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       # taz.de -- Preis für Leuphana-Uni: Nachhaltiger Kritik ausgesetzt
       
       > Die Leuphana-Universität Lüneburg soll den Deutschen Nachhaltigkeitspreis
       > bekommen. Doch am Verfahren wie an der Preiswürdigkeit gibt es Kritik.
       
   IMG Bild: Auch hier gab es Kritik in puncto Nachhaltigkeit – beim Libeskind-Bau, dem Zentralgebäude der Uni
       
       Hamburg taz | Die Verleihung des Deutschen Nachhaltigkeitspreises ist eine
       große Nummer. Auf der langen Liste der illustren Gäste der vergangenen
       Jahre findet sich der Prince of Wales ebenso wie der Bundeskanzler, der
       Unternehmer August Oetker und der Schauspieler Nicolas Cage. Der
       diesjährige erste Preis in der Kategorie Unternehmen/ Schulen und
       Hochschulen soll am 23. November der [1][Leuphana-Universität Lüneburg]
       zugesprochen werden. Doch daran gibt es Kritik – am Verfahren wie an der
       Preiswürdigkeit.
       
       Die Leuphana-Universität ist eine naheliegende Kandidatin für den Preis.
       Nachhaltigkeit ist eines ihrer fünf Profilthemen und ein „auf allen Ebenen
       gelebtes universitäres Handlungsprinzip“. Wer hier – egal was – studiert,
       muss sich im ersten Semester nicht nur mit Statistik und
       Wissenschaftsgeschichte auseinandersetzen, sondern auch mit „Verantwortung
       und nachhaltigem Handeln im 21. Jahrhundert“. Einer der Lehrstuhlinhaber,
       Michael Braungart, ist Miterfinder des Upcycling-Konzepts Cradle to Cradle.
       
       Diese Expertise führt allerdings auch dazu, dass die Universität und die
       [2][als Verein organisierte Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis (DNP)]
       eng verbunden sind. Von den 140 Juroren aus Unternehmen, Hochschulen und
       Verbänden für die Vielzahl an Preiskategorien kommen sechs von der Leuphana
       – so viele wie von keiner anderen Hochschule. Zu den Methodik- und
       Recherchepartnern des DNP gehört das Centre for Sustainability Management
       (CMS) der Leuphana.
       
       „Da sind alle mit der Leuphana-Universität verbandelt und nicht mit
       anderen“, sagt [3][Thilo Clavin, der sich in Lüneburg in verschiedenen
       Organisationen für Natur- und Umweltschutz engagiert]. Das tue der
       Glaubwürdigkeit des Preises Abbruch – zumal auch am Handeln der Uni einiges
       auszusetzen sei.
       
       ## Offensiver Umgang mit Interessenkonflikten
       
       Der DNP geht allerdings offensiv mit Interessenkonflikten um. Aufgrund der
       Wettbewerbsmethodik sei zu erwarten, „dass sich auch [4][Partner der
       Stiftung] unter den Vorreitern in ihren Branchen befinden“. Die
       Jurymitglieder verpflichteten sich, „vollständig unabhängig, frei und auf
       Basis ihrer fachlichen Expertise abzustimmen“.
       
       Bewertungspartner wie das CMS der Leuphana verpflichten sich,
       Interessenkonflikte offen zu legen und gegebenenfalls ein Unternehmen nicht
       zu bewerten. Im Fall der Leuphana habe die Uni-Mitarbeiterin in der Jury
       weder an der Recherche teilgenommen noch habe sie in den beiden Jury-Runden
       abstimmen dürfen. An der ersten Runde nahm sie ohne Stimmrecht teil.
       
       Inhaltlich kritisiert Clavin, dass die Uni 2019 Tropenholz in ihrer
       Mensa-Terrasse verbaute. Das Holz wurde zwar vom Forest Stewardship Council
       (FSC) als nachhaltig zertifiziert. Clavin verweist aber darauf, dass
       [5][Greenpeace den FSC nicht mehr unterstütze] und fordere, den
       Holzeinschlag in Urwäldern zu stoppen.
       
       „Sie können sicher sein, dass all diese Themen bei uns adressiert sind“,
       sagt Henning Zühlsdorff, Sprecher der Uni Lüneburg. Zertifikate von
       Lieferanten und Verarbeitern lägen vor. Externe Sachverständige hätten die
       Lieferkette überprüft. Die ausgewählte Holzart habe den Materialbedarf
       halbiert und die Lebenszeit der Terrasse verdoppelt.
       
       ## Wo wird das Geld nachhaltig angelegt?
       
       Manche Kritikpunkte, wie sie etwa in dem studentischen Lüneburger
       Hochschulmagazin Univativ geäußert werden, haben sich nach Hochschulangaben
       erledigt. Demnach hat die Leuphana im vergangenen Jahr zu 99 Prozent
       Recyclingpapier verwendet, ihren Strombedarf vollständig ökologisch gedeckt
       und ihren Wärmebedarf zu 89 Prozent.
       
       Die Energie gewinnt die Universität mit einem gasbetriebenen
       Blockheizkraftwerk. Das werde zwar mit Biogas betrieben, moniert Clavin.
       Sofern dieses aber nicht aus Reststoffen gewonnen würde, sondern aus eigens
       angebautem Mais, wäre nicht viel gewonnen.
       
       Clavin weist auch darauf hin, dass die Uni ein Konto bei der Nord LB führe,
       die es nicht ausschließe, in fossile Energie und Rüstung zu investieren.
       Die Bank schließt Investitionen in Kohle- und Atomenergie ebenso aus wie in
       „kontroverse Waffen“. Geschäfte würden nur mit inländischen
       Rüstungsbetrieben gemacht. Laut des DNP hat die Uni nur ein Geschäftskonto
       bei der Nord LB. Das Geld sei längst anderswo [6][nachhaltig angelegt].
       
       Als Preisträgerin ausgewählt worden sei die Leuphana unter anderem, weil
       sie die einzige Fakultät für Nachhaltigkeit habe, weil sie das Lernen am
       konkreten Beispiel fördere, ebenso wie die Forschung von Frauen und die
       Gründung sozialer Unternehmen.
       
       14 Nov 2023
       
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