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       # taz.de -- DFB-Team gewinnt in den USA: Fast schon wieder perfekt
       
       > Julian Nagelsmann ist bei seinem Debüt als Bundestrainer der gefeierte
       > Mann. Nach dem 3:1-Sieg in den USA herrscht eine geradezu euphorische
       > Stimmung.
       
   IMG Bild: Applaus, Applaus: Julian Nagelsmann während des Spiels in Hartford
       
       Wer bei der [1][Europameisterschaft im nächsten Jahr] auf [2][Gastgeber
       Deutschland] setzen und noch eine halbwegs gute Quote einstreichen möchte,
       der sollte sich beeilen. Nach dem erfolgreichen Debüt von Bundestrainer
       Julian Nagelsmann am Samstag im US-amerikanischen Hartford verkehrt sich
       [3][die Untergangsstimmung der letzten Monate], die [4][von Rudi Völler und
       Co beim letzten Auftritt gegen Frankreich] zumindest gebremst werden
       konnte, verblüffend schnell in ihr komplettes Gegenteil.
       
       Julian Nagelsmann war der gefeierte Mann nach dem 3:1-Erfolg gegen die
       USA. Das Team hatte er mit dem Einbau des erfahrenen Mats Hummels
       schließlich nur nuanciert verändert. Dass er auf den letzten Veränderungen
       seiner Vorgänger aufbaute und Pascal Groß sowie Jonathan Tah das Vertrauen
       gab, konnte zudem als Signal verstanden werden, nicht alles neu erfinden zu
       wollen.
       
       Und doch überwog nach dem Abpfiff auch innerhalb der Mannschaft der
       Eindruck, es sei da an diesem Abend etwas ganz Neues entstanden. Kapitän
       İlkay Gündoğan, der in der DFB-Elf gestalterisch auffiel wie schon lange
       nicht, stellte fast schon ehrfürchtig fest: „Es war eine Art und Weise von
       Fußball, die etwas anders ist.“ Und Niklas Füllkrug lobte: „Die Dinge
       ziehen, die wir angehen. Die Ideen des Trainers haben Kraft und bringen uns
       aufs nächste Level.“
       
       Die Gemütsempfindungen im Fußball sind recht volatil. In den letzten Zügen
       der Ära Hansi Flick vor wenigen Wochen vermittelte dieser selbst die
       Überzeugung, der deutsche Fußball hinke dem japanischen gefühlt um
       Jahrzehnte hinterher.
       
       Zum damaligen Zeitpunkt hätte sich keiner ausdenken können, dass nur zwei
       Spiele später die Analysten sich in ähnlicher Genauigkeit wie mit dem Spiel
       auch mit dem offenen Holzfällerhemd beschäftigen würden, das der neue, um
       Lässigkeit bemühte, Bundestrainer zu seinem Einstand trug. Lediglich bei
       der offiziellen Pressekonferenz zog er sich die DFB-Jacke mit Adler und
       Hauptsponsor auf der Brust über.
       
       ## Ungestümer Drang nach vorne
       
       Nüchtern betrachtet wäre allerdings die Bewertung von Nagelsmanns Premiere
       längst nicht so euphorisch ausgefallen, wenn das DFB-Team nicht auch
       gewisse Schwachstellen aufgezeigt hätte. In der ersten Hälfte war der
       Auftritt wenig ausbalanciert. Beim zu ungestümen Drang nach vorne stand die
       Absicherung gegen die schnellen Gegenangriffe der US-Offensive zu
       unsortiert.
       
       So fiel der Führungstreffer von Christian Pulisic in der 28. Minute, so
       kamen obendrein weitere gute Gelegenheiten der Gastgeber zustande.
       Nagelsmann erkannte das Problem, sprach es in der Kabine an und gab dem
       Team Lösungsvorschläge mit auf den Weg, die sich sichtbar niederschlugen.
       Die Umstände waren wie gemalt für ein Trainerspiel.
       
       Offensiv war die Nagelsmann-Elf sowieso über die ganze Spielzeit auffällig
       aktiv. Die Küken im eher betagten Team, Florian Wirtz (20) und Jamal
       Musiala (20) sorgten mit dem formstarken Leroy Sané für mächtig Schwung und
       Durchschlagskraft. Dass die DFB-Elf nach dem Rückstand nicht konfus wurde
       und noch vor der Pause durch Gündoğan ausglich, konnte sich Nagelsmann
       ebenfalls auf die Fahnen schreiben. Nagelsmann erinnerte, dies sei in der
       Vergangenheit ja nicht immer so gewesen. Nötig war der Hinweis eigentlich
       nicht. Die Erinnerungen sollten noch frisch genug sein.
       
       ## In einer anderen Zeitsphäre gelandet
       
       Andererseits war die Stimmung in Hartford so anders, als wäre der DFB nicht
       nur in einer anderen Zeitzone, sondern auch in einer anderen Zeitsphäre
       gelandet. Nagelsmann resümierte: „Es war nicht alles perfekt, aber das ist
       gut. Ich arbeite gern.“ Es gibt also noch ein wenig Raum bis zum
       Idealzustand. Nur wenige hätten es wohl bis vor Kurzem für möglich
       gehalten, dass ein deutscher Bundestrainer aus dieser Erkenntnis seine
       Zufriedenheit zieht, ohne dafür verspottet zu werden.
       
       Mit Blick auf die nächste Partie am Dienstag (Ortszeit) gegen Mexiko in
       Philadelphia erklärte er: „Jetzt haben wir ein Spiel gewonnen. Und es wäre
       ganz gut, wenn wir auch noch das zweite gewinnen.“ Nagelsmann tritt
       erstaunlich forsch auf. Als ob das normal wäre. Ein deutsches Nationalteam,
       das drei Spiele hintereinander gewinnt.
       
       15 Oct 2023
       
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