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       # taz.de -- Nahost-Konflikt in Berlin: Sicherheitslage angespannt
       
       > Polizei fährt Schutz von jüdischen Einrichtungen hoch. Die
       > israelisch-jüdische Community ist in Sorge. Nachts flogen Brandsätze auf
       > die Polizei.
       
   IMG Bild: In Mitte vor der Neuen Synagoge legten Menschen Blumen und Kerzen nieder
       
       Berlin taz | Für den Freitag hat die terroristische Hamas weltweit zur
       „Al-Aqsa-Flut“ aufgerufen. Es gibt antisemitische Gewaltaufrufe,
       terroristische Führer fordern dazu auf, gegen Juden zu kämpfen. Nach den
       Massakern der Hamas in Israel und anschließenden israelischen
       Bombardierungen des Gazastreifens ist auch in Berlin die Sicherheitslage
       insbesondere für die israelische Community und jüdische Einrichtungen
       angespannt.
       
       Der [1][Zentralrat der Juden in Deutschland] sprach von einer „abstrakt
       erhöhten Gefährdungslage“. Es gebe durch Sicherheitsbehörden noch nicht
       verifizierte Aufrufe zu Gewalt gegen jüdische Einrichtungen über Messenger
       und in den sozialen Medien. Aber man lasse sich nicht unterkriegen und
       stehe zusammen.
       
       Die Jüdische Gemeinde Berlin forderte angesichts von Gewaltaufrufen
       Solidarität ein: „Jüdisches Leben ist nach dem Massaker in Israel nun
       weltweit in Gefahr! Juden in Israel und weltweit brauchen jetzt die
       Unterstützung der Mehrheitsgesellschaft dringender denn je. Lasst eure
       jüdischen Bekannten, Verwandten, Freunde und Mitbürger sehen, dass ihr zu
       ihnen steht und dass Antisemitismus, Hass und Terror nirgendwo auf der Welt
       akzeptiert werden dürfen.“ Die jüdische Gemeinde umfasst in Berlin rund
       8.300 Mitglieder, ebenso gibt es mehrere tausend säkulare Israelis in
       Berlin.
       
       Bereits am Mittwoch teilte die Polizei mit, dass sie [2][Schutzmaßnahmen
       für israelische und jüdische Einrichtungen] verstärkt habe. Es gebe neben
       dem Objektschutz mobile Streifendienste – seit letzten Samstag gebe es 30
       Strafanzeigen und Ordnungswidrigkeiten im Zusammenhang mit dem Angriff auf
       Israel, man stelle sich auf eine Steigerung ein. Am Donnerstag gab es ein
       [3][weiteres Demo-Verbot] gegen eine Soli-Demo mit dem Gaza-Streifen – laut
       Polizei wegen drohender Gewalt sowie volksverhetzender oder antisemitischer
       Ausrufe.
       
       ## Molotow-Cocktail auf Streifenwagen
       
       In der Nacht zum Donnerstag richtete sich Gewalt offenbar auch gegen die
       Polizei. [4][Laut deren Mitteilung] sollen zwei Unbekannte aus einer Gruppe
       von acht bis zehn Vermummten gegen 1 Uhr zwei Molotow-Cocktails auf einen
       Streifenwagen geworfen haben. Die Brandsätze verfehlten demnach ihr Ziel
       und zündeten nicht. Laut Polizei kam es während der Flucht der Gruppe zu
       „islamistischen Ausrufen“. Der Staatsschutz ermittele. In [5][den Nächten
       zuvor] waren an mehreren Stellen der Stadt Schriftzüge wie „Hamas“, „Free
       Palastine“, „Scheiß Zionisten“, „PLO“, „Sieg Heil“, „Cop Killer“ und „Kill
       Juden“ sowie Hakenkreuz-Schmierereien aufgetaucht.
       
       Auch Levi Salomon vom [6][Jüdischen Forum für Demokratie und gegen
       Antisemitismus e. V.] sprach auf taz-Anfrage von einer „verschärften Lage“.
       Er sei noch immer schockiert, dass am Mittwochabend viele Leute trotz
       [7][Demo-Verboten] in Neukölln auf die Straße gingen sowie von dem offenen
       Feiern der Massaker in den Tagen zuvor: „Angesichts dessen ist es schwer,
       derzeit erkennbar als Jude irgendwo zu erscheinen, weil das zu Eskalationen
       führen kann“, sagt Salomon. In Hamburg etwa seien zuletzt nach einer
       pro-israelischen Kundgebung [8][zwei Frauen angegriffen worden], weil sie
       kleine Israel-Fähnchen dabei hatten. Die Mehrheitsgesellschaft müsse
       verstehen: „Angriffe auf Juden sind Angriffe auf uns alle. Der auch in der
       Mitte der Gesellschaft verbreitete Antisemitismus geht uns alle an, weil er
       sich gegen die Demokratie und damit die gesamte Bevölkerung richtet“, sagt
       Salomon.
       
       Es reiche nicht, dass der Kanzler sagt, man muss jüdische Menschen schützen
       – deutsche Bürger müssen sich selbst und die Demokratie schützen, fordert
       Salomon, „jedes Mal, wenn der Nahost-Konflikt eskaliert, überträgt sich das
       auf unsere Straßen – ob nun von islamistischen, rechtsextremen oder
       linksextremen Gruppen – gegen Antisemitismus muss man
       gesamtgesellschaftlich vorgehen.“
       
       Der überregional bekannte [9][jüdische Fußball-Oberligist TuS Makkabi]
       hatte wegen Sicherheitsbedeken in Berlin ein Spiel verschoben. Am
       Donnerstag teilte der Verein auf taz-Anfrage mit, dass der Spiel- und
       Trainingsbetrieb nur mit erhöhten Sicherheitsvorkehrungen in enger
       Abstimmung mit dem Senat weiter laufen könne. Der Mannschaftsrat teilte
       mit: „Wir als multikulturelle Mannschaft, die auch Moslems und Juden
       versammelt, wollen unbedingt weiterspielen und uns nicht unterkriegen
       lassen. Nur so können wir ein Zeichen für Toleranz und friedliches
       Miteinander setzen.“ Zuerst war die Rede davon, dass der gesamte Spiel und
       Trainingsbetrieb eingestellt worden sei. Der [10][Vereinspräsident Alon
       Mayer] nannte die bedrohliche Lage eine „absolute Niederlage unserer
       demokratischen Werteordnung“.
       
       12 Oct 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.zentralratderjuden.de/aktuelle-meldung/artikel/news/statement-zu-gewaltaufrufen-gegen-juedische-einrichtungen/
   DIR [2] /Israelfeindlichkeit-in-Berlin/!5966053
   DIR [3] https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2023/10/berlin-polizei-demonstration-verbot-gaza-solidaritaet.html
   DIR [4] https://www.berlin.de/polizei/polizeimeldungen/2023/pressemitteilung.1374622.php
   DIR [5] https://www.tagesspiegel.de/berlin/sieg-heil-und-free-palestine-so-vernetzen-sich-die-israel-hasser-in-berlin-10609033.html
   DIR [6] https://www.jfda.de/
   DIR [7] /Pro-Palaestina-Protest-in-Neukoelln/!5966118
   DIR [8] https://twitter.com/JFDA_eV/status/1711770654603612209
   DIR [9] https://www.tagesspiegel.de/sport/absolute-niederlage-fur-uns-alle-judischer-oberligist-tus-makkabi-stellt-spiel-und-trainingsbetrieb-in-berlin-aus-sicherheitsgrunden-ein-10607398.html
   DIR [10] https://www.faz.net/aktuell/sport/mehr-sport/hamas-terror-in-israel-hat-folgen-fuer-juedische-sportler-in-deutschland-19233923.html
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Gareth Joswig
       
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