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       # taz.de -- Friedensnobelpreisträger auf Abwegen: Der Fall eines Heilsbringers
       
       > Als Regierungssprecher war Didier Mumengi ein Hetzer während des Genozids
       > in Ruanda. Nun leitet er den Wahlkampf von Präsidentschaftskandidat
       > Mukwege.
       
   IMG Bild: Friedensnobelpreisträgers Denis Mukwege im Januar 2023 in Stockholm
       
       Worte können töten. Diese Erkenntnis und die Einsicht in daraus folgende
       praktische Schritte gegen Hass und Hetze sind nicht erst im aktuellen
       Nahostkonflikt zentral. 1994 wurde im Afrika der Großen Seen der Völkermord
       an Ruandas Tutsi, dem eine Million Menschen zum Opfer fielen, von
       entmenschlichender Rhetorik und staatlich organisierter Hetze begleitet.
       Wenige Jahre später wurde diese Rhetorik auch in der benachbarten
       Demokratischen Republik Kongo salonfähig, als sich erst die
       Hutu-Völkermordtäter dorthin verzogen und deren Tutsi-Jäger aus Ruanda
       ihnen hinterherkamen. Führende kongolesische Politiker machten mit bei der
       Verteufelung von Ruanda und den Tutsi und bei Aufrufen zur Menschenjagd,
       und manche tun es bis heute. Das ist [1][eine Wurzel, wenn nicht sogar die
       wichtigste], der bis heute andauernden Kriege, die den Menschen im Osten
       Kongos unermessliches Leid zufügen.
       
       In weniger als zwei Monaten soll die Demokratische Republik Kongo einen
       neuen Präsidenten wählen. Zugleich [2][lodern die Flammen der
       ostkongolesischen Kriege] so hell wie selten. In diesem Zusammenhang ist es
       geradezu bestürzend, dass einer der bekanntesten Hetzer aus den 1990er
       Jahren, der einstige Regierungssprecher Didier Mumengi, nun Wahlkampfleiter
       des zur Präsidentschaftswahl antretenden [3][Friedensnobelpreisträgers
       Denis Mukwege] ist.
       
       Der weltweit geachtete Heiler vergewaltigter Frauen, der unermüdlich den
       Kampf gegen Straflosigkeit fordert, steht in den Augen vieler
       Friedensgruppen und zivilgesellschaftlicher Organisationen inner- und
       außerhalb der Demokratischen Republik Kongo für eine würdige Alternative zu
       Kongos herrschendem Klüngel aus korrupten Politikern und brutalen Warlords.
       Aber nun verlässt sich „der Arzt, der die Frauen heilt“, für seine
       politische Karriere auf eine Figur, die in Kongos Geschichte für das genaue
       Gegenteil steht. Das ist entweder gedankenlos oder skrupellos. In jedem
       Falle disqualifiziert es Mukwege als Heilsbringer für eines der am meisten
       unter Gewalt leidenden Länder der Welt.
       
       25 Oct 2023
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Dominic Johnson
       
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