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       # taz.de -- Immer mehr Cybercrime in Deutschland: Bedrohung „so hoch wie nie“
       
       > Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik warnt vor
       > steigender Cyberkriminalität. Die Schäden gingen in die Abermilliarden
       > Euro.
       
   IMG Bild: Claudia Plattner, die neue Präsidentin des BSI, stellt den Lagebericht 2023 vor
       
       Berlin taz | Zuletzt geriet das Bundesamt für Sicherheit in der
       Informationstechnik (BSI) eher wegen seines 2022 geschassten Präsidenten in
       die Schlagzeilen: [1][Arne Schönbohm]. Innenministerin Nancy Faeser (SPD)
       hatte ihn nach Vorwürfen einer Russlandnähe abgesetzt. Seit dem Sommer
       führt nun die IT-Expertin [2][Claudia Plattner] die
       Cybersicherheitsbehörde, als erste Frau in dem Amt. Und sie legte am
       Donnerstag zusammen mit Faeser den neuesten BSI-Jahresbericht vor – mit
       deutlichen Warnungen.
       
       Die Bedrohung durch Cyberkriminalität sei „so hoch wie nie zuvor“,
       konstatiert der Bericht. Die Digitalisierung vergrößere Angriffsflächen –
       und die würden genutzt. Zuletzt habe das BSI täglich rund 250.000 neue
       Schadprogrammvarianten, etwa in E-Mail-Anhängen, entdeckt und 21.000 durch
       Bots infizierte Systeme. Hinzu kämen durchschnittlich 68 neue
       Sicherheitslücken pro Tag – ein Viertel mehr als im Vorjahreszeitraum. Und
       die Dunkelzahlen seien noch weit höher.
       
       Hauptbedrohung bleibe Ransomware, mit der Kriminelle Daten auf Computern
       verschlüsseln und erst gegen Lösegeld wieder freigeben. Im Fokus stünden
       nicht mehr nur große Unternehmen, sondern vermehrt auch mittlere und kleine
       Firmen [3][sowie staatliche Institutionen]. Erst diese Woche traf es etwa
       die Hochschule Hannover. Cyberkriminelle würden sich zudem immer enger
       vernetzen und arbeitsteiliger agieren.
       
       Auch ändere der Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) die Lage.
       Deepfakes, also manipulierte Videos, würden immer professioneller. Auch
       könne KI Phishing-Mails oder Schadcodes generieren oder selbst gehackt
       werden. All das stelle Firmen und Behörden „vor noch nie dagewesene
       Herausforderungen“.
       
       ## 206 Milliarden Euro Schaden durch Cybercrime
       
       Plattner verwies auf Zahlen des Branchenverbands Bitkom, nach denen 2022
       ein Schaden von 206 Milliarden Euro durch Cybercrime entstanden sei.
       Hiergegen werde man nicht mit „Klein-Klein“ ankommen, sondern brauche eine
       „große Lösung“ und gesamtgesellschaftliche Gegenstrategie. Deutschland
       müsse sich „als Cybernation verstehen“ und Taten folgen lassen. Alle
       Institutionen müssten Cybersicherheit auf die Agenda setzen und Resilienzen
       erarbeiten. Man müsse einen Digitalmarkt für sichere Produkte hierzulande
       schaffen.
       
       Auch Faeser sprach [4][von „besorgniserregender“ Cyberkriminalität] und
       unterstrich, das BSI als Zentralstelle für Cybersicherheit ausbauen zu
       wollen. Es brauche eine institutionalisiertere Zusammenarbeit mit den
       Ländern.
       
       Über Ex-Präsident Schönbohm verlor Faeser dagegen kein Wort mehr. Der ist
       seit Jahresbeginn inzwischen Präsident der – deutlich kleineren –
       Bundesakademie für öffentliche Verwaltung. Und hält die Vorwürfe gegen sich
       weiter für haltlos. Schönbohm klagt inzwischen gegen Faesers
       Innenministerium auf Schadensersatz von 5.000 Euro. [5][Faeser erklärte
       zuletzt der taz], sie halte Schönbohms Vorwürfe für „haltlos“.
       
       2 Nov 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Abgesetzter-BSI-Chef-ausgespaeht/!5958923
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   DIR [4] /Gefahrenabwehr-bei-Cyberangriffen/!5923558
   DIR [5] /Bundesinnenministerin-Nancy-Faeser/!5960321
       
       ## AUTOREN
       
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