China konkurrieren um die Gunst des südasiatischen Landes,
Macron bot Frankreich als dritte Alternative an. Paris wolle technische
Hilfe beim Aufbau von strategischer Sicherheitsinfrastruktur leisten. Und
der europäische Flugzeugbauer Airbus habe einen Auftrag über zehn Maschinen
des Typs A350 aus Bangladesch erhalten, so Macron. Mit dieser erstmaligen
Kaufabsicht wendet sich Bangladesch vom US-Flugzeughersteller Boeing ab.
Anderseits besuchte vor seiner G20-Teilnahme am Wochenende der russische
Außenminister Sergej Lawrow Dhaka als willkommener Gast. Mit russischer
Hilfe wird gerade das erste Kernkraftwerk des Landes in Rooppur
fertiggestellt. Darüber hinaus hat Moskau angeboten, dem [2][angeschlagenen
Bangladesch] Flüssiggas, Weizen und Düngemittel zu liefern.
Bangladesch sei nach Indien der zweitgrößte Handelspartner Moskaus in
Südasien, so Lawrow, und der bilaterale Handel werde voraussichtlich
steigen. Laut der Zeitung Dhaka Tribune forderte Bangladeschs
Premierministerin Russland auf, den Krieg mit Ukraine auf friedliche Art
und Weise zu beenden. Lawrow sagte wiederum, dass Moskau es schätze, „dass
unsere Freunde in Bangladesch trotz des Drucks, den die USA und ihre
Verbündeten auf das Land ausüben, sich in ihrer Außenpolitik ausschließlich
von ihren nationalen Interessen leiten lassen“.
Länder wie Indien oder Bangladesch wollen sich bezüglich des Ukrainekrieges
nicht so recht auf eine Seite schlagen. Das erschwerte auch die
Konsensfindung beim diesjährigen G20-Gipfel der führenden Industrie- und
Schwellenländer. [3][Für eine gemeinsame Abschlusserklärung reichte es aber
am Ende doch.]
11 Sep 2023
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## AUTOREN
DIR Natalie Mayroth
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