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       # taz.de -- Bayerische Regierung präsentiert: Gruppenbild mit wenigen Damen
       
       > Frisch gewählt, hat Bayerns Ministerpräsident Söder sein Regierungsteam
       > vorgestellt. Statt Frauen gilt es in Bayern einen anderen Proporz zu
       > beachten.
       
   IMG Bild: Noch unausgewogener: das neue bayerische Kabinett
       
       München taz | Jünger und weiblicher wolle er das Kabinett machen, sagte
       [1][Bayerns Ministerpräsident Markus Söder], als er sein neues Team
       vorstellte, und beeindruckte das Land. Ein Hauch von Modernität wehte durch
       den Freistaat. Nun gut, damit keine Missverständnisse aufkommen: Das war
       2018.
       
       Inzwischen ist Söder, wie die meisten seiner Kabinettsmitglieder, nicht nur
       fünf Jahre älter, sondern er setzt wohl auch andere Prioritäten. [2][In der
       18-köpfigen Regierung], die er am Mittwoch vorstellte, finden sich gerade
       vier Frauen – noch eine weniger als zuletzt. Stolz sei er auf dieses
       ausgewogene Kabinett, sagte Söder vor dem Landtag.
       
       Eine Woche lang machte man sich in der Regionalpresse einen Spaß daraus,
       Tag für Tag alle möglichen Besetzungsvarianten durchzuspekulieren und kam
       zu dem Ergebnis: So wahnsinnig viele sind es gar nicht. „Puzzlespiel mit
       vielen Bekannten“ lautete denn auch eine der Überschriften. In der Tat:
       Söders Handlungsspielraum bei der Kabinettsbesetzung war begrenzt.
       
       Etwa weil es in Bayern stets gilt, den Regionalproporz zu beachten. So
       waren die schwäbischen Christsozialen sehr gespannt, an welcher Stelle sie
       im Kabinett vertreten sein würden, nachdem der bisherige
       Gesundheitsminister Klaus Holetschek das Kabinett verlassen hat, um den
       Vorsitz der CSU-Fraktion zu übernehmen.
       
       ## Söder vergab früh Jobgarantien
       
       Dazu kommt: Vielen seiner Kabinettsmitglieder gegenüber hat Söder im
       Wahlkampf Jobgarantien ausgesprochen. Andere, wie der enge Söder-Vertraute
       Florian Herrmann, bislang Staatskanzleichef, schienen gesetzt. Von denen,
       die als Wackelkandidaten galten, war es am Ende [3][Melanie Huml], die das
       Nachsehen hatte. Nach 16 Jahren gehört die Ärztin aus Oberfranken künftig
       nicht mehr dem Kabinett an. Huml war zuletzt Europaministerin, nachdem
       Söder sie mitten in der Pandemie vom Gesundheitsministerium abgezogen und
       in die Staatskanzlei versetzt hatte.
       
       Für Huml rückt nun ein gutes halbes Jahr vor der Europawahl der schwäbische
       Landtagsabgeordnete Eric Beißwenger nach. Neue Gesundheitsministerin wird
       die bisherige Digitalministerin Judith Gerlach, Staatssekretär im
       Finanzministerium der Oberfranke Martin Schöffel. Ansonsten bleibt auf
       CSU-Seite alles wie gehabt: Innenminister [4][Joachim Herrmann],
       Finanzminister Albert Füracker und Familienministerin Ulrike Scharf bleiben
       ebenso im Amt wie Markus Blume (Wissenschaft), Michaela Kaniber
       (Landwirtschaft), Georg Eisenreich (Justiz), Christian Bernreiter (Bau und
       Verkehr) und Florian Herrmann (Staatskanzlei).
       
       Söders Koalitionspartnerin, die Freien Wähler, hatten bereits vor knapp
       zwei Wochen bei der Unterzeichnung des Koalitionsvertrages [5][ihre fünf
       Kabinettsmitglieder bekannt gegeben]. Deren Parteichef Hubert Aiwanger
       hätte gern das in Bayern so wichtige Landwirtschaftsministerium für seine
       Partei ergattert. Doch da blieb die CSU hart.
       
       Stattdessen hat sich Aiwanger, der selbst Landwirt ist, zwei
       Zuständigkeitsbereiche in sein Wirtschaftsministerium herübergezogen: Jagd
       und Staatsforsten. Dass er zwei andere, Tourismus und Gastronomie, dafür
       abgeben musste – geschenkt. Dass der neue Zuschnitt inhaltlich alles andere
       als naheliegt, scheint auch nicht weiter zu stören. Immerhin:
       Agrarministerin Michaela Kaniber ist in einem Wirtshaus aufgewachsen.
       
       ## Jeder kann seinem Steckenpferd frönen
       
       Hauptsache, so scheint man sich gedacht zu haben, jeder kann seinen
       Steckenpferden frönen. Außer Aiwanger, der weiterhin einen Staatssekretär
       in seinem Ministerium hat, bleibt auch Umweltminister Thorsten Glauber im
       Amt, Kultusstaatssekretärin Anna Stolz rückt zur Ministerin auf, weshalb
       der bisherige Minister Michael Piazolo weichen muss. Und der bisherige
       Parlamentarische Geschäftsführer Fabian Mehring übernimmt das
       Digitalministerium.
       
       Kaum einer ist [6][in der Flugblattaffäre] so sehr für seinen Chef in die
       Bresche gesprungen wie Mehring. Offenbar hat sich das für den 34-jährigen
       Ultraloyalisten, dem nicht wenige eine Extraportion Ehrgeiz bescheinigen,
       ausgezahlt.
       
       Aiwanger bleibt weiterhin stellvertretender Ministerpräsident. Den weiteren
       Stellvertreterposten, den bislang Innenminister Joachim Herrmann innehatte,
       vergab Söder nun an eine Frau: Familienministerin Scharf. Ein starkes
       Signal, findet Söder. Von wegen weiblicher und so.
       
       8 Nov 2023
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Dominik Baur
       
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