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       # taz.de -- Haushaltsstreit in den USA: Showdown vor dem Shutdown
       
       > Wegen interner Machtkämpfe der Republikaner droht die Schließung der
       > Bundesbehörden. Bis Ende der Woche muss eine Einigung im Kongress her.
       
   IMG Bild: In den USA droht erneut ein Shutdown
       
       Washington taz | Bis zum Ende dieser Woche müssen sich die Abgeordneten und
       Senatoren im US-Kongress auf einen neuen Haushaltsplan einigen, ansonsten
       droht mit dem Stichtag 30. September ein gefürchteter „Shutdown“ der
       Bundesbehörden. Dieser würde nicht nur die US-Regierung teilweise lähmen,
       sondern könnte auch der Wirtschaft des Landes Schaden zufügen. Nicht zu
       vergessen sind auch die Millionen von Regierungsangestellten, die für
       unbestimmte Zeit auf ihr Gehalt verzichten müssen, dazu zählen auch viele
       Mitglieder der Streitkräfte.
       
       Der Grund für den [1][drohenden Shutdown] sind anhaltende Machtkämpfe
       innerhalb der Republikanischen Partei. Der extrem rechte Flügel der Partei
       will den nach ihrer Meinung ausufernden Regierungsausgaben mit drastischen
       Kürzungen Einhalt gebieten, doch Demokraten und auch viele Republikaner
       wollen, wenn überhaupt, nur gemäßigte Kürzungen.
       
       Da die Republikaner im US-Repräsentantenhaus nur eine knappe Mehrheit
       besitzen und die Demokraten den US-Senat kontrollieren, braucht es einen
       Kompromiss, um die Regierung weiter am Laufen zu halten.
       
       [2][Kevin McCarthy], der republikanische Sprecher des Repräsentantenhauses,
       ist trotz der bislang erfolglosen Verhandlungen mit seinen
       Parteikolleg:innen noch immer zuversichtlich, dass er zumindest die
       Stimmen für eine temporäre Weiterfinanzierung der Regierung aushandeln
       kann. „Es ist nicht der 30. September. Es ist noch nicht vorbei“, sagte
       McCarthy vergangene Woche.
       
       ## Für Kevin McCarthy geht es auch um die eigene Zukunft
       
       Doch auch ein Kompromiss, der die rechten Hardliner zufriedenstellen würde,
       würde einen Shutdown nicht verhindern. Ein Haushaltsplan mit drastischen
       Kürzungen, wie es von einer Handvoll Republikanern verlangt wird, würde vom
       demokratisch kontrollierten Senat umgehend zurückgewiesen werden.
       
       „Es ist eine weitere Erinnerung daran, dass in beiden Kammern eine kleine
       Gruppe von Republikanern sich das Ziel gesetzt hat, die Regierung zum
       Stillstand zu bringen“, sagte der demokratische Mehrheitsführer im Senat,
       Chuck Schumer.
       
       Für Repräsentantenhaus-Sprecher McCarthy geht es nicht nur um die
       anhaltende Finanzierung der US-Regierung, sondern auch um seine eigene
       politische Zukunft. Dass McCarthy eine schwierige Aufgabe bevorsteht,
       zeigte sich bereits bei seiner [3][Wahl zum Sprecher] im Januar. Der
       Kalifornier benötigte ganze 15 Wahldurchgänge und musste einige
       Zugeständnisse an seine parteiinternen Gegner im rechten Lager machen, um
       das Sprecheramt zu gewinnen.
       
       Für McCarthy gestalteten sich die vergangenen acht Monate auch deshalb als
       ein anstrengender Spagat. Da die Partei nur eine Mehrheit von lediglich
       fünf Sitzen im Repräsentantenhaus besitzt, ist jede Stimme entscheidend.
       Die Abgeordneten aus dem rechten Parteiflügel wissen um diese prekäre
       Situation und versuchen sie wo immer möglich für sich zu nutzen.
       
       ## Trump fordert, weiter standhaft zu bleiben
       
       Das [4][Amtsenthebungsverfahren gegen Präsident Joe Biden], das McCarthy
       unter Druck von den rechten Parteimitgliedern im vergangenen Monat
       eingeleitet wurde, verdeutlicht deren Macht. Der republikanische
       Abgeordnete Tim Burchett, der zu diesem rechten Lager zählt, erklärte
       gegenüber CNN am Sonntag, dass er auf keinen Fall für ein kurzfristiges
       Finanzierungsgesetz stimmen werde. „Plötzlich sind wir die Bösen, weil wir
       einen ausgeglichenen Staatshaushalt wollen“, sagte er.
       
       Und Burchett ist mit dieser Meinung nicht alleine. Unterstützung erhalten
       die rechten Stimmverweigerer auch von Ex-Präsident Donald Trump, der sie
       dazu auffordert, weiter standhaft zu bleiben, um gegen Präsident Biden und
       die Demokraten vorzugehen, die, wie er behauptet, die Regierung als Waffe
       gegen konservative Amerikaner wie ihn selbst missbrauchen.
       
       McCarthy hofft diese Woche eine sogenannte Stopgap-Resolution zur
       Überbrückungsfinanzierung durch das Haus zu pressen, wenn nötig auch mit
       Unterstützung von demokratischer Seite.
       
       26 Sep 2023
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Hansjürgen Mai
       
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