URI: 
       # taz.de -- Antisemitischer Übergriff in Dagestan: Der Kreml erntet, was er sät
       
       > Die antijüdische Krawalle an einem Flughafen im Nordkaukasus sind alles
       > andere als ein Zufall. Der Kreml pflegt schon lange antisemitische
       > Diskurse.
       
   IMG Bild: Sturm auf den Flughafen in Machatschkala, Dagestan am Sonntagabend
       
       Berlin taz | Schön, dass Moskau die Verantwortlichen für die
       judenfeindlichen Krawalle auf dem Flughafen der dagestanischen Hauptstadt
       Machatschkala am Sonntag bereits so gut wie identifiziert hat: Schuld seien
       subversive Kräfte im Ausland, die die Situation in der Russischen
       Föderation destabilisieren wollten. Die Spur weist, wie könnte es anders
       sein, wieder einmal in die Ukraine.
       
       Noch Fragen? Allerdings. Wie kann es sein, dass ein marodierender Mob einen
       Flughafen stürmt und fast unbehelligt bis auf das Rollfeld vordringt? Zumal
       Informationen über die Ankunft eines Flugzeuges aus Israel schon Stunden
       vorher durch die sozialen Netzwerke gegeistert waren. Sollte die
       Zurückhaltung der Sicherheitskräfte wirklich ein Zufall gewesen sein?
       
       Wie dem auch sei: Angesichts s[1][eines Balanceaktes zwischen Israel und
       der Hamas] kann der Kreml derartige Gewaltausbrüche nicht gebrauchen. Hatte
       Wladimir Putin nicht erst vor Kurzem bei einem Treffen mit Vertretern
       unterschiedlicher Religionen deren friedliches und gedeihliches Miteinander
       in Russland beschworen?
       
       [2][Gleichzeitig ist ein antisemitischer Diskurs fester Bestandteil des
       Kreml-Narrativs], wenn es darum geht, den Krieg gegen die Ukraine zu
       rechtfertigen. Dass der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski, selbst
       jüdischer Herkunft, ein Erfüllungsgehilfe des Westens und eine Schande für
       das jüdische Volk sei, gehört noch zu den harmloseren Äußerungen.
       
       Doch die russische Führung erntet auch noch an anderer Stelle, was sie
       gesät hat. So sind vor allem die muslimischen Teilrepubliken im
       Nordkaukasus, zu denen auch [3][Dagestan] gehört, durch Armut und
       Perspektivlosigkeit für die junge Generation gekennzeichnet.
       
       Gerade auch aus diesen Regionen stammen viele Soldaten, die im
       Ukrainekrieg verheizt werden und nicht lebend zurückkommen. Aus der
       Vergangenheit wissen wir, dass die Lunte im Nordkaukasus kurz ist. Wenn sie
       Feuer fängt, könnte daraus sehr schnell ein Flächenbrand werden.
       
       30 Oct 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Hamas-Anschlaege-auf-Israel/!5962557
   DIR [2] /Lawrow-vergleicht-Selenski-mit-Hitler/!5844652
   DIR [3] /Flucht-aus-Russland-nach-Georgien/!5905889
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Barbara Oertel
       
       ## TAGS
       
   DIR Dagestan
   DIR Russland
   DIR Flughafen
   DIR Antijüdisch
   DIR Russland
   DIR Antisemitismus
   DIR Schwerpunkt Nahost-Konflikt
   DIR Schwerpunkt Nahost-Konflikt
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Anschläge in Dagestan: Viele Tote, eine zerstörte Illusion
       
       Im Nordkaukasus sterben bei einer Anschlagsserie 19 Menschen. Die Taten
       zeigen, wie Russlands Justiz die islamistische Gefahr weiter
       vernachlässigt.
       
   DIR Antisemitismus im Nordkaukasus: Jagd auf jüdische Menschen
       
       In der russischen Teilrepublik Dagestan stürmen Männer nach der Landung
       eines Fliegers aus Israel den Flughafen. Sie werden nicht gestoppt.
       
   DIR +++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Shani Louk offenbar tot
       
       Die Deutsch-Israelin Shani Louk ist den Angaben ihrer Familie zufolge tot.
       Sie wurde wie Hunderte andere von der Hamas entführt.
       
   DIR Erdoğan gegen Israel: „Stehen für den Nahen Osten bereit“
       
       Unter Erdoğan verschlechterte sich das Verhältnis zwischen Israel und der
       Türkei. Er heizt die Stimmung an, droht dem Westen, nennt Israel
       „Kindermörder“.