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       # taz.de -- Bombendrohungen in Deutschland: Alarm wegen der Mails
       
       > Schulen, Radiosender, Bahnhöfe: an verschiedenen Orten gingen in den
       > vergangenen Tagen Bombendrohungen ein. Die Polizei gibt Entwarnung.
       
   IMG Bild: Polizisten kontrollieren eine Schule in Bayern, die wegen einer Drohung geräumt wurde
       
       Berlin taz | Am vergangenen Mittwoch gingen bundesweit wieder an
       verschiedenen Orten Droh-E-Mails ein, die unter anderem mit dem Absender
       „Hamas“ unterzeichnet waren. Bereits [1][am Montag und Dienstag] hatten
       solche Vorfälle bundesweit Polizeieinsätze ausgelöst. Betroffen waren
       Schulen und Radiosender in mehreren Bundesländern. In Berlin gab es
       deswegen Polizeieinsätze am Hauptbahnhof, beim TV-Sender RTL und am
       Willy-Brandt-Haus, der Zentrale der SPD.
       
       Weitere Bombendrohungen gingen an vier Schulen in Sachsen ein. Bei den
       polizeilichen Durchsuchungen kam es am vergangenen Dienstag unter den
       Schülerinnen und Schülern zu Panikzuständen und Kreislaufbeschwerden. Die
       Polizei fand aber keine Hinweise auf drohende Bombenexplosionen oder
       Schusswaffenangriffe.
       
       Bei den Drohungen handelte es sich um E-Mails. Darin würden „schädigende
       Anschläge“ angekündigt und die Drohungen „in einen propalästinensischen
       Kontext“ gestellt, berichtet ein Sprecher des Landeskriminalamts Sachsen.
       Die Cybercrime-Experten des LKA unterstützen derzeit die Ermittlungen, um
       die Täter festzustellen.
       
       Angesichts der anhaltenden Kämpfe in Israel und dem Gazastreifen seien
       weitere derartige Drohmails zu erwarten, sagt die Polizei. „Auch wenn
       bislang von keiner Ernsthaftigkeit der Drohungen auszugehen ist, wird bei
       zukünftigen Drohmails weiterhin jedem Sachverhalt mit der im Einzelfall
       gebotenen Sorgfalt und Intensität nachgegangen“, betonte der Sprecher
       weiter.
       
       ## Identischer Mailinhalt in NRW und Rheinland-Pfalz
       
       Sachsens Staatsminister Armin Schuster (CDU) äußerte sich ebenfalls zu den
       Drohungen. „Auch wenn bislang keine ernsthafte Gefahr bekannt wurde, nimmt
       die sächsische Polizei diese Drohungen ernst. Wir werden vor Ort weiter
       sehr wachsam sein“, sagte Schuster auf Anfrage der taz. „Ich bin unseren
       Einsatzkräften dankbar für ihr konsequentes und umsichtiges Handeln.“ Die
       Polizei wolle anlassbezogen kurzfristig alle sächsischen Schulen über das
       Kultusministerium zur aktuellen Lage informieren.
       
       In Nordrhein-Westfalen (NRW) und in Rheinland-Pfalz gab es am vergangenen
       Montag ebenfalls Bombendrohungen mit identischem Inhalt. Betroffen waren
       Schulen in Solingen, Wuppertal-Barmen, Bonn und Mönchengladbach, die
       Universität Münster und die ZDF-Zentrale in Mainz. „Nach der Bewertung der
       Gesamtlage kommen wir derzeit zu dem Ergebnis, dass die vergangenen
       Bedrohungen nicht ernst zu nehmen sind“, teilte ein Sprecher des
       NRW-Innenministeriums mit.
       
       Grundsätzlich sei die [2][aktuelle Entwicklung in Israel] dazu geeignet,
       eine hohe Gefährdungsrelevanz zu entfalten, berichtet eine Sprecherin des
       Landeskriminalamts Rheinland-Pfalz. Jedoch liegen dem Amt „keine
       Erkenntnisse zu festen Strukturen der Hamas in Rheinland-Pfalz vor“. Am
       Montag mussten mehrere Gebäude im Mainzer Stadtteil Lerchenberg evakuiert
       werden, und rund 600 ZDF-Mitarbeiter*innen mussten ihren Arbeitsplatz
       verlassen.
       
       Die Thüringer Behörden sind ebenfalls alarmiert. Nach erneuten Drohungen
       gegen Schulen in Erfurt und die Radiosender Antenne Thüringen, Top40 und
       Landeswelle in Weimar bewertet die Landespolizeidirektion in Erfurt die
       Bedrohungslage „fortlaufend“. Sie schließt Zusammenhänge mit den anderen
       Fällen in anderen Bundesländern nicht aus.
       
       „Ob mit den Drohungen ein extremistisches Ziel verfolgt wird oder es sich
       um ‚Trittbrettfahrer‘ handelt, die sich zur Verstärkung der Wirksamkeit
       ihrer Drohungen als ‚Hamas‘ bezeichnen, kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht
       abschließend bewertet werden“, sagt eine Sprecherin des Bundesministeriums
       des Innern (BMI) auf Anfrage der taz. Sie weist darauf hin, dass die
       Drohungen etwa zur selben Zeit wie die Drohungen in Frankreich begannen,
       bei denen „ein Bezug zum aktuellen Nahostkonflikt hergestellt wird“.
       
       Seit Beginn der Woche und mit Schulbeginn hätten diese Vorkommnisse
       bundesweit stark zugenommen, fügt die Sprecherin hinzu. Auch in Frankreich
       und Italien hatte es Drohungen gegen Einrichtungen gegeben. In Frankreich
       wurden nach den Drohungen sechs Flughäfen evakuiert.
       
       25 Oct 2023
       
       ## LINKS
       
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