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       # taz.de -- Mehrwertsteuer-Wiederanhebung auf Gas: Höhere Steuern zulasten Armer
       
       > Die Wiederanhebung der Mehrwertsteuer auf Gas trifft Einkommensschwache
       > besonders. Sie geben einen besonders großen Teil ihres Geldes dafür aus.
       
   IMG Bild: Durch die Erhöhung der Mehrwertsteuer auf Gas öffnet sich die soziale Schere wieder
       
       Berlin taz | Ökonom*innen warnen vor den Folgen einer vorgezogenen
       [1][Wiederanhebung der Mehrwertsteuer] auf Erdgas und Fernwärme. „Als Folge
       würde die Inflation in den ersten drei Monaten des Jahres um jeweils 0,2
       Prozentpunkte höher ausfallen als ohne vorgezogene Normalisierung der
       Mehrwertsteuer auf Gas und Fernwärme“, schreiben Silke Tober und Sebastian
       Dullien im aktuellen Inflationsmonitor des Instituts für Makroökonomie und
       Konjunkturforschung (IMK) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. Da
       die Belastung durch die Preise für Haushaltsenergie mit sinkendem Einkommen
       steige, „öffnet sich zudem die soziale Schere wieder“.
       
       Die Bundesregierung hat die Mehrwertsteuer auf Erdgas und Fernwärme wegen
       der Energiepreiskrise im Herbst 2022 von 19 auf 7 Prozent gesenkt. Die
       Maßnahme sollte ursprünglich bis Ende März 2024 gelten. Doch das von
       [2][Christian Lindner] (FDP) geführte Finanzministerium brachte jüngst eine
       vorzeitige Wiederanhebung zum Jahreswechsel ins Spiel. Es verspricht sich
       davon Mehreinnahmen für den Staat von 2,1 Milliarden Euro.
       
       Die Inflation ging zuletzt deutlich zurück und betrug im Oktober 3,8
       Prozent nach 4,5 Prozent im September. Auch leiden arme Haushalte nach
       Berechnungen des IMK aktuell nicht mehr unter einer überdurchschnittlich
       hohen Rate. Für sie hatte sich das Leben in den vergangenen Monaten
       zunächst besonders stark verteuert: Sie geben einen besonders großen Teil
       ihres Einkommens für Haushaltsenergie und Lebensmittel aus, und gerade in
       diesen Warengruppen hatten die Preise besonders angezogen.
       
       Laut IMK-Berechnungen gingen im Oktober 2022 7,7 Prozentpunkte der
       Teuerungsrate für einkommensschwache Alleinlebende in Höhe von insgesamt
       10,5 Prozent auf diese beiden Kategorien zurück. Bei einkommensstarken
       Alleinlebenden waren es 3,1 Prozentpunkte von 7,9 Prozent.
       
       ## Erdgas doppelt so teuer wie 2019
       
       Zuletzt waren insbesondere die Preise für Lebensmittel und Haushaltsenergie
       nicht mehr so stark gestiegen. Jedoch sind Strom, Erdgas und Nahrungsmittel
       immer noch deutlich teurer als vor der Energiepreiskrise. „Dabei sticht der
       Preis für Erdgas mit einer Verdopplung gegenüber dem Vorpandemiejahr 2019
       heraus“, so das IMK.
       
       Eine vorgezogene Wiederanhebung der Mehrwertsteuer würde deshalb bedeuten,
       dass die Mehrwertsteuern je Kilowattstunde bereits ab Januar 2024 rund
       doppelt so hoch wären wie im Jahr 2019. Gleichzeitig, warnt das IMK, sind
       steigende Preise für [3][arme Haushalte] ein besonderes Problem, weil viele
       nur geringe finanzielle Rücklagen haben und die Alltagsgüter, die sie vor
       allem kaufen, kaum zu ersetzen sind.
       
       13 Nov 2023
       
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