# taz.de -- Vorwürfe gegen Franz Kardinal Hengsbach: Sie hatten ihm ein Denkmal gebaut
> Wieder kursiert beim Thema Missbrauch ein hochrangiger Name durch die
> katholische Kirche. Der Umgang mit den Vorwürfen wird von Katholiken
> kritisiert.
IMG Bild: Demontage der Skulptur des Kardinals Franz Hengsbach
Berlin taz | Es scheint, dass sich auch Jahre nach dem Bekanntwerden der
weitreichenden Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche die
Verantwortlichen immer noch schwertun, in aller Deutlichkeit Verurteilungen
von Tätern eigeninitiativ anzusprechen.
Der Name von [1][Franz Kardinal Hengsbach] fällt in der Predigt des
Limburger Bischofs Georg Bätzing im Eröffnungsgottesdienst zur
Herbst-[2][Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz] in Wiesbaden
nicht. Immerhin erwähnt Bätzing, wie wichtig [3][die
Missbrauchsaufarbeitung] sei: „Wir können nicht nach außen fordern und
fördern, was innerhalb der Kirche selbst so wenig konkret gelebt wird; das
macht uns unglaubwürdig“, so Bätzing.
Wenig überraschend blieb das Thema in der Predigt von Kardinal Rainer Maria
Woelki gänzlich unerwähnt. Der Kölner Bischof ist einer der Kritiker der
Reformbewegungen in der Kirche und steht seit Jahren [4][aufgrund von
Vorwürfen der Vertuschung] im Zusammenhang mit sexuellem Missbrauch in der
Kritik.
Vergangene Woche machte der Essener Bischof Franz Overbeck öffentlich, dass
es mehrere Vorwürfe von sexueller Gewalt gegen den hochangesehenen Kardinal
Hengsbach gibt. Diese betreffen den Zeitraum 1950er bis 1970er Jahre. Nach
der Veröffentlichung und der Aufforderung, dass sich Betroffene melden
sollen, kamen weitere Vorwürfe hinzu.
Hengsbach ist 1991 in Essen gestorben. Bei der Eröffnungspressekonferenz
zur Vollversammlung fand Bätzing immerhin deutlichere Worte und warf
Hengsbach „verbrecherisches Verhalten“ vor. „Die Verunsicherung für
Gläubige in diesem Bistum, wenn man sieht, auf welch hohem Sockel dieser
Mann stand als Gründerbischof und dann stürzt – die ist mit nichts zu
vergleichen“, sagte Bätzing.
## Kritik vom Zentralkomitee der Deutschen Katholiken
Von einem konkreten Sockel wurde Hengsbach schnell geholt: Vor dem Essener
Dom wurde am Montag eine Statue des als Gründerbischof des Ruhrbistums
geltenden Kardinals abgebaut. „Die Wahrheit muss auf den Tisch. Nur so
werden die Betroffenen zu ihrem Recht kommen“, so Bätzing.
Dass Hengsbach nicht nur Vertuscher, sondern auch Täter gewesen sei, habe
für ihn „eine Qualität, die wir bisher nicht hatten“. Das Zentralkomitee
der Deutschen Katholiken kritisierte den Umgang mit den Vorwürfen: „Wieder
entsteht der Eindruck, dass nicht die Betroffenen, sondern die Täter
geschützt wurden“, sagte die Präsidentin Irme Stetter-Karp.
Vor der Kirche in der Wiesbadener Innenstadt, in der am Montag der
Eröffnungsgottesdienst der Bischofskonferenz gefeiert wurde, hielten
katholische Reformgruppen eine Mahnwache ab und forderten eine
konsequentere Missbrauchsaufarbeitung. Auch Vertreter*innen der
Initiative [5][OutinChurch] waren vor Ort und erinnerten an die
Diskriminierung, die die LGBTQI+ Community in der katholischen Kirche
[6][immer noch häufig erfährt].
Die Bischofskonferenz tagt noch bis Donnerstag. Neben dem Thema Prävention
und Aufklärung sexuellen Missbrauchs soll es um die Fortführung der
[7][Beschlüsse des Reformprozesses Synodaler Weg] und die Vorbereitung der
Weltsynode im Oktober in Rom gehen.
26 Sep 2023
## LINKS
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## AUTOREN
DIR Linda Gerner
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