URI: 
       # taz.de -- Widerstand auf der Krim: Provokation mit gelben Bändern
       
       > Auf der Krim protestieren Aktivist*innen gegen die russische
       > Besatzung. Sie nehmen Repressionen und Haftstrafen in Kauf.
       
   IMG Bild: Sewastopol nach einem ukrainischen Drohnenangriff im April
       
       Berlin taz | Auf der von Russland völkerrechtswidrig annektierten Krim geht
       die Unterdrückung von Bewohner*innen der Halbinsel mit proukrainischen
       Ansichten weiter. „Seit dem Beginn von Russlands Angriffskrieg gegen die
       Ukraine am [1][24. Februar 2022] wurden mehr als 500 Verfahren wegen
       sogenannter Diskreditierung der russischen Armee eröffnet“, sagt Maria
       Tomak. Sie leitet den ukrainischen Dienst zur Unterstützung der
       [2][Aktivitäten der Krim-Plattform].
       
       Die Plattform ist ein von der Ukraine initiierter internationaler
       Koordinierungsmechanismus, um die Frage der Krim wieder auf die
       Tagesordnung zu setzen und die Menschenrechte auf der Krim zu schützen.
       Erklärtes Ziel ist Kyjiws Wiedererlangung der Kontrolle über die Halbinsel.
       
       Russische Truppen hatten die Krim 2014 besetzt. Seitdem haben mehr als
       50.000 Krimtataren die ukrainische Halbinsel verlassen. Genaue Angaben
       darüber, wie viele vor 2014 auf der Krim lebten und jetzt noch dort
       ansässig sind, gibt es nicht. Hunderte Ukrainer*innen, die dort derzeit
       leben, sind ständigen Schikanen vonseiten der Behörden ausgesetzt.
       
       Der Straftatbestand „[3][Diskreditierung der russischen Armee]“ wurde nach
       dem 24. Februar 2022 in das russische Strafgesetzbuch aufgenommen.
       
       ## Ukraine bietet Perspektiven
       
       Die russischen Behörden wendeten diese Vorschrift auf alles an, was
       mittlerweile komplett absurde Ausmaße angenommen habe. Wenn jemand sich in
       einer ukrainischen Trachtenbluse fotografieren oder die Nägel in den Farben
       Gelb und Blau lackieren lasse bzw. blau-gelbe Turnschuhe trage – das alles
       falle unter diesen Artikel, so Tomak.
       
       „Fälle, in denen eine proukrainische Position auf der Krim zum Ausdruck
       kommt, deuten darauf hin, dass ein bestimmter Teil der lokalen Bevölkerung
       auf die Befreiung der Krim durch ukrainische Truppen wartet. Das sind vor
       allem junge Menschen, die für sich keine Perspektive sehen. Sie sind
       bereit, Risiken einzugehen – wohl wissend, dass sie im besten Fall mit
       einer Geldstrafe belegt und im schlimmsten Fall in Haft kommen können“,
       sagt Tomak. Die Ukraine hingegen biete Chancen, wie die visafreie Einreise
       in die EU. Das stehe im Gegensatz zu Russland, einem sterbenden
       Dinosaurier.
       
       „Generell nimmt der Widerstand gegen die russische Besatzung der Krim zu.“
       Dies berichtet Iwan, Koordinator der Bewegung „[4][Gelbes Band]“ in einem
       Kommentar für das ukrainische Medium Suspilny Mownik. Mittlerweile gehörten
       der Bewegung mehr als 6.000 Bewohner*innen der Krim an.
       
       „Dies demotiviert die Besatzer enorm. Deshalb versuchen sie, ihre Polizei-
       und Sabotagebekämpfungssysteme zu stärken, was in vielen Fällen reine
       Propaganda ist. Das heißt, es werden gefälschte Materialien über die
       Inhaftierungen und Festnahmen von Menschen erstellt und auf diese Weise
       wird versucht, jeden festzunehmen“, schreibt Iwan.
       
       Eine der Aktionen der Aktivist*innen: Sie hängen gelbe Bänder auf und
       fotografieren ukrainische Symbole in Simferopol, Sewastopol, Jewpatorija,
       Jalta, Belogorsk und Koktebel.
       
       ## Ukrainische Truppen greifen Stützpunkte an
       
       Seit ihrer Besatzung 2014 hat die Russische Föderation die [5][Halbinsel in
       einen Militärstützpunkt verwandelt]. Nach Angaben des Radio
       Liberty-Projekts „Crimea.Realities“ gab es dort Ende vergangenen Jahres 223
       russische Militäreinrichtungen.
       
       Dessen ungeachtet greifen ukrainische Truppen regelmäßig russische
       Militärstützpunkte auf der Krim an. Ende Oktober meldete das russische
       Verteidigungsministerium die Zerstörung von Unterwasserdrohnen im Schwarzen
       Meer vor der Küste von Sewastopol.
       
       Die oberste Militärführung der Ukraine hat wiederholt die Absicht geäußert,
       die Krim in naher Zukunft zu besetzen. Beispielsweise sagte Kirilo Budanow,
       Leiter der Hauptdirektion für die Geheimdienste der Ukraine, dass die Krim
       zur Ukraine gehöre und Russland dort keinen Platz habe. Er versicherte,
       dass die Halbinsel wieder unter ukrainische Kontrolle zurückkehren würde.
       
       Die [6][Wiederherstellung der territorialen Integrität der Ukraine in den
       Grenzen von 1991] ist einer der Punkte des Friedensplans, den Kyjiw
       vorgelegt hat. Vor einigen Tagen wandte sich der Präsident der Ukraine,
       Wolodimir Selenski, an die Bewohner*innen der Krim und Sewastopols. Er
       betonte, dass das russische Militär nicht für immer auf der Halbinsel
       bleiben werde, die Ukraine niemanden der Russischen Föderation überlassen
       und den Krieg auf jeden Fall gewinnen werde.
       
       „Die Russische Föderation ist immer als Kolonisator und Eindringling auf
       die Krim gekommen. Im Februar ist es zehn Jahre her, dass der Krieg mit der
       Besatzung der Krim begonnen hat. Zum 10. Jahrestag sollte der Krieg enden –
       mit der Befreiung der Krim“, sagt Maria Tomak.
       
       Aus dem Russischen: Barbara Oertel
       
       31 Oct 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Schwerpunkt-Krieg-in-der-Ukraine/!t5008150
   DIR [2] https://crimea-platform.org/
   DIR [3] /Opposition-in-Russland/!5906588
   DIR [4] https://www.zhovtastrichka.org/
   DIR [5] /Opposition-in-Russland/!5906588
   DIR [6] /12-Punkte-Plan-zur-Krim/!5923141
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Yuliia Shchetyna
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
   DIR Krim
   DIR Ziviler Ungehorsam
   DIR Russland
   DIR Wolodymyr Selenskij
   DIR GNS
   DIR Krim
   DIR Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
   DIR Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
   DIR Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
   DIR Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
   DIR Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
   DIR Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
   DIR Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Russische Repressionen auf der Krim: Erst Arrest, dann Knast
       
       Gegen Hunderte Bewohner der Krim laufen Verfahren. Ihr Vergehen: Sie
       bekunden offen ihre Solidarität mit der Ukraine. Manche landen im
       Gefängnis.
       
   DIR EU und Ukraine verhandeln über Beitritt: Die Tür öffnet sich weiter
       
       Die EU-Kommission empfiehlt Beitrittsverhandlungen mit der Ukraine.
       Derartige Gespräche mit einem Land im Krieg wären eine Premiere.
       
   DIR Nach fünf Monaten Gegenoffensive: „Pattsituation“ in der Ukraine
       
       Der höchste General der Ukraine zieht eine schonungslose Bilanz der
       Offensiven zur Befreiung besetzter Gebiete. Aber es gibt auch Erfolge.
       
   DIR +++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Größter Drohnenangriff seit Wochen
       
       Die Ukraine meldet zahlreiche Drohnenangriffe, betroffen waren auch Kiew
       und Lwiw. Die USA planen das 50. Hilfspaket aus Pentagon-Beständen.
       
   DIR Krieg in der Ukraine: Über 100 Orte beschossen
       
       Die Ukraine meldet den größten russischen Angriff seit Jahresbeginn. 118
       Städte und Dörfer wurden binnen 24 Stunden beschossen, so Innenminister
       Ihor Klymenko.
       
   DIR Internationales Treffen zur Ukraine: Großer Gipfel auf kleiner Insel
       
       Auf Malta treffen sich 65 Länder, die Ukraine präsentiert wiederholt
       Selenskis „Friedensformel“. Dabei geht es auch um die Nachkriegsordnung.
       
   DIR Krieg in der Ukraine: Singen für Drohnen und Funkgeräte
       
       In der westukrainischen Kleinstadt Roschyschtsche sammeln Kinder und
       Jugendliche wöchentlich Spenden. Damit unterstützen sie die Armee.
       
   DIR Krim-Tourismus in Kriegszeiten: Glauben an Sicherheit
       
       Viele Strände auf der Krim sind gesperrt oder vermint. Doch weil russische
       Medien kaum darüber berichten, erfahren viele Russen davon erst vor Ort.