URI: 
       # taz.de -- Landtagswahlen in Hessen und Bayern: Grüne verfehlen ihre Wahlziele
       
       > Die Grünen wollten in Hessen den Ministerpräsidenten stellen und in
       > Bayern in die Regierung kommen. Daraus wird angesichts deutlicher
       > Verluste nichts.
       
       Berlin taz | Wer Spitzengrüne in den vergangenen Wochen nach den
       Landtagswahlen in Bayern und Hessen fragte, bekam mit großer
       Wahrscheinlichkeit auch dies zu hören: Dass die Wahlergebnisse 2018, bei
       den letzten Landtagswahlen, wirklich außergewöhnlich gut gewesen seien. Das
       stimmt zwar, aber man darf das auch als Erwartungsmanagement verstehen. Es
       soll heißen: Auch wenn es jetzt schlechter ausgeht, ist das nicht ganz so
       wild. Nach ersten Hochrechnungen ist es in beiden Bundesländern eindeutig
       schlechter ausgegangen.
       
       Demnach liegen die [1][Grünen in Bayern] und [2][Hessen ungefähr bei bei
       gut 15 Prozent]. Im Vergleich zur letzten Landtagswahl wären das in Bayern
       (2018: 17,5 Prozent) leichte, in Hessen (2018: 19,8 Prozent) deutliche
       Verluste. Die beiden Parteivorsitzenden, Omid Nouripour und Ricarda Lang,
       sprachen in ersten Reaktionen dennoch übereinstimmend von „stabilen
       Ergebnissen“. Im Vergleich zu SPD und FDP, den beiden
       Ampelkoalitionspartnern in Berlin, scheinen die Grünen auch noch etwas
       glimpflicher davongekommen zu sein. Auf ihre Kernwählerschaft können sich
       die Grünen anscheinend verlassen.
       
       ## Grüne und SPD stehen in Hessen bereit
       
       Zwei Wahlziele aber können sie wohl abhaken: in Bayern in die Regierung
       einzuziehen, und in Hessen [3][mit Tarek Al-Wazir erstmals selbst den
       Ministerpräsidenten zu stellen]. Dazu bräuchte es eine Mehrheit für eine
       Ampelkoalition, die aber gibt es nicht. Wenn es schlecht läuft, könnten die
       Grünen in Wiesbaden sogar aus der Regierung fliegen. CDU-Ministerpräsident
       Boris Rhein hat nun die Wahl, ob er mit ihnen oder mit der SPD weitermacht.
       Gänzlich unwahrscheinlich ist die zweite Variante nicht: Inhaltlich steht
       die CDU den Sozialdemokrat*innen bei zahlreichen Themen, etwa der
       inneren Sicherheit, näher als den Grünen. „Der Ball liegt bei Boris Rhein“,
       sagte Nouripour am Abend. Die Grünen stünden für Verantwortung.
       
       Ob es nun hilft, dass CDU und Grüne in den vergangenen zehn Jahren recht
       vertrauensvoll – oder, wie Al-Wazir zuletzt nicht oft genug betonen konnte:
       „geräuschlos“ – zusammengearbeitet haben, ist schwer zu sagen. Die Grünen
       jedenfalls haben mit Al-Wazir im Wahlkampf auf einen staatstragenden Ton
       gesetzt. Man könnte auch sagen: auf eine kreuzbrave Kampagne.
       
       Dabei mussten sie in der Koalition mit der CDU herbe Kompromisse schlucken:
       Der Dannenröder Forst wurde gerodet, der Frankfurter Flughafen bekam ein
       drittes Terminal, die NSU-Akten blieben unter Verschluss. Im Wahlkampf
       allerdings wurden die hessischen Themen von der Bundespolitik überlagert.
       Erst mussten die Grünen den Streit um das Gebäudeenergiegesetz erklären,
       dann schwappte die Migrationsdebatte mit voller Wucht ins Land. Al-Wazir
       sagte am Abend denn auch, es habe „keinen Rückenwind“ aus Berlin gegeben:
       „Wir mussten bergauf kämpfen.“
       
       Im Vergleich zu ihren bayerischen Parteifreund*innen aber hatten die
       hessischen Grünen fast leichtes Spiel. In Bayern war der Wahlkampf sehr
       polarisiert, neben der AfD schossen sich rhetorisch auch CSU und Freie
       Wähler auf die Grünen ein. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) schloss
       eine Koalition mit ihnen nicht nur kategorisch aus, sondern sprach ihnen
       das „Bayern-Gen“ ab – und bürgerte sie und ihre Wähler*innen damit
       verbal aus.
       
       Die Spitzenkandidat*innen Ludwig Hartmann und Katharina Schulze
       versuchten am Ende, die Wahl zu einer Abstimmung über Klimaschutz und über
       Demokratie und politischen Anstand zu deklarieren. Schulze sagte bei ihrer
       Stimmenabgabe, sie sei überzeugt, die Politik brauche wieder mehr
       Gemeinsamkeit. Dafür wird sie sich nun weiter in der Opposition einsetzen
       müssen.
       
       8 Oct 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Landtagswahl-Bayern/!t5481761
   DIR [2] /Landtagswahl-in-Hessen/!t5544216
   DIR [3] /Gruener-Al-Wazir-ueber-Hessen/!5959569
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Sabine am Orde
       
       ## TAGS
       
   DIR Landtagswahl in Hessen
   DIR Landtagswahl Bayern
   DIR Katharina Schulze
   DIR Tarek Al-Wazir
   DIR Grüne Bayern
   DIR Grüne Hessen
   DIR GNS
   DIR Schwerpunkt AfD
   DIR Landtagswahl in Hessen
   DIR Landtagswahl in Hessen
   DIR Landtagswahl Bayern
   DIR Landtagswahl in Hessen
   DIR Landtagswahl Bayern
   DIR Landtagswahl Bayern
   DIR Grüne Bayern
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Gesellschaftlicher Zusammenhalt: Deutsche leben in separaten Blasen
       
       Das Institut FGZ untersucht Polarisierung. Nicht nur die Wähler*innen
       von Grünen und AfD ziehen sich in weitgehend homogene Netzwerke zurück.
       
   DIR Landtagswahlen in Hessen und Bayern: Ferndiagnose aus der Hauptstadt
       
       Berlins Parteispitzen äußern sich zu den Wahlergebnissen vom Sonntag.
       Gerade bei den Grünen sieht es in der Hauptstadt deutlich besser aus.
       
   DIR Landtagswahlen in Bayern und Hessen: Ampel-Desaster und Rechtsruck
       
       Die Wahlen in Hessen und Bayern sind ein Fiasko für die Ampel. Dabei ist
       jetzt ein gemeinsames Signal gegen die extreme Rechte gefragt.
       
   DIR Landtagswahl in Bayern: Weitgehende Nackenfreiheit für Söder
       
       CSU und Freie Wähler können ihre Regierung in Bayern wohl fortsetzen. Die
       AfD triumphiert und die SPD ist auf historischem Tief.
       
   DIR CDU gewinnt Landtagswahl in Hessen: Boris Rhein hat die Wahl
       
       Doch kein Dreikampf in Hessen: CDU-Mann Rhein gewinnt mit einem unerwartet
       guten Ergebnis. Die SPD stürzt ab. Bleibt Nancy Faeser Innenministerin?
       
   DIR Wahlergebnis der Ampelparteien: Selbstgemachte Niederlage
       
       Die Ampelparteien sackten in der Wählergunst deutlich ab: Der Dauerstreit
       in Berlin und Faesers Kandidatur bescherten Union und AfD gute Ergebnisse.
       
   DIR +++ Live-Ticker zu Landtagswahlen +++: FDP wieder knapp überm Durst
       
       Die Liberalen müssen in Hessen zittern bis zum Schluss. AfD legt in Bayern
       und Hessen deutlich zu. Ampel-Parteien verlieren. Linke streitet unter
       ferner liefen.
       
   DIR Grüne über Landtagswahl in Bayern: „Das war eine Eskalation“
       
       Die Grünen werden im bayerischen Wahlkampf angefeindet. Wie gehen die
       Spitzenkandidat:innen Katharina Schulze und Ludwig Hartmann damit um?