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       # taz.de -- Leistungen für Geflüchtete: FDP drängt auf Prepaid-Bezahlkarten
       
       > In der Debatte um Hilfen für Geflüchtete drängen FDP und Kommunen auf
       > Sach- statt Geldleistungen. Die SPD ist offen für erleichterte
       > Jobmöglichkeiten.
       
   IMG Bild: Jobmesse für Geflüchtete in Berlin: Neue Perspektiven in Deutschland
       
       Berlin epd/afp/taz | Die FDP dringt darauf, die Bargeldauszahlungen an
       Flüchtlinge zu reduzieren. Der FDP-Fraktionsvorsitzende Christian Dürr
       sagte der Bild-Zeitung (Donnerstagsausgabe), er erwarte von den
       Bundesländern, dass sie bis zur nächsten Ministerpräsidentenkonferenz am 6.
       November den Weg für Prepaid-Bezahlkarten freimachen. „Die irreguläre
       Migration muss runter, dafür müssen Bargeldauszahlungen zügig gestoppt
       werden“, argumentierte er.
       
       [1][Unionspolitiker wie Markus Söder (CSU)] hätten eine Umstellung auf
       Sachleistungen und Chipkarten immer wieder angekündigt. „Aber wenn es drauf
       ankam, hieß es ‚Weiter so‘. Das können wir uns nicht mehr leisten“, sagte
       Dürr.
       
       Der Präsident des Deutschen Landkreistages, Reinhard Sager (CDU), sagte der
       Zeitung, Deutschland müsse dringend die Attraktivität der Sozialleistungen
       im Vergleich zu anderen EU-Staaten in den Blick nehmen. „Wir sprechen uns
       für einen verstärkten Einsatz von Sachleistungen anstelle von
       Geldleistungen aus, auch wenn der Verwaltungsaufwand dafür höher ist“,
       sagte er.
       
       ## Grüne sehen Sachleistungen kritisch
       
       Während Union und FDP den Ersatz von Geld- durch Sachleistungen seit
       Längerem fordern, sind unter [2][anderem die Grünen kritisch]. Sie
       verweisen auf den Verwaltungsaufwand und bezweifeln, dass die
       Bargeldzahlungen dazu führen, dass mehr Menschen den Weg nach Deutschland
       suchen.
       
       Mitte September hatte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und
       Gemeindebundes, Gerd Landsberg, dem Tagesspiegel gesagt, es habe immer
       wieder Anläufe gegeben, vermehrt auf Sach- statt Geldleistungen zu setzen.
       Diese hätten aber zugleich [3][den enormen bürokratischen Aufwand einer
       solchen Lösung und den geringen Effekt verdeutlicht.] Bei einer solchen
       Umstellung müssten gewisse Taschengeldzahlungen ohnehin geleistet werden.
       
       Die SPD zeigte sich offen für eine erleichterte Arbeitsaufnahme von
       Geflüchteten. „Einige dieser Arbeitsverbote sind heute nicht mehr
       zeitgemäß“, sagte der arbeitspolitische Sprecher der SPD-Fraktion im
       Bundestag, Martin Rosemann, am Donnerstag im Deutschlandfunk. Rosemann
       drang aber auch auf leichtere Abschiebungen, wenn jemand kein
       Aufenthaltsrecht in Deutschland habe.
       
       ## SPD: Arbeitsverbote für Geflüchtete überprüfen
       
       Zu den Arbeitsverboten sagte Rosemann, es „erschließt sich mir
       beispielsweise überhaupt nicht“, warum Menschen in Übergangsunterkünften
       normalerweise keine Arbeitserlaubnis erhalten sollten. Häufig gehe es hier
       vor allem um das Problem, eine andere Unterkunft für sie zu finden. „Da
       spricht überhaupt nichts dagegen, dass die schon einmal einer
       Erwerbstätigkeit nachgehen.“
       
       Der SPD-Politiker warb auch dafür, das Arbeitsverbot für Geflüchtete zu
       überprüfen, die bei der Einreise ihre Identität verschleiert hatten. Wenn
       dies vor Jahren der Fall gewesen sei, die Betroffenen nun aber über eine
       Dauerduldung verfügten und gar nicht abgeschoben werden könnten, dann „ist
       es doch sinnvoller, wenn derjenige hier einer Tätigkeit nachgeht“. Dies
       könne seinem Leben wieder einen Sinn geben, „statt dass er daheim
       rumhängt“, sagte Rosemann. Für eine erleichterte Arbeitsaufnahme von
       Geflüchteten werben auch die Grünen. Skeptische Töne kommen aus der Union
       und teilweise auch aus der FDP.
       
       5 Oct 2023
       
       ## LINKS
       
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