URI: 
       # taz.de -- Audioserie „Slayers“: Neues aus dem Buffyverse
       
       > Vor zwanzig Jahren endete die feministische Kult-TV-Serie „Buffy the
       > Vampire Slayer“. Nun balanciert eine Audioserie zwischen Nostalgie und
       > Neuanfang.
       
   IMG Bild: Die Darsteller:innen von Buffy – Im Bann der Dämonen
       
       Zwanzig Jahre ist es her, dass die letzte Folge von „Buffy the Vampire
       Slayer“ im Fernsehen ausgestrahlt wurde. [1][Mittlerweile genießt die Serie
       Kultstatus] und ist sogar [2][Gegenstand wissenschaftlicher
       Untersuchungen]. Denn mit ihrer weiblichen Titelheldin war „Buffy“ Ende der
       Neunziger eine kleine Sensation. Auch, weil sie auf die sexualisierte
       Darstellung weiblicher Körper verzichtete und als Erstes eine längere
       lesbische Beziehung im Fernsehen zeigte.
       
       Schaut man sich „Buffy“ heute an, ist einiges nicht gut gealtert: Buffys
       bester Freund Xander zum Beispiel wirkt unerträglich misogyn. Auch fehlt es
       fast vollständig an Repräsentation von People of Colour. Und seit im Jahr
       2021 mehrere Schauspielerinnen öffentlich machten, [3][dass sie am Set
       verbale Übergriffe und Machtmissbrauch durch „Buffy“-Erfinder Joss Whedon
       erfahren haben], wird diskutiert, wie feministisch eine Serie sein kann,
       die von einem übergriffigen Mann geschrieben und produziert wurde.
       
       Doch dass „Buffy“ nicht mit seinem Erfinder gleichgesetzt werden muss und
       der Stoff auch heute noch dazu taugt, inspirierende feministische
       Geschichten zu erzählen, zeigt die neue Audioserie „Slayers“, die gerade
       auf Audible Premiere feierte. Die Handlung beginnt etwa zehn Jahre nach dem
       Ende der TV-Serie. Aus Angst vor den Slayern leben die meisten Dämonen und
       Vampire im Untergrund und vertreiben sich mit Alkohol und Poker die Zeit,
       statt Jagd auf Menschen zu machen. Doch in den Dämonen-Bars von Los Angeles
       regt sich Widerstand. Der Vampir Spike (James Marsters), Publikumsliebling
       der TV-Serie, arbeitet undercover für die Slayer und führt die
       Hörer*innen als Erzähler durch die Geschichte, in der ihm bald eine
       Reihe weiblicher Heldinnen und Bösewichter die Show stehlen.
       
       Zur Freude der Fans sind neben Marsters viele weitere
       Originaldarsteller*innen dabei und Amber Benson, die in ihrer Rolle
       als Tara zurückkehrt, ist zugleich Co-Autorin der Serie. Buffy selbst wird
       zwar, wie die Hexe Willow, schmerzlich vermisst, dafür gibt es ein
       Wiedersehen mit Wächter Giles (Anthony Head) und Rachedämon Anya (Emma
       Caulfield Ford). Eine besondere Freude ist es, Juliet Landau als Drusilla
       zuzuhören, die als selbsternannte Königin der Vampire die Welt in Chaos
       versinken lassen will.
       
       ## Handlung im Paralleluniversum
       
       Ein Teil der Handlung spielt in einem Paralleluniversum. So lassen sich
       neue Seiten an alten Charakteren entdecken und Figuren, die in der Serie
       gestorben sind, tauchen wieder auf. Darunter auch Tara, die als lesbische
       Hexe zur Identifikationsfigur für viele queere Zuschauer*innen geworden
       war. Ihr Serientod wird oft als Beispiel für [4][die „Bury Your
       Gays“-Trope] genannt: queere Charaktere werden für die Handlung als
       entbehrlich angesehen und sterben früh. In „Slayers“ bekommt Tara nun eine
       zweite Chance.
       
       Auch Cordelia, Mean Girl an Buffys Highschool und spätere Dämonenjägerin,
       kehrt nun trotz Serientod ins Buffyverse zurück. Cordelia-Darstellerin
       Charisma Carpenter hatte, soweit bekannt, am meisten unter Joss Whedons
       psychischer Gewalt zu leiden. Als sie schwanger wurde, feuerte der
       Showrunner sie. Dass sie in der Audioserie nun selbst zum Slayer wird,
       kommentierten viele Fans als späten Akt der Gerechtigkeit.
       
       ## Von Whedon emanzipiert
       
       Doch „Slayers“ ist nicht bloß eine Parade vertrauter Figuren. Gleich zu
       Beginn begegnen die Hörer*innen einer neuen Heldin. Indira (Laya DeLeon
       Hayes) hat erst seit wenigen Stunden Slayer-Kräfte und schon spaziert sie
       in die nächste Dämonen-Bar, um das Böse zu bekämpfen. Dort trifft sie auf
       Spike und stolpert kopfüber in ihr erstes Abenteuer. Cordelia wird Indiras
       Mentorin und die Gespräche zwischen den beiden sind voller feministischer
       Solidarität. Es sei wichtig, für sich einzustehen und den Mund aufzumachen,
       sagt Cordelia zu ihr. Die Täter seien diejenigen, die wollen, dass man
       schweigt. „Glaub mir, wenn die Wahrheit ans Licht kommt, sind sie es, die
       die Konsequenzen zu spüren bekommen.“
       
       Mit „Slayers“ hat sich „Buffy“ von [5][Joss Whedon] emanzipiert. Die
       Audioserie ist spannend und witzig – und findet die Balance zwischen
       Nostalgie und Neuanfang. Sie könnte die Basis werden für mehr empowernde
       Geschichten über Slayer und Vampire, für die man die „alten“ Figuren
       vielleicht gar nicht mehr brauchen wird. Dass das TV-Original unübertroffen
       bleibt, ist sowieso klar.
       
       25 Oct 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /20-Jahre-Buffy/!5392299
   DIR [2] /Der-Horror-und-das-Maedchen/!339177/
   DIR [3] https://variety.com/2021/tv/features/joss-whedon-buffy-angel-charisma-carpenter-toxic-workplace-1234915549/
   DIR [4] /Kolumne-Die-Couchreporter/!5605098
   DIR [5] /!511868/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Norma Schneider
       
       ## TAGS
       
   DIR Serien-Guide
   DIR TV-Serien
   DIR Vampire
   DIR Queerfeminismus
   DIR 90er Jahre
   DIR Die Couchreporter
   DIR Vampire
   DIR The Sopranos
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Neue Sky-Serie „The Nevers“: Superheldinnen im Korsett
       
       Diese Frauen können Übernatürliches und werden dafür verachtet. „The
       Nevers“ erzählt von weiblicher Selbstermächtigung im 19. Jahrhundert.
       
   DIR 20 Jahre „Buffy“: Eine Frau, die das Patriarchat zerlegt
       
       Ein zierliches Mädchen verkloppt Vampire und Monster, die in den Ort
       Sunnydale einfallen: Seit jeher ist Buffy ein feministisches Role Model.
       
   DIR Hype um US-Fernsehserien: Bling-Bling fürs Bürgertum
       
       Das Feuilleton tut so, als hätte erst der US-Sender HBO den Anspruch ins
       Fernsehen gebracht. Falsch! Die wahre Königin des Intellektuellen-TV heißt
       „Buffy“.