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       # taz.de -- Landtagswahlen in Hessen und Bayern: Ferndiagnose aus der Hauptstadt
       
       > Berlins Parteispitzen äußern sich zu den Wahlergebnissen vom Sonntag.
       > Gerade bei den Grünen sieht es in der Hauptstadt deutlich besser aus.
       
   IMG Bild: In Bayern und Hessen wurde am Sonntag der Landtag neu gewählt, in Berlin am Montag kommentiert
       
       Berlin taz | Die Linkspartei nun in keinem westdeutschen Flächenland mehr
       im Landtag, die FDP nach Berlin nun auch in Bayern raus aus dem Parlament,
       die Unionsparteien wie die Berliner CDU bei der Wiederholungswahl im
       Februar vorne – so unterschiedlich wie die Ergebnisse werteten Berliner
       Politiker auch das Abschneiden ihrer Parteifreunde am Sonntag in Bayern und
       Hessen
       
       „Verdiente Siege“ hätten die jeweiligen Ministerpräsidenten Rhein und Söder
       eingefahren, sagte Berlins CDU-Generalsekretärin Ottilie Klein auf
       taz-Anfrage. Für das schlechte Abschneiden der Ampelparteien SPD, Grüne und
       FDP macht sie „die große Unzufriedenheit der Menschen mit der
       Bundesregierung“ verantwortlich. Diese Unzufriedenheit sei „nicht zuletzt
       auch eine Erklärung für die besorgniserregenden Zuwächse der AfD.“
       
       Die bayerische SPD war am Sonntag noch [1][weiter unter die
       10-Prozent-Marke gestürzt] als schon 2018. Die Berliner SPD-Spitze mochte
       das dennoch bis Montagnachmittag nicht kommentieren. Grünen-Landeschef
       Philmon Ghirmai äußerte sich zwar gegenüber der taz, mochte aber die
       starken Verluste seiner Parteifreunde nicht bewerten – in Hessen etwas
       sackten die Grünen [2][gegenüber der vorangegangenen Wahl von 19,8 auf 14,8
       Prozent ab]. Das ist aus seiner Sicht einerseits nicht der angemessene
       Umgang mit Parteifreunden, andererseits auch nicht seriös: „Eine ernsthafte
       Analyse schüttelt man nicht am nächsten Tag aus dem Ärmel.“
       
       In starken Kontrast zu ihren Parteikollegen in Bayern und Hessen wirken die
       Berliner Grünen durch die Ampelregierung und die Wärmepumpendebatte
       weitgehend unbeschädigt: [3][In einer Ende September veröffentlichten
       Umfrage] erreichten sie mit 18 Prozent fast genau ihr Wahlergebnis vom
       Februar. „Umfragen sind keine Wahlen und Vergleiche zwischen Ländern immer
       schwierig“, sagte Ghirmai dazu, „unabhängig davon ist es uns aber in Berlin
       in den vergangenen Jahren gelungen, mit einem klaren grünen Profil
       Wähler*innen an uns zu binden.“
       
       ## FDP wie in Berlin auch in Bayern raus
       
       Die beiden Linkspartei-Landeschefs Franziska Brychcy und Maximilian
       Schirmer äußerten sich folgendermaßen: Die Genossinnen und Genossen vor
       vor Ort hätten „einen sehr engagierten Wahlkampf geführt“ und die richtigen
       Themen adressiert, aber die Diskussion auf Bundesebene über die Gründung
       einer anderen Partei habe massiv geschadet. „Dieses Vorgehen ist
       verantwortungslos und muss sofort beendet werden“, fordern Brychcy und
       Schirmer. Auf Bundesebene kündigte die Parteispitze eine
       Mitgliederoffensive an, um „stärker in der Fläche vertreten zu sein und
       Menschen direkt zu erreichen“.
       
       Sebastian Czaja, im vergangenen Februar Spitzenkandidat der [4][an der
       5-Prozent-Hürde gescheiterten Berliner FDP], mag das schlechte Abschneiden
       seiner Parteifreunde in Hessen und vor allem Bayern nicht als Omen für die
       nächsten Abgeordnetenhauswahl deuten. „Das Ergebnis ist natürlich
       enttäuschend“, sagte Czaja der taz, „ich denke aber trotzdem, dass man
       jetzt keine Schlussfolgerungen für den Wahlkampf 2026 ziehen kann.“
       
       Die wie in Bayern auch in Brandenburg gleichfalls im Landtag vertretenen
       Freien Wähler freuen sich währenddessen über den Erfolg der Freien Wähler
       in Bayern, die ihr Ergebnis gegenüber 2018 von 11,6 Prozent deutlich auf
       15,8 Prozent steigerten und mutmaßlich weiter mit der CSU regieren werden.
       Brandenburgs Freie-Wähler-Vorsitzender, der Landtagsabgeordnete Péter Vida,
       gratulierte zu diesem Abschneiden: „Mit 15,8 Prozent auf Platz zwei – das
       ist der Durchbruch zur Volkspartei“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur.
       
       9 Oct 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.wahlrecht.de/ergebnisse/bayern.htm
   DIR [2] https://www.wahlrecht.de/ergebnisse/hessen.htm
   DIR [3] https://www.wahlrecht.de/umfragen/landtage/berlin.htm
   DIR [4] https://www.wahlen-berlin.de/wahlen/BE2023/AFSPRAES/agh/ergebnisse.html
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Stefan Alberti
       
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