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       # taz.de -- Bibliotheken kürzen Öffnungszeiten: Beim Buch wird an der Zeit gespart
       
       > Stadtbüchereien in Not: In den Bibliotheken in Spandau und Neukölln sorgt
       > eine zu dünne Personaldecke für eine Verknappung bei den Öffnungszeiten.
       
   IMG Bild: Das Buch in prekärer Lage
       
       Berlin taz | Zuletzt ist viel über einen möglichen [1][Umzug der Zentralen
       Landesbibliothek] in die Friedrichstraße gesprochen worden. Stimmen aus der
       SPD fordern aber, die dafür notwendigen fast 600 Millionen Euro lieber den
       Bezirksbibliotheken zukommen zu lassen. Und tatsächlich gibt es bei denen
       immer wieder Probleme. Zwei Bezirke kürzten jetzt die Öffnungszeiten ihrer
       Bibliotheken. Fehlendes Geld scheint allerdings nicht der Auslöser zu sein.
       
       Vergangenen Freitag wurde in Neukölln verkündet, die [2][Standorte der
       Büchereien] dort wegen der vielen Krankheitsausfälle teilweise nur noch
       nachmittags zu öffnen. Am Mittwoch wurde nun auch [3][in Spandau]
       mitgeteilt, die Bezirkszentralbibliothek eine Stunde früher zu schließen.
       Außerdem gibt es in der ersten Stunde der Öffnungszeit und am Samstag ab 15
       Uhr genauso wie am kompletten Sonntag keinen Fachservice. Damit fallen etwa
       die Anmeldung von Benutzerausweisen und Fachauskünfte weg.
       
       Eigentlich wollte Berlin seine Bibliotheken auf den neuesten Stand bringen.
       Erst 2021 gab es dafür neue Entwicklungspläne. Denn der Trend geht nach
       unten. Von fast 160 Büchereistandorten im Jahr 1999 sind heute nur noch 66
       übrig, die Öffnungsstunden haben sich im fast gleichen Zeitraum halbiert.
       Von einem „Versorgungsdefizit“ im Vergleich zu anderen Kommunen ist in
       einem Entwicklungsplan die Rede. Die neuen Meldungen aus Spandau und
       Neukölln klingen dabei nicht nach Aufholjagd.
       
       In Neukölln möchte man mit dem Schritt für Transparenz sorgen: „Die
       Besucher sollen bei kurzfristigen Ausfällen nicht mehr so oft vor spontan
       verschlossenen Türen stehen“, so Christian Berg, Pressesprecher des
       Neuköllner Bezirksamtes. Die Bibliotheken seien aber weiterhin
       handlungsfähig. In Spandau liegt das Problem tiefer: „Wir bekommen einfach
       keine neuen Leute“, sagt Heike Schmidt, Fachbereichsleitung der Spandauer
       Bibliotheken. Zehn der 50 Stellen seien aktuell unbesetzt.
       
       ## Spandau lag lange vorn
       
       Während andere Bezirke bereits früh Standorte schlossen und Öffnungszeiten
       kürzten, lag Spandau bei beidem lange vorn. „Wir hatten die längsten
       Öffnungszeiten der Stadt und haben sogar unsere Bezirksbibliotheken halten
       können“, sagt Schmidt. Die Einschränkungen empfindet sie auch als eine
       persönliche Niederlage.
       
       Das Problem: Zum einen gebe es zu wenige, die den Bachelor oder die
       Ausbildung als Bibliothekar:in abschlössen. Zum anderen seien die
       Einstellungsprozesse im öffentlichen Dienst zu lang: „Nach einem halben
       Jahr haben die meisten etwas anderes gefunden“, berichtet Schmidt. Außerdem
       liege Spandau „für viele immer noch an der Zonengrenze“ – die langen
       Anfahrtszeiten schreckten ab, so Schmidt.
       
       Zusätzlich zum Personalmangel, der den Angestellten viel Flexibilität beim
       Einspringen abverlangt, kommen zivilgesellschaftliche Probleme. Wegen
       unterbesetzter Kindertagesstätten können manche Angestellte nicht
       erscheinen und die überlastete Sozialarbeit macht sich in den
       Büchereistandorten an der Heerstraße und in Falkenhagen bemerkbar.
       
       Wegen eingeschlagener Fenster und Jugendlicher, die Angestellte angingen
       und beleidigten, gab es in der Stadtteilbücherei Heerstraße über den Sommer
       Wachschutz. „Keiner meiner Angestellten will da noch gerne arbeiten“, sagt
       Schmidt. Und auch am Hauptstandort seien die Kolleg:innen manchmal damit
       beschäftigt, die Pornobilder aus dem Drucker zu fischen und die Leute
       rauszuschmeißen. „Wir sind aber keine Sozialarbeiter“, sagt Schmidt. In
       Neukölln sei man auf so etwas hingegen bereits eingestellt, so
       Pressesprecher Berg schlicht.
       
       25 Oct 2023
       
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