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       # taz.de -- Kein Geld für Soziales: Kotti einen Kopf kürzer
       
       > Den sozialen Hilfsangeboten um das Kottbusser Tor sollen die Gelder
       > gestrichen werden. Sie waren eine Ausgleichsmaßnahme für die
       > Polizeiwache.
       
   IMG Bild: Nix da für die Sozialarbeit?
       
       Berlin taz | Eigentlich stand der Kompromiss: Im Februar eröffnete am
       Kottbusser Tor in Kreuzberg die sogenannte „[1][Kotti-Wache]“, eine neue 3
       Millionen Euro teure Polizeiwache, die der [2][hohen Kriminalitätsrate] der
       Gegend entgegenwirken sollte. Um die sozialen Probleme auch zu lösen statt
       nur zu verlagern, wurden gleichzeitig Hilfsangebote für die Umgebung ums
       „Kotti“ organisiert. Dafür stellte der Senat 250.000 Euro bereit.
       
       So konnten während der vergangenen Monate Angebote in der Jugendarbeit, in
       der Obdachlosen- und Suchthilfe finanziert werden – ab 2024 sieht die Lage
       aber anders aus: „Die zuvor im Nachtragshaushalt bereitgestellten Mittel
       von 250.000 Euro wurden vollständig gestrichen“, so die Antwort der
       Verwaltung auf eine schriftliche Anfrage des Grünen-Abgeordneten Vasili
       Franco. Trägerorganisationen fürchten um die Weiterführung ihrer Projekte –
       und um die Lage am „Kotti“.
       
       „Wir kennen die Situation seit Jahrzehnten“, sagt Astrid Leicht von
       [3][Fixpunkt], einem Berliner Verein für Suchthilfe. Die Gelder der
       vergangenen Monate wurden vor allem im Streetworking – also in der sozialen
       Arbeit vor Ort – eingesetzt. „Und wir haben wirklich nur positives
       Feedback“, so der bezirkliche Präventionskoordinator Martin Gegenheimer.
       
       ## Mobile Sozialarbeit
       
       Sozialarbeiter*innen vom Fixpunkt suchen jene Orte auf, in denen
       obdachlose Menschen und Suchtkranke häufig Schutz suchen, kommen mit ihnen
       ins Gespräch und machen auf die Hilfsangebote des Vereins aufmerksam. Bei
       vielen sei die Hemmschwelle groß, von sich aus eine soziale Einrichtung
       aufzusuchen, so Leicht. Auch Anwohner*innen und Gewerbetreibenden
       sollen zum Dialog mit den Adressat*innen der Hilfsangebote angeregt
       werden. Leicht betont, wie hoch die Bereitschaft dafür in der Nachbarschaft
       ums Kottbusser Tor sei.
       
       Außerdem wurden mit den Geldern zwei Kiezhausmeister finanziert, die sich
       um die Pflege des Viertels und kleinere Reparaturen kümmern. Das
       Fußballprojekt „Kick it like Kreuzberg“ und eine Kinderbibliothek werden
       ebenfalls finanziert. Zumindest bis Ende des Jahres.
       
       Die bisherige Finanzierung sei „ein schöner Anfang“ gewesen, sagt
       Gegenheimer, „aber der Finanzbedarf ist natürlich höher“. Statt Kürzungen
       seien mehr Sozialarbeiter*innen und eine Ausweitung der
       Zuständigkeit vom Fixpunkt nötig: Denn nach Eröffnung der Kotti-Wache sind
       viele Suchtkranke und Obdachlose auf benachbarte Straßen ausgewichen.
       
       12 Oct 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Polizeiwache-in-Berlin-Kreuzberg/!5912786
   DIR [2] /Kriminalitaetsanstieg-trotz-neuer-Wache/!5962292
   DIR [3] https://www.fixpunkt.org/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Clara Heuermann
       
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