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       # taz.de -- Kindergrundsicherung im Bundestag: Mütter sollen mehr arbeiten
       
       > Am Donnerstag ist die erste Lesung der Kindergrundsicherung im Bundestag.
       > Die FDP will mehr „Erwerbsanreize“ für Eltern.
       
   IMG Bild: Baustelle Kindergrundsicherung: Am Donnerstag wird im Bundestag weiter gestritten
       
       Während in der Koalition noch über den [1][Umgang mit Migration] gestritten
       wird, steht der nächste Konflikt bereits auf der Tagesordnung: Die
       Kindergrundsicherung hat am Donnerstag ihre 1. Lesung im Bundestag. Dabei
       wird es aller Voraussicht nach um den [2][Bürokratieaufwand], die
       Regelungen für Kinder im Asylbewerberleistungsgesetz sowie die von der FDP
       geforderten Erwerbsanreize gehen.
       
       „Als Abgeordnete feilen wir nun an Details des Gesetzentwurfs, um ihn noch
       besser zu machen“, heißt es in einem Pressestatement der
       Grünen-Abgeordneten Nina Stahr. Dabei hatten die Koalitionspartner_innen um
       die federführende Familienministerin Lisa Paus (Grüne), Finanzminister
       Christian Lindner (FDP) und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) monatelang um
       einen Kompromiss gerungen. Ende August hatten sie sich auf einen
       gemeinsamen Gesetzesentwurf geeinigt, im September hatte das [3][Kabinett
       den Entwurf beschlossen].
       
       Zufrieden scheinen die Mitglieder der Koalition nicht zu sein: Johannes
       Vogel, parlamentarischer Geschäftsführer der FDP, [4][kündigte Anfang
       Oktober an], dass weiterhin Erwerbsanreize gesetzt werden müssen. „Wer
       arbeitet oder mehr arbeitet, muss immer auch mehr Geld zur Verfügung haben
       als jemand, der nicht oder weniger arbeitet“, sagt auch Katja Adler (FDP)
       der taz. „Daher müssen die Grundlagen geschaffen werden, dass beide –
       Eltern und Alleinerziehende – vollumfänglich arbeiten können. Dazu zählt
       insbesondere auch, gute und in Platzzahl und Zeitumfang ausreichende
       [5][Kinderbetreuung] sicherzustellen.“
       
       Dass die FDP sich auf diesen Aspekt fokussiert, stößt innerhalb der
       Koalition auf Kritik: „Alleinerziehendenfamilien sind die Gruppe, die am
       meisten von Armut betroffen sind – trotz Erwerbstätigkeit“, sagt Jasmina
       Hostert (SPD). „Es ist diskriminierend, von Erwerbsanreizen zu sprechen,
       während Alleinerziehende tagtäglich den Spagat zwischen Kinderbetreuung,
       Erwerbstätigkeit, systemrelevanter Care-Arbeit und vielen weiteren
       Verpflichtungen managen. Wir müssen ihre enorme Leistung anerkennen und
       aufhören, sie noch mit Erwerbsanreizen zu diskriminieren.“
       
       ## Die Linkspartei sieht das Konzept verfehlt
       
       Heidi Reichinnek, kinder- und jugendpolitische Sprecherin der Linken,
       kritisiert das derzeitige Konzept der Bundesregierung als
       „Etikettenschwindel“: „Nicht mal das Minimalziel, nämlich niemanden
       schlechter zu stellen, erreicht der Gesetzesentwurf“, so Reichinnek.
       
       „Nach aktuellem Stand droht beispielsweise, dass bei manchen Kindern von
       Alleinerziehenden und Kindern im Asylbewerberleistungsgesetz am Ende
       weniger Geld ankommen wird als bisher.“ Letztere bekamen bislang einen
       Sofortzuschlag von 20 Euro, der wegfallen soll. Bei Alleinerziehenden ist
       nun vorgesehen, dass ein Unterhaltsvorschuss für Eltern von über 6-Jährigen
       nur dann ausgezahlt wird, wenn sie über [6][600 Euro verdienen].
       
       Nina Stahr teilt die Kritik teilweise: „Als Bündnisgrüne hätten wir gerne
       Verbesserungen für Kinder im [7][Asylbewerberleistungsgesetz] erwirkt.“
       
       Am Montag ist eine Anhörung im Familienausschuss angesetzt, bis Mitte
       Dezember soll der Bundestag das Gesetz beschließen. Anfang Februar soll das
       Gesetz durch den Bundesrat.
       
       Mit der Kindergrundsicherung will die Ampel Leistungen bündeln und
       Bürokratie abbauen. Ab dem 1. Januar 2025 soll sie in Kraft treten. Dafür
       ist ein Grundbetrag vorgesehen, das heutige Kindergeld. Dazu kommt ein
       Zusatzbetrag, den Menschen beantragen können, die Kinderzuschlag,
       Kinderfreibetrag und Bürgergeld bekommen. Darüber sollen Berechtigte
       künftig informiert werden.
       
       9 Nov 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Bund-Laender-Treffen-zu-Asylpolitik/!5968502
   DIR [2] /Kindergrundsicherung-Entwurf-verschoben/!5956874
   DIR [3] /Kabinett-beschliesst-Gesetzentwurf/!5959921
   DIR [4] https://www.tagesspiegel.de/politik/warten-auf-die-kindergrundsicherung-die-fdp-stellt-neue-bedingungen-10578889.html
   DIR [5] /Krise-der-Kinderbetreuung/!5952401
   DIR [6] /Einigung-bei-Kindergrundsicherung/!5953105
   DIR [7] https://www.proasyl.de/pressemitteilung/pro-asyl-und-die-fluechtlingsraete-der-bundeslaender-kindergrundsicherung-muss-fuer-alle-kinder-gelten/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Nicole Opitz
       
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