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       # taz.de -- Beziehungen zwischen Venezuela und China: Maduro als Bittsteller in Peking
       
       > Venezuelas Präsident Nicolás Maduro hofft bei einem Besuch bei Xi Jinping
       > auf neue chinesische Investitionen – und ein Schuldenmoratorium.
       
   IMG Bild: Großer Bahnhof, aber wenig konkrete Zusagen in Peking für den Gast aus Venezuela
       
       Buenos Aires taz | „Wir haben die Beziehungen zwischen China und Venezuela
       auf die Ebene einer strategischen All-Wetter-Partnerschaft gehoben“, sagte
       der chinesische Präsident Xi Jinping beim Treffen mit Venezuelas
       Präsidenten Nicolás Maduro am Mittwoch in Peking. China werde die
       Bemühungen Venezuelas um den „Schutz seiner nationalen Souveränität, Würde
       und sozialen Stabilität“ sowie das „berechtigte Anliegen Venezuelas, sich
       gegen ausländische Einmischung zu wehren“, unterstützen, so Xi.
       
       Möglich, dass die diplomatischen Höflichkeiten etwas darüber hinwegtäuschen
       sollen, dass der venezolanische Staatschef als Bittsteller angereist war.
       China ist Venezuelas wichtigster Ölabnehmer und zugleich größter Gläubiger.
       „Wir haben beschlossen, eine neue Partnerschaft einzugehen und einen
       gemeinsamen Entwicklungsplan auszuarbeiten“, erwiderte Maduro, der sich
       bereits seit vergangenem Freitag in China aufhält.
       
       Maduro hofft auf neue chinesische Investitionen in den maroden Erdölsektor
       und auf ein neues Schuldenmoratorium. Bei seiner Ankunft hatte er
       erwartungsvoll „gute Nachrichten für das venezolanische Volk“ angekündigt.
       Doch nach dem, was offiziell bekannt ist, fallen die Nachrichten eher
       bescheiden aus. Noch am konkretesten ist Maduros Ankündigung, dass „in den
       kommenden Wochen“ drei Delegationen nach China reisen werden, um mit
       öffentlichen und privaten Unternehmen in den Städten Shenzhen und Shanghai
       sowie in der Provinz Shandong Geschäfte zu machen.
       
       Zu Beginn des Besuchs unterzeichneten beide Seiten eine Absichtserklärung
       über die Entwicklung und Aufwertung von Sonderwirtschaftszonen. Erst im
       August hatte Maduro die Einrichtung von fünf neuen
       [1][Sonderwirtschaftszonen in verschiedenen Regionen Venezuelas]
       angeordnet, um „ein neues Modell nach dem Öl“ aufzubauen, wie es offiziell
       heißt. Für den Monat August hatte Venezuela der Organisation
       erdölexportierender Länder (OPEC) eine durchschnittliche Produktion von
       820.000 Fass Rohöl pro Tag gemeldet. Das ist weit entfernt von den
       einstmals über 3 Millionen pro Tag.
       
       ## Öl für einen Kredit von 2007
       
       Seit den [2][Sanktionen], die die USA 2015 gegen Venezuela verhängt haben,
       ist China zum wichtigsten Abnehmer von venezolanischem Öl geworden.
       Offizielle chinesische Zahlen dazu gibt es nicht. Glaubt man den Angaben
       der Rohstoffberatungsfirma Vortexa, so hat die Volksrepublik von Januar bis
       August täglich rund 390.000 Fass Rohöl pro Tag aus Venezuela importiert.
       Der größte Teil davon werde stets über Drittländer wie Malaysia
       abgewickelt, heißt es dort.
       
       Die Lieferungen werden immer noch zur Begleichung eines 2007 vom damaligen
       venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez abgeschlossenen
       Öl-gegen-Kredit-Geschäfts im Wert von 50 Milliarden Dollar verwendet. Wie
       viel davon in der Zwischenzeit in zähflüssiger Form beglichen wurde, ist
       nicht bekannt.
       
       Der Ölpreisverfall und die stark rückläufige Ölproduktion zwangen die
       Regierung in Caracas 2016, China um eine Gnadenfrist zu bitten. Im Jahr
       2020 einigten sich die Regierung Maduro und chinesische Banken laut der
       Nachrichtenagentur Reuters erneut auf eine tilgungsfreie Zeit für
       Verbindlichkeiten in Höhe von rund 19 Milliarden Dollar.
       
       Xi Jinpings Worte gegen ausländische Einmischung in Venezuela kamen einen
       Tag nach dem Urteil des Gerichts der Europäischen Union. Das Gericht in
       Luxemburg hatte eine Klage Venezuelas gegen die 2017 von der EU verhängten
       [3][Sanktionen] gegen den Ölstaat abgewiesen. Gewalttaten,
       Menschenrechtsverletzungen und Angriffe auf die Demokratie seien zum
       Zeitpunkt der Verhängung der Sanktionen hinreichend nachgewiesen gewesen,
       urteilte das Gericht am Dienstag.
       
       14 Sep 2023
       
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