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       # taz.de -- Deutscher Bauernverband zu EU-Beitritt: Agrarpolitik lieber ohne Ukraine
       
       > Landwirte befürchten, dass sie Subventionen verlieren. Diese sollen
       > weiterhin nach Fläche verteilt werden – und ukrainische Höfe sind riesig.
       
   IMG Bild: Abgeerntetes Getreidefeld in der Ukraine, Juli 2022
       
       Berlin taz | Der Deutsche Bauernverband lehnt ab, die Ukraine in die
       Agrarpolitik der Europäischen Union zu integrieren. „Das würde am Ende zum
       Exitus der familiengetragenen Landwirtschaft in Deutschland und in Europa
       führen“, warnte Verbandsprasident Joachim Rukwied am Mittwoch in Berlin.
       
       Die Ukraine habe 32 Millionen Hektar Ackerland – rund 3 mal so viel wie
       Deutschland, die Betriebe seien viel größer sowie teils „in Händen
       internationaler Anleger“ und die Auflagen etwa für den Einsatz von
       Pestiziden niedriger. Zudem nannte Rukwied die Korruption in der Ukraine
       als Problem. Aus diesen Gründen könne man nicht „in naher Zukunft“ die
       Agrarsysteme zusammenführen. Sowieso müsse erst der Krieg zu Ende sein.
       
       Zum Hintergrund gehört, dass die EU nach dem Willen des Bauernverbands auch
       künftig die milliardenschweren Agrarsubventionen maßgeblich nach Fläche
       verteilen soll. Das könnte zu riesigen Zahlungen an die Ukraine führen und
       den EU-Etat sprengen.
       
       Schon jetzt will die Europäische Union von 2021 bis 2027 rund 385
       Milliarden Euro für ihre Agrarpolitik ausgeben, was etwa einem Drittel des
       EU-Haushaltes entspricht. Dennoch müssen immer mehr Höfe schließen, die
       Landwirtschaft trägt dazu bei, dass immer mehr Pflanzen- und Tierarten
       aussterben sowie das Grundwasser verschmutzt wird. 14 Prozent der deutschen
       Treibhausgase kommen laut Umweltbundesamt aus der Branche, inklusive der
       Emissionen aus Agrarböden.
       
       ## Bonus für Umweltleistung
       
       Ab 2028 will die EU neue Regeln für die Agrarsubventionen in Kraft setzen.
       Anders als vorige Woche [1][Umwelt- und Bioorganisationen] fordert der
       Bauernverband, dass die „Wettbewerbsfähigkeit“ und „Agrarstruktur“ der
       EU-Landwirtschaft genauso stark mit dem Geld gefördert werden sollten wie
       Umwelt- und Klimaschutz sowie die ländliche Entwicklung. Die Bauern sollten
       nicht mehr die als „Konditionalität“ bekannten Umweltanforderungen gegen
       Monokulturen beispielsweise erfüllen müssen, um überhaupt Agrarsubventionen
       zu erhalten.
       
       Wenn Landwirte etwas für die Umwelt oder die Gesellschaft leisten, zum
       Beispiel durch Blühstreifen auf ihren Feldern, sollten sie speziell dafür
       Geld bekommen, so der Bauernverband. Das entspricht im Grundsatz auch den
       Forderungen der Naturschutzverbände; Dissens dürfte es aber darüber geben,
       wie anspruchsvoll diese Leistungen sein müssten.
       
       Der größere Unterschied liegt aber im „Funktionsbereich B“, in den der
       Bauernverband künftig Agrarsubventionen stecken will. Damit sollen die
       Bauern gegenüber Konkurrenten von außerhalb der EU gestärkt werden. Da der
       hiesige Agrarmarkt weitgehend geschützt ist durch Zölle auf Importe, würde
       es wohl auch darum gehen, dass deutsche Bauern zum Beispiel mehr Fleisch
       nach Asien exportieren können.
       
       Mit Milliarden Euro will Rukwied auch eine „Mehrgefahrenversicherung“
       subventionieren, die Bauern für Ernteausfälle infolge unter anderem des
       Wetters entschädigen soll. Die Umweltverbände fordern stattdessen,
       Klimarisiken durch mehr Vielfalt etwa auf dem Acker zu reduzieren.
       
       15 Nov 2023
       
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   DIR [1] /Reform-der-Agrarsubventionen-gefordert/!5971897
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jost Maurin
       
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