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       # taz.de -- UN-Menschenrechtsrat: Moskau bleibt draußen
       
       > Nach dem Überfall auf die Ukraine wurde Russland aus dem
       > Menschenrechtsrat ausgeschlossen. Nun stimmten die Mitglieder gegen die
       > erneute Aufnahme.
       
   IMG Bild: Suspendierung der Russischen Föderation aus dem UNO-Menschenrechtsrat, 7. April 2022
       
       Washington taz | Russlands Versuch, in den Menschenrechtsrat der Vereinten
       Nationen zurückzukehren, ist kläglich gescheitert. Bei einer geheimen Wahl
       am Dienstag in New York stimmten die UN-Mitgliedsländer gegen eine
       Wiederaufnahme Moskaus.
       
       Zur Wahl standen mehrere offene Sitze aus unterschiedlichen geografischen
       Regionen der Welt, darunter auch zwei Sitze für Länder aus Osteuropa. Zur
       Aufnahme in den Menschenrechtsrat reicht eine einfache Mehrheit, also die
       Zustimmung von 97 der 193 UN-Mitgliedsländer. Russland erhielt allerdings
       lediglich 83 Stimmen und bleibt somit vorerst weiter ausgeschlossen.
       
       „Im Jahr 2022 hat die internationale Gemeinschaft beschlossen, [1][Russland
       aufgrund seiner Aggressionen und abscheulichen Verbrechen gegen die
       Menschlichkeit in der Ukraine] aus dem UN-Menschenrechtsrat auszuschließen.
       Heute hat die UN-Vollversammlung bestätigt, dass es für Russland noch immer
       keinen Platz im Menschenrechtsrat gibt“, erklärte das Auswärtige Amt in
       einem Post auf X, früher Twitter, im Anschluss an die Abstimmung.
       
       Russland wurde vor 18 Monaten aufgrund seines Angriffskrieges gegen die
       Ukraine und auf Drängen der USA vom Menschenrechtsrat ausgeschlossen. Im
       Vorfeld der Abstimmung wurden allerdings Stimmen laut, die vor einer
       möglichen Wiederaufnahme Moskaus gewarnt hatten. Als Grund wurde die
       zunehmende Müdigkeit bezüglich des anhaltenden Konflikts in der Ukraine
       genannt.
       
       ## Moskau hoffte auf Stimmen aus Afrika und Asien
       
       Ein hochrangiger Diplomat aus Asien erklärte gegenüber der
       Nachrichtenagentur Reuters, dass neben der Kriegsermüdung auch viele
       Mitgliedsstaaten gegen eine vom Westen dominierte Besetzung von UN-Organen
       seien.
       
       Laut US-Medienberichten versuchte Russland in Vorbereitung auf die Wahl,
       Stimmen aus Afrika, Asien und anderen nicht westlichen Ländern für sich zu
       gewinnen. Die russischen Vertreter sollen bei ihrem versuchten Stimmenfang
       die Scheinheiligkeit und Voreingenommenheit der USA und deren Verbündeter
       kritisiert haben.
       
       „Der Menschenrechtsrat muss vor dem Missbrauch als politisches Instrument
       und der Ausübung von Doppelmoral geschützt werden“, sagte der russische
       UN-Botschafter Wassili Nebensja bereits am vergangenen Donnerstag.
       
       Am Ende blieben diese Versuche jedoch erfolglos, wie der klare Wahlausgang
       verdeutlichte. Die zwei offenen Sitze für Osteuropa gingen letztendlich an
       Albanien und Bulgarien. Diese werden nun ab dem 1. Januar ihre Plätze in
       dem aus 47-Mitgliedstaaten bestehenden Rat für insgesamt drei Jahre
       einnehmen. Deutschland ist ebenfalls in dem in Genf ansässigen
       UN-Menschenrechtsrat vertreten.
       
       ## „Deutliches Signal an russische Führung“
       
       „Die UN-Mitgliedsstaaten haben ein deutliches Signal an die russische
       Führung gesendet, dass eine Regierung, die für unzählige Kriegsverbrechen
       und Menschenrechtsverletzungen die Verantwortung trägt, nicht in dieses
       Gremium gehört“, sagte Louis Charbonneau, UN-Direktor der
       Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch, in einer Mitteilung.
       
       Die russische UN-Delegation gab im Anschluss den USA die Schuld für die
       Wahlniederlage, da diese sich mit aller Kraft gegen eine Rückkehr Russlands
       in den Menschenrechtsrat stark gemacht habe. „Solch eine Kampagne, die sich
       direkt gegen uns richtet, hat es noch nie gegeben“, sagte die
       stellvertretende russische UN-Botschafterin Maria Zabolotskaja laut der
       russischen Nachrichtenagentur RIA.
       
       Eine Wiederaufnahme Russlands in den Menschenrechtsrat würde die
       Glaubwürdigkeit des Gremiums und der gesamten Vereinten Nationen völlig
       untergraben, erklärte der stellvertretende UN-Botschafter der USA Robert
       Wood bereits während einer Sicherheitsratssitzung in der vergangenen Woche.
       
       Die Glaubwürdigkeit des UN-Menschenrechtsrates darf aber auch ohne
       Russlands Wiederaufnahme infrage gestellt werden, nachdem mit China und
       Kuba zwei Länder in den Rat gewählt wurden, denen massive
       Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen werden.
       
       11 Oct 2023
       
       ## LINKS
       
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   DIR Hansjürgen Mai
       
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