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       # taz.de -- Krise in den Kitas: Die Kraftreserven sind aufgebraucht
       
       > Kita-Fachkräfte wenden sich mit einer kollektiven Gefährdungsanzeige an
       > den Senat. Sie fordern die Verbesserung ihrer Arbeitsverhältnisse.
       
   IMG Bild: Fachkräftemangel lässt Berliner Bauklötze vereinsamen
       
       Berlin taz | „Wir wollen Bildung, aber da wo wir angekommen sind, ist es
       Aufbewahrung“, kritisiert Ulrike Schulz. Sie ist pädagogische Fachkraft bei
       den Kita-Eigenbetrieben Berlin. Schulz und ihre Mitstreiter*innen
       wollen die Kinder auf die Schule vorbereiten, ihre emotionale und soziale
       Kompetenz stärken, sie unterstützen und fördern im Rahmen von Sicherheit,
       Geborgenheit und Vertrauen.
       
       Doch diesem Anspruch an ihre Arbeit und dem vom Senat verabschiedeten
       Bildungsprogramm für Kitas könnten sie nicht gerecht werden, beklagen die
       Beschäftigten der Kita-Eigenbetriebe und der AWO Berlin. Das ließen die
       Bedingungen in den Berliner Kitas nicht zu.
       
       Der [1][Fachkräftemangel], ein unzureichender Personalschlüssel,
       gesundheitliche Ausfälle infolge von Überlastung sowie gesteigerte Bedarfe
       bei Kindern und Eltern sorgen dafür, dass pädagogisch qualitative Arbeit
       nicht geleistet werden kann, so die Fachkräfte. Die Situation würde
       zusätzlich erschwert durch den vermehrten Zustrom von Kindern mit
       Migrationshintergrund und Fluchterfahrung, die erhöhte Aufmerksamkeit
       erfordern. „Mit den Auswirkungen werden wir allein gelassen“, bemängelt
       Anne Lembcke, auch sie arbeitet bei den kommunalen Kita-Betrieben.
       
       Beschäftigte seien [2][dauerhaft überarbeitet], müssten ständig in anderen
       Bereichen aushelfen und würden aufgrund der Überlastung nach kürzester Zeit
       kündigen. „Die [3][Eltern sind überfordert], die Fachkräfte sind
       überfordert und die Kinder spüren es“, berichtet Ulrike Schulz. Seit
       Monaten gehe sie permanent über ihre psychische und physische
       Belastungsgrenze hinaus.
       
       ## 2.600 Unterschriften gesammelt
       
       Um auf den dramatischen Personalmangel in den Berliner Kitas aufmerksam zu
       machen und den schwarz-roten Senat zum Handeln zu bewegen, haben die
       Beschäftigten der Kita-Eigenbetriebe und der AWO unter der Überschrift
       „Akku ist leer“ eine kollektive Gefährdungsanzeige gestartet.
       
       „Kollektiv, weil die mangelnde Möglichkeit der arbeitsrechtlichen Pflicht
       nachzukommen kein individuelles, sondern ein systemisches Problem ist“,
       erklärt Verdi-Gewerkschaftssekretärin Tina Böhmer. Die bereits von 2.600
       pädagogischen Fachkräften unterschriebene Gefährdungsanzeige fordert den
       zeitnahen Auf- und Ausbau des Fachkräftepotenzials, einen deutlich
       verbesserten Personalschlüssel und ebenso verbesserte Rahmenbedingungen zur
       Sicherung pädagogischer Qualität sowie bessere Bezahlung.
       
       Die Anzeige wird am Donnerstagvormittag vor dem Abgeordnetenhaus im Rahmen
       eines Warnstreiktags, zu dem die Gewerkschaft Verdi aufgerufen hat, an
       Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) übergeben.
       
       15 Nov 2023
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Lilly Schröder
       
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