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       # taz.de -- Fifa-WM 2030 auf drei Kontinenten: Bizarre Gigantomanie
       
       > Groß, größer, Fußball: Die Fifa unter Gianni Infantino bläst den Fußball
       > zum Giga-Event auf. Wohin soll diese Strategie noch führen?
       
   IMG Bild: Die FIFA will immer noch mehr: Der letzte Weltmeister Argentinien feiert mit mehreren WM-Pokalen
       
       Eins muss man dem Fußballweltverband Fifa lassen: Er weiß, wie man
       Aufmerksamkeit generiert. Die WM des Jahres 2030, ohnehin ein auf 104
       Spiele aufgeblähtes Mega-Event mit 48 Mannschaften, wird nun auf drei
       Kontinenten ausgetragen, in Südamerika, Afrika und Europa. Geradezu
       konspirativ verliefen die Absprachen des Fifa-Councils, des
       Entscheidungsgremiums um Fifa-Präsident Gianni Infantino, im Vorfeld. Die
       Meldung kam aus dem Nichts, die kritische Öffentlichkeit wurde in
       strategischer Voraussicht überrumpelt. Die Beteiligten haben dichtgehalten,
       was den Führungsanspruch Infantinos in diesem Zirkel der Fußballverweser
       untermauert.
       
       Der Schweizer hat seine Kombattanten offenbar im Griff. Sein Ansinnen, aus
       der Fußball-Weltmeisterschaft den größten und lukrativsten Zirkus der Welt
       zu machen, wird stets per Akklamation bewilligt. [1][Infantinos]
       Wachstumsversprechen befeuert eine bizarre Gigantomanie. Der Fußball, der
       eh schon zum Leidwesen der anderen Sportarten im Mittelpunkt des Interesses
       steht, soll immer noch spektakulärer und größer werden. Das ist Marketing
       in der Extremsportvariante, umgesetzt von Funktionären, die nicht nur in
       Impulsreferaten ausgeben: The sky is the limit.
       
       Im Rausch der Möglichkeiten bringen sie den Fußball an seine Grenze. Wohin
       soll diese Strategie noch führen? Wann hat die Öffentlichkeit genug von der
       Fußballisierung des Sports? Fan-Initiativen meinen nun, die Fifa befinde
       sich in einem „Teufelskreis der Zerstörung“. Das mag übertrieben sein, aber
       der Weltverband könnte in seiner ständigen Suche nach dem Nonplusultra das
       Wohlwollen vieler Anhänger verspielen, denn der Kick fußt nun einmal auf
       Traditionen. Das Fundament, auf dem er steht, wird brüchig, wenn das
       Einfache, Ursprüngliche und Überschaubare verloren gehen.
       
       Aber was schert das einen Gianni Infantino, der schon den nächsten Coup
       vorbereitet: die Weltmeisterschaft 2034 in [2][Saudi-Arabien]. Es steht
       dort nicht so gut um die Menschenrechte? Ja mei, wenn der Ball erst rollt,
       ist das alles schnell vergessen.
       
       5 Oct 2023
       
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