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       # taz.de -- Guterres’ Äußerungen zum Völkerrecht: Der Verantwortung gerecht geworden
       
       > Antonio Guterres hat zu recht an die Verhältnismäßigkeit erinnert, an die
       > sich laut Völkerrecht auch angegriffene Staaten halten müssen.
       
   IMG Bild: UN-Generalsekretär António Guterres zu Besuch am Grenzübergang Rafah am 20. Oktober
       
       Der Posten des UN-Generalsekretärs wird gern als der unmöglichste Job der
       Welt bezeichnet. Das gilt schon in Friedenszeiten, umso mehr in einem
       Krieg, der die Welt so sehr entzweit wie dieser. Für den obersten
       Repräsentanten der 193 Mitgliedsstaaten der UN gibt es hier kaum eine
       richtige Lösung. Vor diesem Hintergrund hat António Guterres angemessene
       Worte gefunden.
       
       Israelische Politiker hatten empört darauf reagiert, [1][dass Guterres die
       israelische Gegenoffensive auf den Terrorangriff der Hamas kritisiert hat].
       Dabei ist es die Aufgabe des Generalsekretärs, sich in Konflikten dafür
       einzusetzen, dass alle Akteure, also auch Israel, die Zivilbevölkerung
       schützen. Angesichts der [2][Lage in Gaza] wäre Guterres andernfalls seiner
       Verantwortung nicht gerecht geworden. Denn die humanitäre Situation ist
       katastrophal: Mehr als 6.500 Menschen, davon mehr als 2.700 Kinder, wurden
       laut dem Hamas-geführten Gesundheitsministerium in Gaza seit dem 7. Oktober
       getötet, Hunderte dürften unter Trümmern begraben liegen.
       
       Guterres hat keineswegs Israel das Recht abgesprochen, sich gegen den
       schrecklichen Angriff der Hamas zu wehren und alles dafür zu tun, die rund
       220 von den Terroristen nach Gaza verschleppten Geiseln zurückzuholen. Der
       UN-Chef nannte die Taten der Hamas „entsetzlich“ und verurteilte sie
       deutlich. Trotzdem dürften deswegen die Menschen [3][in Gaza] nicht
       „kollektiv bestraft“ werden für Verbrechen, die sie nicht begangen haben.
       
       Für Empörung sorgte in Israel vor allem der Satz, der Angriff der Hamas
       habe „nicht im luftleeren Raum“ stattgefunden. Das palästinensische Volk
       habe 56 Jahre „erdrückende Besatzung“ erlebt. [4][Israelische Politiker
       warfen ihm vor], er habe damit den barbarischen Überfall der Hamas
       gerechtfertigt.
       
       ## Bekämpfung der Hamas ginge auch anders
       
       Dabei widerspricht Guterres eben dieser Annahme: Der Schmerz der
       Palästinenser könne die „entsetzlichen Hamas-Angriffe“ nicht legitimieren.
       Auch die Bundesregierung, die sich in diesem Krieg unmissverständlich an
       die Seite Israels stellt, hat Guterres angesichts der Rücktrittsforderungen
       das Vertrauen ausgesprochen.
       
       Kritiker werfen häufig ein, dass Israel unter Einhaltung des Völkerrechts
       der Strategie der Hamas, ihre Bevölkerung als menschliche Schutzschilde
       einzusetzen, nichts entgegenzusetzen habe. Das ist falsch. Das humanitäre
       Völkerrecht lässt sehr wohl Raum für eine deutliche Reaktion auf den Terror
       der Hamas. Es schließt selbst Angriffe auf Ziele, bei denen Zivilisten
       sterben, nicht kategorisch aus. Doch es verlangt Verhältnismäßigkeit, an
       die Guterres zu Recht erinnert hat.
       
       25 Oct 2023
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Felix Wellisch
       
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