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       # taz.de -- Erfolg für RSF-Miliz in Sudan: Die Eroberung von Nyala
       
       > Sudans aufständische Miliz RSF erobert die größte Stadt in Darfur. Sie
       > setzt damit ein Zeichen parallel zu neuen Gesprächen in Saudi-Arabien.
       
   IMG Bild: Kriegstote in Nyala werden in einem Massengrab beerdigt, 23. August
       
       Berlin taz | In Sudan hat die aufständische Miliz RSF (Rapid Support
       Forces) einen ihrer wichtigsten militärischen Erfolge seit Beginn ihres
       Kampfes gegen Sudans Regierungsarmee Mitte April erzielt. Sowohl die Miliz
       als auch die Armee bestätigten Ende vergangener Woche beide die Einnahme
       der Stadt Nyala, Hauptstadt der Provinz Süd-Darfur, durch die RSF am
       Donnerstag.
       
       Sudans Armee sei wegen Mangel an Nachschub gezwungen gewesen, die
       Militärbasis von Nyala zu räumen, [1][erklärte ein Armeesprecher am
       Samstag]. [2][Die RSF hatte bereits am Donnerstag verkündet], ihre Kämpfer
       hätten die Militärbasis mit dem Hauptquartier der 16. sudanesischen
       Infanteriedivision übernommen. Man habe in dreitägigen schweren Kämpfen
       über 2000 Regierungssoldaten getötet und große Rüstungsbestände erbeutet.
       
       Nyala ist seit Monaten ein Fokus der RSF-Versuche, die komplette Kontrolle
       über Sudans Westregion Darfur zu erringen, in der vor zwanzig Jahren die
       RSF-Vorläufermiliz Janjaweed im Regierungsauftrage brutale Kriegsverbrechen
       bei der Niederschlagung von Aufständen begangen hatte. Seit es der RSF im
       April nicht gelang, die Macht in Sudans Hauptstadt Khartum zu ergreifen,
       hat sie ihre militärischen Aktivitäten zunehmend nach Darfur verlagert,
       wobei auch in Khartum schwere Kämpfe weitergehen. RSF-Führer Mohammed
       Hamdan Daglo, genannt Hametti, stammt aus einer Händlerfamilie in Nyala.
       Sein Sohn und RSF-Vizekommandeur Abdulrahim Daglo soll jetzt die Einnahme
       Nyalas angeführt haben.
       
       Immer wieder gab es in den vergangenen Monaten in Nyala [3][blutige
       Angriffe] beider Seiten auf die Zivilbevölkerung. Aktuelle Fotos und Videos
       aus Nyala legen nahe, dass die Stadt jetzt schwer verwüstet ist. Ein am
       Samstag verbreiteter [4][Augenzeugenbericht aus Nyala] spricht von
       Tötungen: “Die Lage ist desaströs, die RSF erschießt Bürger. Manche konnten
       fliehen, andere stecken in Nyala fest, sie haben zuwenig Geld für die
       Flucht.“ Nach einem [5][Bericht der Webseite Sudan Tribune] hat Adelrahim
       Daglo die Polizei der Stadt zur Zusammenarbeit angewiesen und den Schutz
       von Zivilisten versprochen.
       
       ## Neue Nachschubroute für die RSF
       
       Mit der Einnahme von Nyala übernimmt die RSF eine der größten Städte
       Sudans, wichtigster Handelsknotenpunkt und Militärstützpunkt im Westen des
       Landes mit einem strategisch günstig gelegenen internationalen Flughafen
       unweit der Grenzen zu Südsudan, Tschad und der Zentralafrikanischen
       Republik.
       
       So kann die Miliz in Zukunft voraussichtlich leichter Militärhilfe aus dem
       Ausland entgegennehmen, etwa aus Russland über die in Libyen basierten
       russischen Wagner-Kämpfer oder aus den Vereinigten Arabischen Emiraten über
       Tschad. Nach [6][Recherchen der New York Times] gelangen Rüstungsgüter aus
       den Emiraten seit Monaten über den tschadischen Flughafen Amdjarass an die
       RSF in Darfur. Offiziell helfen die Emirate Tschad mit Militärfahrzeugen
       zur Grenzkontrolle und Hilfe für Darfur-Flüchtlinge.
       
       Der RSF-Durchbruch erfolgte zeitgleich mit der Perspektive einer
       Wiederaufnahme der im Juni erfolglos abgebrochenen Verhandlungen zwischen
       Sudans Armee und RSF in der Hafenstadt Dschiddah in Saudi-Arabien. Am
       Mittwoch abend hatten beide Seite ihre Bereitschaft zu neuen Gesprächen
       unter saudischer und US-amerikanischer Ägide erklärt und am Donnerstag gab
       es erste Kontakte. Auch afrikanische Vermittler nehmen teil.
       
       Ergebnisse liegen noch nicht vor, aber es soll wie beim letzten Mal um eine
       humanitäre Waffenruhe und ungehinderte humanitäre Hilfe gehen. [7][Nach
       UN-Angaben] erleidet Sudan mittlerweile die dramatischste Flüchtlingskrise
       der Welt, mit rund 1,2 Millionen Flüchtlingen außerhalb des Landes und 5,6
       Millionen Binnenvertriebenen und einem fast vollständigen Zusammenbruch
       jeglicher medizinischen Versorgung.
       
       29 Oct 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://sudantribune.com/article278768/
   DIR [2] https://www.dabangasudan.org/en/all-news/article/major-south-darfur-army-base-falls-to-rsf
   DIR [3] https://www.msf.org/sudan-people-trapped-indiscriminate-attacks-nyala-south-darfur
   DIR [4] https://twitter.com/BSonblast/status/1718318993084486092
   DIR [5] https://sudantribune.com/article278724/
   DIR [6] https://www.nytimes.com/2023/09/29/world/africa/sudan-war-united-arab-emirates-chad.html
   DIR [7] https://reliefweb.int/report/sudan/sudan-humanitarian-update-26-october-2023
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Dominic Johnson
       
       ## TAGS
       
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