URI: 
       # taz.de -- Berliner Bäder: Eisbaden macht süchtig
       
       > Das Prinzenbad, Berlins beliebtestes Sommerbad, hat noch bis zum 30.
       > Oktober auf. Das Sportbecken hat derzeit 12,8 Grad. Die Stammkunden
       > kommen noch.
       
   IMG Bild: Anzeigetafel im Prinzenbad am 26. Oktober 2023
       
       Berlin taz | Der erste Blick gilt der Tafel. Sportbecken 12,8 Grad, steht
       da am Donnerstagmorgen. Samstag und Sonntag waren es 10 Grad. Eisbaden im
       Prinzenbad, Berlins beliebtestem Sommerbad – bis zum 30. Oktober geht das
       noch. Noch nicht probiert? Dann aber los. Macht süchtig!
       
       Es ist das zweite Jahr, in dem die Berliner Bäder-Betriebe ihrer Kundschaft
       diesen Spaß gönnen. Die Sorge vor Energieknappheit hatte im September 2022
       dazu geführt, dass das Wasser anders als früher ausschließlich solarbeheizt
       wurde. Im Unterschied zu den Vorjahren blieb das Freibad dafür aber
       erstmals bis Anfang November auf. [1][Am 4. November 2022, dem letzten
       Tag], das Wasser hatte noch 14,6 Grad, war das Bad immer noch gut
       frequentiert.
       
       Wie groß die Nachfrage in diesem Jahr war, wollten die Bäder-Betriebe der
       taz am Donnerstag mit Blick auf eine in Vorbereitung befindliche
       Pressemitteilung nicht verraten. Mit „So cool schwimmt nur Berlin“ war die
       Wiederholungsaktion beworben worden. Anders als im Vorjahr waren die Tage
       und Nächte dieses Mal allerdings deutlich kühler.
       
       Dazu kommt, dass das Sportbecken im hinteren Teil des Bades wegen der tief
       stehenden Sonne weitestgehend im Schatten liegt. Das Terrassenbecken im
       Eingangsbereich, das auch im Spätherbst noch reichlich Sonne abkriegt, ist
       anders als im Vorjahr geschlossen.
       
       Kleintransporter stehen im Bad, Handwerker wuseln herum, Reparatur- und
       Wartungsarbeiten werden durchgeführt, während der Badebetrieb weiter läuft.
       Wer in das Wasser will, muss entlang von rot-weißen Flatterbändern große
       Umwege laufen. Eicheln und Laub knirschen auf dem Weg zum Becken unter den
       Badeschlappen. Eine Frau steigt krebsrot, aber glücklich strahlend aus dem
       Wasser.
       
       ## Der Schädel explodiert
       
       Die ersten 50 Meter sind hart. Der Haut tut die Kälte nichts an, aber dem
       Kopf. Man hat das Gefühl, der Schädel explodiert. Aber der Schmerz lässt
       bald nach, ein wohlige Wärme tritt an dessen Stelle. Je länger man
       schwimmt, um so langsamer wird man, aber man friert nicht wirklich. Das in
       Massen ausgestoßene Adrenalin gleicht das aus. Wären da nicht die zunehmend
       kälter werdenden Füße – man würde ewig im Wasser bleiben.
       
       Zwei Securities in Winterjacken patroullieren um das Becken, in dem vier,
       fünf Schwimmer und Schwimmerinnen ihre Bahnen ziehen. Auch das gehört zu
       den Parallelwelten im Prinzenbad. Am Eingang werden nach wie vor die
       Ausweise kontrolliert, obwohl kaum noch jemand kommt.
       
       Im Sommer haben die Bäder-Betriebe das im Einvernehmen [2][mit dem
       Regierenden Bürgermeister Kai Wegner (CDU)] angeordnet, als Reaktion auf
       die [3][Randale im Neuköllner Columbiabad]. Auch wenn der Security am
       Eingag mehr auf das Handy als auf das vorgehaltene Dokument blickt – der
       Schein bleibt gewahrt.
       
       Übrigens: Die Schwimmhalle im hinteren Teil des Prinzenbades bleibt auch
       über den 30. Oktober hinaus offen. Als Ersatz für das geschlossene
       Spreewaldbad. Details wollen die Bäder-Betriebe am Freitag in ihrer
       Pressemitteilung veröffentlichen.
       
       26 Oct 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Prinzenbad-Kreuzberg/!5887330
   DIR [2] /Randale-in-Berliner-Freibaedern/!5943773
   DIR [3] /Jugendgewalt-im-Schwimmbad/!5945079
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Plutonia Plarre
       
       ## TAGS
       
   DIR Berliner Bäder-Betriebe
   DIR Prinzenbad
   DIR Kreuzberg
   DIR Schwimmen
   DIR Berliner Bäder-Betriebe
   DIR Berliner Bäder-Betriebe
   DIR Berliner Bäder-Betriebe
   DIR Jugendgewalt
   DIR Berliner Bäder-Betriebe
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Winterschwimmen in Argentinien: Ins zu kühle Nass
       
       Während Europäer in der Hitze schwitzen, beginnt in Patagonien die
       Weltcup-Serie im Winterschwimmen – bei einer Wassertemperatur von 3 Grad
       Celsius.
       
   DIR Berliner Sommerbäder: Einsames Becken im Prinzenbad
       
       Wegen Bauarbeiten hat nur ein einziges Becken im beliebten Kreuzberger
       Sommerbad geöffnet. Im Juni soll wieder Regelbetrieb einkehren.
       
   DIR Berliner Bäder: Iris Spranger zählt bis drei
       
       Nach langer Sanierung ist das beliebte Stadtbad Tiergarten wieder auf. Das
       Ergebnis kann sich sehen lassen. Bis zu 30 Prozent weniger
       Energieverbrauch.
       
   DIR Debatte um Berliner Freibäder: Die Macht der Bademeister
       
       Ein Brandbrief, eine kollektive Krankmeldung und die Politik springt. Das
       Columbiabad in Berlin-Neukölln hätte nicht geschlossen werden dürfen.
       
   DIR Jugendgewalt im Schwimmbad: Krasse Welle durch die Republik
       
       In Berliner Freibädern gibt es immer wieder Randale – und sofort diskutiert
       halb Deutschland über Jugendgewalt. Eine Reportage vom Beckenrand.
       
   DIR Randale in Berliner Freibädern: Dicke Hose im Prinzenbad
       
       Nach den Krawallen im Neuköllner Columbiabad informiert sich der Regierende
       Bürgermeister im Prinzenbad über die Situation in den Berliner Freibädern.