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       # taz.de -- Verhandlungen von EU und Mercosur: Kein Rabatt bei der Energiewende
       
       > Eigentlich könnten alle nur gewinnen durch ein Freihandelsabkommen. Wenn
       > die Lateinamerikaner den Klimaschutz nur nicht bezahlt haben wollten.
       
   IMG Bild: Windräder im brasilianischen Amazonasgebiet. Umweltstandards sollten auch von Europa eingehalten werden
       
       Als der neu gewählte brasilianische Präsident Lula da Silva den Schutz des
       Amazonas auf der Weltklimakonferenz 2022 in Scharm al-Scheich verkündete,
       schien der Weg zu neuen Handelsbeziehungen mit der EU geebnet. Seit fast
       einem Vierteljahrhundert verhandeln die EU und die [1][Mercosur-Staaten],
       Argentinien, Brasilien, Uruguay und Paraguay, über ein Freihandelsabkommen.
       Könnten nun alle kriegen, was sie wollen?
       
       Stärkere Handelsbeziehungen zwischen Europa und Lateinamerika als Gegenpol
       zu den sich vertiefenden Beziehungen zu China. Rohstoffe für die
       Energiewende in der EU und Investitionen für deren Abbau in den
       Mercosur-Ländern. Märkte für die im Überfluss produzierten Güter wie Autos,
       Pestizide oder Rindfleisch. Win-win, so scheint es. Doch vorläufig
       scheitert es an einer Zusatzerklärung mit sanktionsbewehrten
       Verpflichtungen zum Klimaschutz, die dem Abkommen angehängt werden soll.
       
       Diese ist nötig, um das Abkommen durch die EU zu bekommen, wo sich einige
       Mitgliedsstaaten und vor allem Grüne noch querstellen. Die Mercosur-Staaten
       aber wollen sie nicht. Dabei ist sie genau genommen reine Symbolpolitik,
       denn Sanktionen in Handelsabkommen wurden bislang so gut wie nie umgesetzt
       – weder bei Umweltschutz noch bei Menschenrechten. Die Lateinamerikaner
       wehren sich dagegen, dass die EU ihnen Bedingungen stellt.
       
       Das bekräftigten sie in einer gemeinsamen Antwort. Auch das neue
       EU-Entwaldungsgesetz stört sie. Ab 2024 dürfen in die EU importierte Güter
       nicht mit Abholzung in Verbindung stehen. [2][Wenn Europa Waldschutz will,
       soll es dafür zahlen]. Sind Klimaschutz und Freihandelsabkommen
       kombinierbar? Wenn wir ehrlich sind: nein.
       
       Daran ändert auch eine Zusatzerklärung wenig. Wenn Europa Klimaschutz will,
       muss es zahlen und die eigenen schädlichen Industrien, eben die
       [3][Pestizid- und die Autoherstellung], herunterfahren sowie zu den
       Importstandards stehen. Und wenn es Ressourcen für die Energiewende will,
       muss Europa wohl auch dafür zahlen oder die eigene Verhandlungsstrategie
       noch mal überdenken.
       
       27 Sep 2023
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Leila van Rinsum
       
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