URI: 
       # taz.de -- Novelle des Berliner Polizeigesetzes: Kein Vergleich mit den USA
       
       > Innensenatorin Iris Spranger (SPD) weist die Kritik von Experten am
       > Entwurf für das neue Polizeigesetz zurück. Sie beruft sich auf
       > Erfahrungswerte.
       
   IMG Bild: „Das höre ich jeden Tag“: SPD-Innensenatorin Iris Spranger
       
       Berlin taz | Sie sei überzeugt, „dass wir ein sehr, sehr gutes
       Polizeigesetz für Berlin bekommen“, sagte Innensenatorin Iris Spranger am
       Montag im Abgeordnetenhaus. Dass es „unterschiedliche Meinungen“ zu der von
       Schwarz-Rot vorgelegten Novelle des Allgemeinen Sicherheits- und
       Ordnungsgesetzes (Asog) gebe, sei „völlig in Ordnung“, so die
       SPD-Politikerin im Innenausschuss. Letztlich habe sie aber lange für eine
       Neufassung gekämpft – „und das wird es jetzt auch geben“.
       
       Ob es um den flächendeckenden Einsatz von Bodycams und Elektroschockgeräten
       ging oder der Verlängerung des Präventivgewahrsams: Gleich drei von vier
       eingeladenen Expert:innen hatten zuvor bei einer öffentlichen
       Ausschussanhörung deutliche Kritik geübt und vor handwerklichen Fehlern und
       verfassungswidrigen Details in dem Gesetzentwurf gewarnt. Spranger nahm das
       zur Kenntnis, versprach auch, dass sich die Koalition die Einwände
       „anschauen“ werde.
       
       Generell zeigte sie sich aber ungerührt von der [1][Kritik der
       Landesdatenschutzbeauftragten Meike Kamp sowie der Juristen Thomas Feltes]
       und Hartmut Aden. Zumal mit Oliver Tölle, dem ehemaligen Chefjustiziar der
       Polizei Berlin, Experte Nummer 4 das neue Asog ausdrücklich als
       „beachtlichen Schritt“ lobte.
       
       Gegebenenfalls, erklärte Tölle, „muss man auch den Schneid haben und das
       Gesetz auch noch mal verändern“. Aber erst einmal könne „man auf der Straße
       damit etwas anfangen“. Worte, die der Senatorin sichtlich gefielen. „Das
       höre ich jeden Tag“, pflichtete Spranger ihm bei.
       
       ## Spranger hat sich ausführlichst unterhalten
       
       Wie Tölle verteidigte auch Spranger in dem Zusammenhang den von ihr schon
       lange geforderten [2][regelhaften Einsatz von Tasern]. Den Hinweis auf die
       in den USA registrierten jährlich über 50 Todesfälle nach einem
       Taser-Einsatz ließ sie nicht gelten. In den USA, so Spranger, würden
       Polizist:innen ja auch anders ausgebildet als in Deutschland. Und sie
       persönlich werde immer wieder „gelobt für die sehr deeskalierende Arbeit“
       der Polizei: „Da vergleiche ich mich doch nicht mit Amerika.“
       
       Empört wies die Senatorin den Vorwurf des Linke-Innenexperten Niklas
       Schrader von sich, sie arbeite in ihren Argumentation für [3][die
       schwarz-rote Asog-Novelle] vor allem mit „anekdotischem Wissen“ statt mit
       empirischen Erkenntnissen. Sie berufe sich mitnichten auf Anekdoten,
       erwiderte Spranger: „Das sind Erfahrungswerte.“ Mit Blick auf den Taser
       etwa habe sie sich mit dem Spezialeinsatzkommando, das den Taser bereits
       nutzt, „ausführlichst unterhalten“.
       
       Der Grünen-Abgeordnete Vasili Franco zeigte sich nach der Ausschusssitzung
       einigermaßen konsterniert. Die Anhörung sei im Grunde „ein deutliches
       Stoppschild für den Gesetzentwurf des Senats“ gewesen, sagte der
       innenpolitische Fraktionssprecher zur taz. Dennoch würden
       „wissenschaftliche Erkenntnisse scheinbar komplett ignoriert und
       verfassungsrechtliche Pflichten bei Seite gewischt“. Wenn der Koalition
       „der Rechtsstaat mehr als nur eine Phrase wert ist“, müsse sie hier „massiv
       nachbessern“.
       
       13 Nov 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Novelle-des-Berliner-Polizeigesetzes/!5969402
   DIR [2] /Alleingang-von-Berlins-Innensenatorin/!5897837
   DIR [3] /Innere-Sicherheit-in-Berlin/!5923457
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Rainer Rutz
       
       ## TAGS
       
   DIR Innensenatorin Iris Spranger
   DIR Polizeigesetz
   DIR Taser
   DIR Abgeordnetenhaus
   DIR Polizei Berlin
   DIR Schwarz-rote Koalition in Berlin 
   DIR Innensenatorin Iris Spranger
   DIR Innensenatorin Iris Spranger
   DIR Polizeigesetz
   DIR Polizei Berlin
   DIR taz Plan
   DIR Schwarz-rote Koalition in Berlin 
   DIR Polizeigesetz
   DIR Schwarz-rote Koalition in Berlin 
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Novelle des Berliner Polizeigesetzes: Kamera ab, Kamera läuft
       
       CDU und SPD basteln schon wieder an einer Novelle des Polizeigesetzes. Ein
       zentraler Punkt: die dauerhafte Videoüberwachung ausgewählter Parks und
       Plätze.
       
   DIR Bodycams bei Polizei und Feuerwehr: Ungeliebte Spielzeuge
       
       Eine unabhängige Untersuchung des Bodycam-Einsatzes bei Feuerwehr und
       Polizei kommt zu wenig schmeichelhaften Erkenntnissen für die
       Innenverwaltung.
       
   DIR Taser für die Berliner Polizei: Waffenkauf ohne Evaluation
       
       Allen Geldsorgen zum Trotz hat SPD-Innensenatorin Iris Spranger die
       angekündigte Beschaffung von 250 Tasern für die Polizei bereits
       abgeschlossen.
       
   DIR Protest gegen Polizeigesetz: Gefährliche neue Spielzeuge
       
       Rund 50 Aktivist*innen demonstrieren in Berlin gegen das neue
       Polizeigesetz. Sie kritisieren vor allem die Anschaffung von Tasern und
       Bodycams.
       
   DIR Kritik am Polizeigesetz: Opposition hat da ein paar Fragen
       
       Die Debatte um ein schärferes Polizeigesetz ist entbrannt: Grüne bringen
       Fragenkatalog in den Innenausschuss am Montag ein.
       
   DIR Bewegungstermine in Berlin: Leider sind nicht alle gleich
       
       Grundrechte sind in Deutschland keineswegs universell. Wer zum Beispiel
       politisch ungemütlich, trans* oder obdachlos ist, wird diskriminiert.
       
   DIR Novelle des Berliner Polizeigesetzes: Juristischer Murks
       
       Experten halten den Entwurf für das neue Polizeigesetz für unausgegoren und
       fehlerhaft. Die Grünen warnen bereits vor der Schwächung des Rechtsstaats.
       
   DIR Neues Polizeigesetz für Berlin: Mehr Rechte für die Polizei
       
       Taser und Bodycams kommen und auch die Präventivhaft wird verlängert. Doch
       nicht alle Repressionswünsche gegen Klimaprotestler sind durchsetzbar.
       
   DIR Präventivhaft in Berlin: Realitätsabgleich für Populismus
       
       Wegen der Letzten Generation will der Senat die Präventivhaft auf 5 Tage
       ausweiten. Eine valide Datengrundlage gibt es dafür nicht, zeigt eine
       Grünen-Anfrage.