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       # taz.de -- Vergleiche von SS und Hamas: Traurige Massenmörder
       
       > Die SS, sagt der britische Journalist Douglas Murray, habe sich im
       > Gegensatz zur Hamas nicht mit ihren Taten gerühmt. Das zu behaupten, ist
       > falsch.
       
   IMG Bild: Die Gräueltaten der Nazis dürfen nicht gegen die der Hamas ausgespielt werden
       
       Es war eine Frage der Zeit, bis Deutschland angesichts des Tötens im Nahen
       Osten in Stimmung kommt. [1][Tausende Tote Israelis, Zehntausende tote
       Palästinenser*innen] verlangen nach der Frage, wer nun der beste
       Massenmörder sei. [2][„Sogar die Nazis waren eigentlich beschämt über das,
       was sie taten“], sagte der britische [3][Journalist Douglas Murray] am
       vergangenen Mittwoch in einem Interview mit dem Moderator Piers Morgan,
       „SS-Bataillone, die ihren Tag damit verbrachten, Juden von hinten in den
       Kopf zu schießen und sie in die Gräben zu stoßen, mussten sich am Abend
       sehr stark betrinken, um zu vergessen, was sie getan hatten“.
       
       Murray verglich das Pogrom der Hamas mit denen der Nazis. Letztere hätten
       ihre Taten verschleiern wollen, führte der als „Islamkritiker“ bekannte
       Publizist weiter aus, die Hamas hingegen handelte „mit Freude“, sei
       „ausgesprochen stolz“ auf Folter, Vergewaltigung, Massenmord.
       
       Das macht Laune. Der Kolumnist Jan Fleischhauer bezeichnete das Interview
       als „großartig“, lobte die journalistische Qualität und machte sogleich
       deutlich, wie meilenweit darunter seine eigene Publizistik firmiert:
       „Deutsche Juden oder Aggro-Araber: Wen wollen wir halten?“, lautete der als
       Frage formulierte Rassismus im Titel seiner jüngsten Kolumne.
       
       Auch Gesundheitsminister Karl Lauterbach zeigte sich entzückt von den
       Aussagen Murrays: „Hier wird viel ausgesprochen, was sonst nur gedacht
       wird.“ Er ergänzte: „Die Verharmlosung der Nazis gegenüber der Hamas ist
       falsch, solche Verbrechen sollte und kann man nicht vergleichen.“
       
       Falsch ist in der Tat einiges an den Aussagen Murrays. „Auschwitzer
       SS-Mordbestien […] konnten sich im Rausch ihrer Schandtaten nicht genug
       rühmen. Sie […] sehnten sich nach dem ‚tollen Leben‘ mit seinen ‚starken
       Erlebnissen‘ und den Alkoholgenüssen, die ihnen dauernd geboten worden
       waren“, so beschrieb der NS-Widerständler und Buchenwald-Überlebende Eugen
       Kogon in seinem Buch „Der SS-Staat“ die Aussagen von Nazis noch nach (!)
       Kriegsende.
       
       Wie sich Deutsche widerstandslos mit ein wenig Schnaps zum
       Erschießungskommando umschulen ließen, zeigt die ZDF-Doku „Ganz normale
       Männer“, inspiriert von dem gleichnamigen Buch des US-Historikers
       Christopher R. Browning. Wie stolz und fröhlich die Nazis angesichts ihrer
       sadistischsten Taten waren, ließe sich in Klaus Theweleits „Das Lachen der
       Täter“ nachlesen.
       
       Kurze Blicke in solche Bücher genügen, um Murrays Thesen zu widerlegen.
       Wozu aber lesen und verstehen, wenn man meinen und fühlen kann – etwa,
       dass „die Araber“ die schlimmsten Schlächter seien, die Deutschen hingegen
       traurige, zum Genozid überredete Opfer? Aber, aber – jetzt keine miese
       Stimmung aufkommen lassen. Wir machen uns doch gerade erst locker.
       
       13 Nov 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Free-Palestine-from-German-Guilt/!5967918
   DIR [2] https://www.msn.com/en-au/news/other/douglas-murray-labels-hamas-as-worse-than-the-nazis/ar-AA1jHEas
   DIR [3] /Kolumne-Liebeserklaerung/!5303106
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Konstantin Nowotny
       
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