# taz.de -- Ende des deutschen Clásico: Ohne wirklichen Gegner
> „Deutscher Clásico“? Pustekuchen. Es war – wie so oft in den vergangenen
> Jahren – eine einseitige Partie. Der BVB kann Bayern nicht.
IMG Bild: Angenehmer Gegner: Bayern-Stürmer Kane freut sich über seinen dritten Treffer gegen Dortmund
Im Internet stand an diesem Samstagabend zu lesen: „Jedes Mal, wenn ein
deutscher Reporter vom ‚deutschen Clásico‘ spricht, stirbt irgendwo in
Spanien ein Platzwart.“
[1][Den „deutschen Clásico“] zwischen dem FC Bayern München und Borussia
Dortmund kann man jedenfalls – nicht erst seit Samstag – getrost vergessen.
Es wirkt eher wie ein Spiel zwischen einer Bundesligaspitzenmannschaft,
also den Bayern, und einer aus dem unteren Mittelfeld, sagen wir dem VfL
Wolfsburg. Und kann man so eine Partie den „Clásico“ nennen?
Und hier kommt noch eine Wahrheit: Das liegt keinesfalls daran, dass die
Bayern „jedes Mal gegen uns ihre Saisonbestleistung abrufen“, wie ein mal
wieder überforderter BVB-Trainer Terzic hinterher meinte. [2][Ja, es
flossen erneut Tränen in Dortmund.] Vielleicht sollten aber auch mal
Momente der Selbsterkenntnis fließen, die jenseits von „Haben halt mehr
Geld, daher einen besseren Kader“-Gemeinplätzen stattfinden.
Die Bayern waren on fire, die Dortmunder wirkten, wie schon im April, von
Anpfiff an wie von einem Nervengift lahmgelegt. Tempolos, präzisionslos,
intensitätslos. Und nicht zum ersten Mal. Ich glaube, das letzte Mal, dass
ich einen „deutschen Clásico“ gesehen habe, war, als das Phantom und
Halbjahreswunder Paco Alcacer zwei Tore gegen die Bayern schoss. Wann war
das?
## Kraftlose Dortmunder
Ich möchte an dieser Stelle den überall sonst zu lesenden Narrativen einmal
heftig widersprechen: Nein, es lag nicht daran, dass die Bayern ein
Superspiel hingelegt haben, als Antwort auf die Blamage von Saarbrücken. Es
lag am Gegner: Die Schwarzgelben spielten pomadig, uninspiriert, ohne
Willen, ohne Kampfkraft. Hier und da ein wenig Hacke, Spitze, eins, zwei,
drei, mal taucht irgendwo Marco Reus auf, das war’s.
Ja, man kann darüber philosophieren, ob Julian Brandt nicht maßlos
überschätzt wird, warum Niclas Füllkrug nur beim DFB Leistung bringt und
warum Sabitzer und Özcan im Mittelfeld auflaufen und Nmecha nur auf der
Bank sitzt. Man sollte darüber reden, warum Adeyemi, Malen und Moukoko
nicht viel mehr Freiräume bekommen und andere taktische Fragen mehr – auf
Unheil reagieren kann die sportliche Leitung des BVB zum Beispiel auch nur
selten. Tatsächlich scheint es ein Problem der Einstellung zu sein, der
Psyche; nichts Neues beim BVB. [3][Als hätten sie sich noch nicht vom
Champions-League-Finale 2013 erholt.]
Wie Bayern geht, hat Leipzig in letzter Zeit öfter vorgeführt. Sogar
Saarbrücken kann Bayern, weil sie schlau und aufopferungsvoll spielen. Der
BVB kann Bayern nicht.
5 Nov 2023
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## AUTOREN
DIR René Hamann
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