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       # taz.de -- Antisemitismus in Brandenburg: Israel-Soliaufruf zerstört
       
       > Ein evangelischer Pfarrer in Brandenburg drückt seine Solidarität mit der
       > jüdischen Gemeinde aus. Die Aktion wird Opfer eines antisemitischen
       > Angriffs.
       
   IMG Bild: Der Soli-Aufruf hängt wieder: Zerstörter Schaukasten in Fürstenwalde in Brandenburg
       
       Neuendorf im Sande taz | Der Schock ist Kevin Jessa noch deutlich
       anzumerken. Am Samstagvormittag entdeckte [1][der Pfarrer des Evangelischen
       Pfarrsprengels St. Marien-Domgemeinde Fürstenwalde/Spree], dass die Scheibe
       des Schaukastens neben dem Pfarrhaus mutwillig zerstört und ein
       Solidaritätsaufruf der Jüdischen Gemeinde zu Berlin entfernt worden war.
       „Die Stimmung ist aufgeheizt derzeit, aber mit dieser Gewalt hätte ich
       nicht gerechnet“, sagte Jessa am Sonntag der taz.
       
       Der Aufruf trug den Titel „Wir schützen jüdisches Leben“ und einen
       Davidstern. Jessa hatte die Soli-Bekundung auch anlässlich des Gedenkens an
       die Reichpogromnacht am 9. November angebracht. Der Pfarrer hat nun Anzeige
       bei der zuständigen Polizeidienststelle erstattet und den Fall bei der
       Fachstelle Antisemitismus in Brandenburg gemeldet.
       
       Nach dem brutalen Angriff der Hamas-Terrormiliz auf Israel am 7. Oktober
       tauchten in der Brandenburger Kleinstadt Fürstenwalde wie auch in anderen
       Orten vermehrt antisemitische Parolen auf. Die evangelische Kirche in
       Fürstenwalde hatte diese wiederholt kommentiert und auch auf das Leid der
       Zivilbevölkerung im Gazastreifen hingewiesen. [2][„Der Krieg im Nahen Osten
       sorgt für polarisierte Meinungsbilder“], sagt Jessa. Für ihn kommen die
       Angriffe auf Jüd:innen in Deutschland einer Retraumatisierung nach der
       Shoa gleich.
       
       Nachdem er den Vorfall öffentlich machte, bekam Jessa etliche Reaktionen.
       [3][Auch von Menschen, die die uneingeschränkte Solidarität mit Israel
       nicht unterstützen.] „Wir müssen weitermachen, Dialogbereitschaft zeigen“,
       sagt Jessa. „Ich lasse mich nicht einschüchtern“. Der Aufruf hängt nun
       wieder im Schaukasten neben dem Pfarrhaus.
       
       ## Soli-Demo für Israel in Potsdam
       
       Im brandenburgischen Potsdam fand am Sonntag eine Solidaritätsdemonstration
       für Israel statt. „In unserer freien, aufgeklärten Gesellschaft sollte ein
       friedliches, tolerantes, offenes Miteinander selbstverständlich sein,
       sollten Ausgrenzung, Vorurteile, Hass der Vergangenheit angehören“, sagte
       die Kulturministerin Manja Schüle (SPD), die an der Veranstaltung teilnahm.
       Stattdessen seien Antisemitismus und damit einhergehende verbale und
       physische Ausschreitungen für viele Jüd:innen in Deutschland bittere
       Realität, nicht nur, aber insbesondere seit dem 7. Oktober 2023.
       
       Am vergangenen Donnerstag fanden bundesweit, auch in Brandenburg,
       Gedenkveranstaltungen anlässlich des 85. Jahrestags der Reichspogromnacht
       statt. Der Terrorangriff der Hamas beeinflusste maßgeblich das Gedenken.
       „Der Erhalt und die Pflege jüdischer Traditionen sind für uns heute mehr
       denn je Auftrag und Verpflichtung“, sagte der brandenburgische
       Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) anlässlich des Gedenkens.
       
       „Der Angriff der palästinensischen Terrororganisation Hamas auf Israel
       zeigt, wie wichtig es ist, sich in aller Entschiedenheit für jüdisches
       Leben und gegen Antisemitismus in all seinen Erscheinungsformen stark zu
       machen.“ Jüdisches Leben und jüdische Traditionen gehörten zu Deutschland.
       
       12 Nov 2023
       
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