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       # taz.de -- Terrorgruppe „Vereinte Patrioten“: Razzien und weitere Festnahmen
       
       > Deutsche Behörden haben Mitglieder einer Reichsbürgergruppe festgenommen.
       > Diese plante die Entführung Karl Lauterbachs und einen Regierungssturz.
       
   IMG Bild: Ein mutmaßliches Mitglied der Vereinigten Patrioten beim Prozess in Koblenz im Mai 2023
       
       Berlin/Karlsruhe dpa/afp | Im Zusammenhang mit der Gruppe mutmaßlicher
       Reichsbürger, die Sprengstoffanschläge auf die Stromversorgung und die
       Entführung von Bundesgesundheitsminister [1][Karl Lauterbach] (SPD) geplant
       haben soll, sind am Dienstag weitere Menschen festgenommen worden.
       
       Generalstaatsanwaltschaften in Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen,
       Thüringen, Hessen, Bayern und Baden-Württemberg berichteten über
       gleichzeitige Razzien. In Koblenz stehen bereits [2][seit Mai] fünf
       mutmaßliche Mitglieder der Gruppe vor dem rheinland-pfälzischen
       Oberlandesgericht.
       
       Am Dienstag wurden den Angaben zufolge fünf weitere Menschen festgenommen,
       die entweder Mitglieder oder Unterstützer der terroristischen Vereinigung
       gewesen sein sollen.
       
       In Rheinland-Pfalz wurden demnach ein 52 Jahre alter Mann und eine
       32-Jährige Frau festgenommen. Der Mann steht unter Verdacht,
       Hochspannungsleitungen ausgekundschaftet zu haben. Die Frau soll mehrere
       Chatgruppen betrieben haben, in denen weitere Unterstützer angeworben
       wurden. Außerdem soll sie ein Dokument mit Anleitungen zur Herstellung von
       Sprengstoff erstellt haben.
       
       Beide sollten noch am Dienstag der Ermittlungsrichterin des
       Oberlandesgerichts Koblenz vorgeführt werden. Außerdem ermitteln die
       Generalstaatsanwaltschaft Koblenz und das Landeskriminalamt (LKA)
       [3][Rheinland-Pfalz] gegen eine 53-Jährige, die von den Plänen gewusst, sie
       aber nicht angezeigt haben soll.
       
       ## Sie wollten mit russischen Stellen verhandeln
       
       In Nordrhein-Westfalen wurde nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft
       Düsseldorf ein 49-Jähriger festgenommen, dem eine „regionale Führungsrolle“
       in der Gruppe zugedacht gewesen sei – entweder bei den mutmaßlich geplanten
       Anschlägen auf die [4][Energieversorgung] oder bei einer womöglich später
       geplanten konstituierenden Sitzung einer neuen Regierung.
       
       Wie die Generalstaatsanwaltschaft in Frankfurt am Main und das hessische
       LKA mitteilten, wurde in Hessen ein 61-Jähriger festgenommen. Er soll an
       [5][Treffen der Gruppe] teilgenommen und sich dazu bereiterklärt haben, an
       der mutmaßlich geplanten Entführung Lauterbachs mitzuarbeiten. Außerdem
       soll er seine Garage als Zwischenlager für Waffen angeboten haben.
       
       Zudem sei er als Teil einer Delegation vorgesehen gewesen, die nach dem
       gewaltsamen Umsturz mit einem Schiff über die Ostsee in russische
       Küstengewässer habe fahren sollen. Die Vorstellung der Gruppe sei gewesen,
       mit staatlichen russischen Stellen über einen „Schulterschluss“ zu
       verhandeln und sich militärische Ausrüstung zu beschaffen. Bei der
       Untersuchung der Wohnung des 61-Jährigen seien unter anderem eine Armbrust
       und eine Luftdruckwaffe beschlagnahmt worden.
       
       Für Bayern teilte die Münchner Generalstaatsanwaltschaft mit, dass dort ein
       Beschuldigter festgenommen worden sei. Er soll ebenfalls seine Bereitschaft
       bekundet haben, an [6][einer Entführung Lauterbachs] teilzunehmen. Außerdem
       soll er sich dazu bereit erklärt haben, in Kroatien Schusswaffen zu
       besorgen.
       
       ## Lauterbach dankt Ermittlern
       
       In Thüringen wurde die Wohnung eines Beschuldigten durchsucht, der die
       Gruppe unterstützt haben soll. In Baden-Württemberg wurden zwei Wohnungen
       durchsucht. Einer der dortigen Beschuldigten soll der Vereinigung einen
       Server zur Verfügung gestellt haben, um konspirative Kommunikation zu
       ermöglichen. Außerdem soll er sich laut der Generalstaatsanwaltschaft
       Stuttgart an der Verwaltung einer geschlossenen Chatgruppe beteiligt haben.
       
       Der zweite Mann soll in Chatgruppen seine Zustimmung zu den Umsturzplänen
       geäußert haben. Bei zwei Treffen soll er Gruppenmitglieder in ihren Plänen
       bestärkt haben, Umspannwerke zu sabotieren. Zudem habe er ihnen gezeigt,
       wie Funkgeräte zu bedienen sind.
       
       Lauterbach erklärte nach Bekanntwerden [7][der Razzien auf X] (früher
       Twitter): „Ich danke den Ermittlern, denen ich wahrscheinlich mein Leben
       verdanke.“
       
       Der Generalbundesanwalt wirft den in Koblenz Angeklagten die Gründung einer
       Terrororganisation und die Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden
       Gewalttat vor. Ihr Plan soll es gewesen sein, mit Gewalt
       bürgerkriegsähnliche Zustände in Deutschland auszulösen, um die Demokratie
       zu beseitigen.
       
       Nach Sprengstoffanschlägen auf die Stromversorgung mit wochenlangen
       Stromausfällen als Folge habe Lauterbach entführt werden sollen. Das
       dadurch entstehende Chaos habe die Gruppe nutzen wollen, um die Regierung
       abzusetzen und eine „Führungsperson“ zu installieren. Den Tod von Menschen
       bei ihren Aktionen sollen die Angeklagten in Kauf genommen haben.
       
       10 Oct 2023
       
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