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       # taz.de -- Unruhe bei den DFB-Frauen: Was will MVT?
       
       > Im Trainingscamp des DFB-Teams gibt es nur ein Thema: Martina
       > Voss-Tecklenburg. Selbst der Besuch des Kanzlers kann daran nichts
       > ändern.
       
   IMG Bild: Wie hältst du’s mit MVT? Interimsbundestrainer Horst Hrubesch mit Marina Hegering
       
       Frankfurt am Main taz | Eigentlich hätte [1][Horst Hrubesch] aus dem Dialog
       am Anstoßkreis auf dem DFB-Campus einiges mitnehmen können. Wenn der
       mächtigste Mann des Landes dem Interimstrainer der deutschen Fußballerinnen
       im Sprühregen ehrfurchtsvoll zuhört und bald darauf am Platzrand
       versichert, für die Nations-League-Spiele gegen Wales ins Sinsheim (Freitag
       17.45 Uhr/ARD) und dann gegen Island in Reykjavík (20 Uhr/zdfsport.de) die
       Daumen zu drücken, ist das ja ein Ansporn.
       
       Dass seine Vorgängerin Martina Voss-Tecklenburg wenig später [2][mit ihrem
       ersten Statement seit ihrer Erkrankung] dazwischenfunken würde, konnte er
       da noch nicht wissen. Ihre Botschaft: Die Bundestrainerin möchte bald
       [3][die WM-Analyse] fortsetzen und dann weitermachen. Sie sei jedenfalls
       zur Zusammenarbeit bereit und erwarte „kurzfristig einen Termin“. Wie
       bitte?
       
       Der DFB reagierte am Mittwoch mit größter Zurückhaltung. „Wir möchten
       klarstellen, dass uns Martina Voss-Tecklenburg übermittelt hat, erst nach
       einer Bedenkzeit für ein persönliches Gespräch nach ihrem Erholungsurlaub
       zur Verfügung zu stehen. Dies haben wir natürlich respektiert und so
       eingeplant.“ Erst nach dem Urlaubsende wolle man mit der 55-Jährigen
       reden. Diesem Austausch „wollen und werden wir nicht vorgreifen“. Priorität
       hätten die Länderspiele.
       
       Hinter den Kulissen ist die Verstimmung über die Unruhestifterin groß, auch
       weil sie die erste Arbeitswoche des Nothelfers Hrubesch empfindlich stört.
       Dass angeblich ihr ganzes Interesse dem „Wohl und dem Erfolg dieser mir ans
       Herz gewachsenen Mannschaft“ gilt, könne nicht ernst gemeint sein, heißt es
       aus dem Team hinter dem Team, das teils mit blankem Unverständnis reagiert.
       
       ## Genervter Interimstrainer
       
       Hrubesch hatte bereits am Montag am Mannschaftshotel an der Frankfurter
       Messe schwer genervt auf Nachfragen zu MVT reagiert. „Das ist jetzt nicht
       mein Bier“, entgegnete er auf die Frage, was er davon halte, dass seine
       Vorgängerin zurückkommen wolle. Er möchte den Fokus auf die
       Olympiaqualifikation lenken, die nach der Auftaktniederlage gegen Dänemark
       schwer genug wird. Hrubesch wird von Voss-Tecklenburg übrigens als
       „qualifizierte Zwischenlösung“ tituliert. Immerhin.
       
       Das Pingpongspiel um die öffentliche Deutungshoheit geht munter weiter. Es
       ist offenkundig, dass Voss-Tecklenburg ihren Arbeitgeber nicht so
       vertrauensvoll behandelt, wie sie schreibt. Mit ihrer Einlassung, mit der
       sie auf Instagram mehrere Fotokacheln gefüllt hat, setzt die frühere
       Sympathieträgerin ihre Glaubwürdigkeit aufs Spiel. Während sich viele im
       DFB-Umfeld fragen, was die 55-Jährige mit ihrem Vorstoß bezweckt, darf man
       sie getrost als Affront bezeichnen.
       
       Es gehört jedenfalls eine gehörige Portion Chuzpe dazu, sich am Tag des
       Kanzlerbesuchs auf einem privaten Social-Media-Account so forsch zu
       positionieren. Bezeichnend ist auch, wem der Post gefallen hat: Marina
       Hegering hat mit einem Herzchen ihre Zustimmung bekundet, aber damit war
       die Abwehrspielerin aus dem aktuellen Kader ziemlich allein. Ansonsten
       blieben die in den sozialen Medien oft in Sekundenschnelle reagierenden
       Spielerinnen verdächtig ruhig.
       
       Die ablehnende Haltung gegenüber Voss-Tecklenburg ist verbürgt, das
       sportliche und kommunikative Desaster bei der WM in Australien ebenso. Dass
       sich Akteurinnen in den Analysen gegen sie ausgesprochen haben, weiß die
       2018 auf Hrubesch gefolgte Cheftrainerin. Sie soll darauf bestürzt reagiert
       haben. Am 8. September vermeldete der DFB dann ihre Erkrankung.
       
       Voss-Tecklenburg schrieb nun, sie sei „auf dem Wege der Besserung“,
       allerdings sei dieser Prozess „noch nicht zu 100 Prozent abgeschlossen“.
       Präsident Bernd Neuendorf ließ zuletzt unerwähnt, dass seine Angestellte
       mit Erlaubnis bereits [4][Vorträge bei Verbandstagen von Zahnärzten und
       Vertretern der Bauindustrie] gehalten hat.
       
       Dem Verbandschef fällt überhaupt gerade einiges auf die Füße. Wenn der
       63-Jährige zur WM gereist wäre, hätte er zum einen wie Südafrikas
       Verbandschef Danny Jordaan vor Ort für die Ausrichtung der WM 2027 werben
       können. Jetzt spannte er noch hektisch den Kanzler vor den Karren, der eine
       Banderole mit Werbung für die Bewerbung hochhalten musste. Zum anderen
       hätte Neuendorf im deutschen Quartier die atmosphärischen Verstimmungen
       gespürt und hätte nicht mühsam nachträglich ergründen müssen, was alles
       schiefgelaufen ist.
       
       26 Oct 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Horst-Hrubesch-uebernimmt-DFB-Frauen/!5962212
   DIR [2] https://www.instagram.com/p/Cyyf0k8r2zo/?img_index=4
   DIR [3] /Krise-der-DFB-Elf-der-Frauen/!5959537
   DIR [4] /Kritik-an-Bundestrainerin/!5965208
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Frank Hellmann
       
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