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       # taz.de -- Hunderttausende Kitaplätze fehlen: In jeder Hinsicht systemrelevant
       
       > Den Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz kann der Staat nirgends einlösen.
       > Das geht auf Kosten der Chancen von Kindern benachteiligter Familien.
       
   IMG Bild: Buntstifte in einer Berliner Kita
       
       Schon wieder eine Horrorzahl aus dem Bildungsbereich. Sage und schreibe
       [1][429.000 Kitaplätze fehlen bundesweit], rechnet die Bertelsmann Stiftung
       vor. Auch wenn sich manche Länder in den letzten Jahren ordentlich ins Zeug
       gelegt haben, um möglichst alle Kinder betreuen zu können – den
       Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz kann der Staat so gut wie nirgends
       einlösen. Auch zehn Jahre nach seiner Einführung nicht. Es reicht aber
       nicht, dass Bund und Ländern dieses Versagen peinlich ist. Sie müssen mehr
       für eine gute Kinderbetreuung tun.
       
       Da ist zunächst die Attraktivität des Berufes. Es ist kein Wunder, dass
       Erzieher:innen in Berlin gerade für bessere Arbeitsbedingungen
       streiken. Wer verhindern möchte, dass überlastete Kita-Fachkräfte sich
       irgendwann was anderes suchen, sollte seinem Personal ein höheres Gehalt
       zahlen und mehr Aufstiegschancen bieten. Fehlende (finanzielle) Anerkennung
       ist ein Grund, warum viele die Kita wieder verlassen.
       
       Dass die Länder in diesem Punkt lernfähig sind, haben sie beim Gehalt von
       Grundschullehrer:innen bewiesen. Wenn Kitas also so systemrelevant
       sind, wie die Politik gerne betont, sollte sich das endlich auch im
       Geldbeutel derer widerspiegeln, die das auf Kante genähte System
       zusammenhalten.
       
       Wie dringend nötig mehr Personal wäre, wissen Eltern nur zu gut. Vor allem
       bei den unter Dreijährigen klafft die Lücke zwischen ihrem Bedarf und dem
       tatsächlichem Angebot auseinander. Und dort, wo die Lücken kleiner und die
       Betreuungsquoten höher sind wie im Osten, leidet die Qualität. In Thüringen
       oder Meck-Pomm muss sich eine Fachkraft im Schnitt um mehr als 10
       Kindergartenkinder kümmern. Da bleibt nicht viel Zeit für das einzelne
       Kind.
       
       Eine flächendeckend gute Kita-Ausstattung muss aber alleine aus Gründen der
       Chancengerechtigkeit her. Studien zeigen, wie stark [2][Kinder aus sozial
       benachteiligten Familien bei der Vergabe der knappen Kitaplätze
       benachteiligt werden]. Es braucht also Plätze für alle, damit die
       Benachteiligten nicht schon zum Schulstart total abgehängt sind.
       
       28 Nov 2023
       
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