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       # taz.de -- Von der Leyen zur Lage der EU: Billige E-Autos unerwünscht
       
       > Die EU-Kommission will prüfen, ob China sich Vorteile auf dem Automarkt
       > der Zukunft verschafft. Und was macht sie mit dem Green Deal?
       
   IMG Bild: Produktion eines E-Autos in Changchun, China
       
       Straßburg taz | Die EU-Kommission will mehr für Bauern sowie für kleine und
       mittlere Unternehmen tun – und härter gegen [1][billige Elektroautos made
       in China] vorgehen. Dies kündigte Kommissionspräsidentin Ursula von der
       Leyen bei ihrer alljährlichen Rede zur Lage der (Europäischen) Union am
       Mittwoch in Straßburg an.
       
       „Die Weltmärkte werden mit billigeren chinesischen Elektroautos
       überschwemmt“, sagte von der Leyen bei ihrer wohl letzten großen Ansprache
       vor der Europawahl 2024. Der Preis der Fahrzeuge werde durch staatliche
       Subventionen gedrückt. „Das verzerrt unseren Markt. Und das akzeptieren wir
       nicht.“
       
       Die EU-Kommission will nun eine Untersuchung einleiten und prüfen lassen,
       ob China den Wettbewerb durch gezielte Hilfen verzerrt. Wenn ja, könnte
       Brüssel zu [2][Anti-Dumping-Zöllen] greifen, die die chinesischen
       Elektroautos deutlich verteuern.
       
       Nach Angaben der Denkfabrik Center Automotive Research sind chinesische
       E-Autos nach Listenpreis bis zu 60 Prozent billiger als deutsche –
       [3][Volkswagen etwa will erst ab 2025 ein Elektroauto für weniger als
       25.000 Euro] anbieten. Und die chinesischen Hersteller gelten auch als
       besonders innovativ. Einige europäische Firmen setzen daher auf
       Partnerschaften.
       
       ## Lob und Kritik
       
       Der europäische Autoverband ACEA lobte den Vorstoß aus Straßburg. Von der
       Leyen sende das „positive Signal“, dass sich die EU „mit den
       Wettbewerbsverzerrungen in unserem Sektor befasst“, sagte Generaldirektorin
       Sigrid de Vries. Der deutsche Branchenverband VDA mahnte hingegen:
       „Mögliche Gegenreaktionen aus China müssen ebenfalls berücksichtigt
       werden.“
       
       In der Branche geht die [4][Angst vor einem Handelskrieg] um. China ist für
       deutsche Autohersteller der wichtigste Markt; sie würden unter einem harten
       Konflikt besonders leiden. Von der Leyen versuchte, die Bedenken zu
       zerstreuen: Es gehe nicht um Abschottung oder Abkoppelung, sondern um
       Risiko-Minderung. Dies werde sie auch beim nächsten EU-China-Gipfel im
       Herbst betonen.
       
       Mit ihrem harten Kurs folgt die deutsche CDU-Politikerin wohl französischen
       Wünschen, aber auch der Politik der USA. Ihren Kurs hatte sie im Frühjahr
       bei einem Besuch in Washington mit US-Präsident Joe Biden abgestimmt. Die
       französische Europaministerin Laurence Boon sagte, die nun geplante
       Untersuchung sei wichtig, um den europäischen Markt zu schützen.
       
       ## Reden mit den Landwirten
       
       Auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und sein französischer
       Amtskollege Bruno Le Maire signalisierten Zustimmung. „Das ist insgesamt
       die richtige Haltung“, sagte Habeck in Berlin. Gegenmaßnahmen Chinas
       machten ihm keine Sorgen, die gebe es ja bereits. „Insofern denke ich, ist
       das der richtige Weg.“ Europa müsse seine ökonomischen Interessen
       verteidigen, sagte Le Maire.
       
       Durchwachsen fielen die Reaktionen auf von der Leyens weitere Angebote aus.
       Den Landwirten bietet sie einen strategischen Dialog an und reagiert damit
       auf Proteste rund um den Green Deal. „Wir brauchen mehr Dialog und weniger
       Polarisierung“, sagte sie. [5][Landwirtschaft und Naturschutz seien
       vereinbar].
       
       Für die kleinen und mittleren Unternehmen will die Kommissionschefin einen
       eigenen Beauftragen einsetzen. Die Berichtspflichten sollen um ein Viertel
       verringert werden. Lob kommt dafür vom Chef der Europäischen Volkspartei,
       Manfred Weber (CSU). Skeptischer ist der Chef der deutschen Grünen im
       Europaparlament, Rasmus Andresen. Von der Leyen müsse beweisen, „dass sie
       für die Unternehmen mehr zu bieten hat als salbungsvolle Worte“.
       
       13 Sep 2023
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Eric Bonse
       
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