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       # taz.de -- Frankreichs Abzug aus Niger: Jetzt mal ohne Waffen
       
       > Der Abzug französischer Truppen aus Niger auf dem Landweg droht zur
       > Prozession der Schande zu werden. Warum ist Deutschland eigentlich noch
       > dort?
       
   IMG Bild: Ein Konvoi französischer Militärfahrzeuge in Niamey bei Verlassen des Niger am 10. Oktober
       
       Erst Mali, dann Burkina Faso, nun also auch Niger. Frankreich zieht seine
       1.400 Soldaten ab und hinterlässt einen politischen Scherbenhaufen. Nach
       dem [1][Militärputsch in Niger] Ende Juli hatte Frankreich ziemlich
       unverblümt seine westafrikanischen Verbündeten in die Spur geschickt, um
       eine völlig unrealistische Militärintervention gegen die Putschisten auf
       den Weg zu bringen – Nigeria, die Großmacht nebenan, stoppte das
       unausgegorene Vorhaben rechtzeitig, bevor es endgültig beschlossen werden
       konnte. Nigers Putschisten saßen danach umso fester im Sattel. Nun konnten
       antifranzösische Demonstranten fröhlich französische Einrichtungen belagern
       und Croissants beschlagnahmen, bis Macron schließlich Einsicht zeigte und
       zum Abzug blies.
       
       Es wird ein denkwürdiger Abzug. [2][Die französischen Soldaten] müssen, so
       heißt es in Paris, im Konvoi 1.600 Kilometer durch die Wüste nach Tschad
       fahren, wo sich die letzte verbliebene französische Sahel-Militärbasis
       befindet. Denn der normale kurze Weg aus Nigers Hauptstadt Niamey nach
       Süden Richtung Benin ist wegen der von den Nachbarn verfügten
       Grenzschließung unpassierbar, und für französische Flugzeuge ist Nigers
       Luftraum nur noch mit Sondergenehmigung offen. Der lange Landweg nach
       Tschad wird nun voraussichtlich eine Prozession der Schande, am Ende sogar
       durch unsicheres Boko-Haram-Gebiet.
       
       Die rund 100 Soldaten Deutschlands bleiben noch in Niger, aber wozu, das
       ist unklar. Es rächt sich nun, dass die [3][Beziehungen Europas zu den
       Sahelstaaten] in den vergangenen Jahren militarisiert wurden und Vorhaben
       der Entwicklungspolitik immer stärker mit der militärischen Präsenz
       verquickt worden sind.
       
       Können Paris und Berlin nicht auch ohne eigene Soldaten korrekte
       Beziehungen zu den Regierungen in Bamako, Ouagadougou und Niamey
       unterhalten? Wenn die Sahelregion wirklich so wichtig für Europas
       Sicherheit ist, wie in den Begründungen für die Truppenentsendung immer
       behauptet wurde, dann muss man auch mit den neuen Militärregierungen
       zusammenarbeiten.
       
       10 Oct 2023
       
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