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       # taz.de -- +++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Kriegsverbrechen gegen Journalisten
       
       > Reporter ohne Grenzen stellt beim Internationalen Gerichtshof
       > Strafanzeige. Laut Hamas gab es einen erneuten Luftangriff auf das
       > Geflüchtetenlager in Dschabalia.
       
   IMG Bild: Israelische Raketen über Gaza
       
       ## Hamas: „Dutzende“ Opfer bei erneutem Angriff auf Flüchtlingslager im
       Gazastreifen
       
       Bei einem erneuten Angriff der israelischen Armee auf das Flüchtlingslager
       Dschabalia im Gazastreifen sind nach Hamas-Angaben „Dutzende“ Menschen
       getötet und verletzt worden. Israelische Kampfflugzeuge hätten das
       Flüchtlingslager am Mittwoch bombardiert, erklärte das von der Hamas
       kontrollierte Gesundheitsministerium im Gazastreifen. Rettungskräfte
       sagten, es seien „ganze Familien“ getötet worden.
       
       Aufnahmen der Nachrichtenagentur AFP zeigten große Zerstörungen durch den
       erneuten Angriff. Die Angaben des Gesundheitsministeriums zur Zahl der
       Toten und Verletzten konnten aber zunächst nicht unabhängig bestätigt
       werden. (afp)
       
       ## Patienten aus dem Gazastreifen nach Ägypten gebracht
       
       Erstmals seit Beginn des Nahost-Kriegs vor dreieinhalb Wochen sind
       Patienten aus dem umkämpften Gazastreifen zur Behandlung nach Ägypten
       gebracht worden. Das bestätigte am Mittwoch ein Sprecher des ägyptischen
       Gesundheitsministeriums dem US-Sender CNN. Ägypten hat sich laut
       Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur Aufnahme von insgesamt 81 Verletzten
       und Kranken aus dem Gaza-Streifen bereiterklärt. Die WHO begrüßte die
       Entscheidung der ägyptischen Regierung. Die Organisation arbeite mit der
       ägyptischen Gesellschaft des Roten Halbmonds zusammen, um sicherzustellen,
       dass die Patienten auch psychologisch versorgt werden, sagte ein
       WHO-Sprecher. Tausende weitere Menschen im Gazastreifen benötigten jedoch
       Zugang zu Gesundheitsdiensten.
       
       Zu den Bedürftigen gehörten schwer verletzte Zivilisten, darunter viele
       Kinder, sowie Dialyse- und Krebspatienten. In Gazas
       Gesundheitseinrichtungen mangele es an Medikamenten, medizinischem
       Material, Treibstoff, Wasser und Lebensmitteln. Zuvor hatten die UN
       mitgeteilt, dass seit Wiedereröffnung eines Grenzpostens insgesamt 217
       Lastwagen mit Hilfsgütern den Gaza-Streifen erreicht hätten. Die Lkws
       hätten Lebensmittel, Wasser, Medizin und andere Hilfsgüter für die
       notleidende Bevölkerung in dem Palästinensergebiet geliefert. Allerdings
       seien unter den Gütern nicht die dringend benötigten Treibstoffe für
       Generatoren und Fahrzeuge.
       
       Der letzte Konvoi mit 59 Lkws sei am Montag über den Grenzposten Rafah
       zwischen Ägypten und Gaza gerollt. Am 21. Oktober wurden die Lieferungen
       wieder aufgenommen, nachdem sich Israel, Ägypten, die USA und die UN darauf
       geeinigt hatten. UN-Experten betonen, dass täglich mindestens 100 Lkws
       Waren in den Gazastreifen transportieren müssten, um die 2,3 Millionen
       Menschen zu versorgen. UN-Generalsekretär António Guterres erklärte, dass
       das „Ausmaß der humanitären Hilfe, die bisher nach Gaza zugelassen wurde,
       völlig unzureichend ist und den Bedürfnissen der Menschen nicht
       entspricht“. Die humanitäre Tragödie verschlimmere sich zusehends. (epd)
       
       ## Mindestens vier Tote bei Einsätzen des israelischen Militärs im
       Westjordanland
       
       Mindestens vier Palästinenser sind nach Angaben palästinensischer
       Gesundheitsbeamter während Einsätzen der israelischen Armee im besetzten
       Westjordanland getötet worden. Drei Menschen seien während einer Razzia in
       Dschenin im Norden des Westjordanlands getötet, ein weiterer sei in
       Tulkarem erschossen worden, erklärte das Gesundheitsministerium in Ramallah
       am Mittwoch. Das israelische Militär sprach von Razzien gegen militante
       Palästinenser im Flüchtlingslager von Dschenin.
       
       Aus Solidarität mit dem Gazastreifen wurde für Mittwoch im Westjordanland
       eine Generalstreik ausgerufen. In Ramallah blieben die Geschäfte
       geschlossen, die Straßen waren menschenleer. (afp)
       
       ## Strafanzeige wegen Kriegsverbrechen an Journalisten
       
       Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) hat Anzeige beim
       Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) wegen des Todes mehrerer
       Journalisten im Krieg zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas
       gestellt. Es gehe um „Kriegsverbrechen, die gegen palästinensische
       Journalisten in Gaza“ und „gegen einen israelischen Journalisten“ verübt
       worden seien, erklärte RSF am Mittwoch.
       
       Konkret geht es demnach in der Anzeige um acht palästinensische
       Journalisten, die bei israelischen Bombardierungen im Gazastreifen getötet
       wurden, sowie um einen israelischen Journalisten, der am 7. Oktober getötet
       wurde, als er über den Angriff der Hamas auf seinen Kibbuz berichtete. Die
       Anzeige erwähne zudem die „vorsätzliche, vollständige oder teilweise
       Zerstörung der Räumlichkeiten von mehr als 50 Medieneinrichtungen im
       Gazastreifen“, teilte die Organisation mit, die sich weltweit für
       Pressfreiheit einsetzt.
       
       Am 7. Oktober hatte die Hamas einen großangelegten Angriff auf Israel
       gestartet, bei dem rund 1400 Menschen getötet wurden, darunter viele
       Frauen, Kinder und ältere Menschen. Mindestens 240 Menschen wurden aus
       Israel von Hamas-Kämpfern in den Gazastreifen verschleppt, auch mehrere
       deutsche Staatsangehörige sind darunter. Durch Israels Vergeltungsschläge
       im Gazastreifen wurden nach Angaben des von der Hamas geführten
       Gesundheitsministeriums bisher mehr als 8.790 Menschen getötet, darunter
       den Angaben zufolge über 3600 Kinder.
       
       „Die Angriffe auf palästinensische Journalisten in Gaza entsprechen der
       Definition des humanitären Völkerrechts für wahllose Angriffe und stellen
       daher Kriegsverbrechen dar“, argumentierte Reporter ohne Grenzen. Beim Tod
       des israelischen Journalisten handele es sich um „den vorsätzlichen Mord
       einer von den Genfer Konventionen geschützten Person, was ein
       Kriegsverbrechen darstellt“.
       
       Regierungen und der UN-Sicherheitsrat können Fälle vor den IStGH bringen,
       aber auch dessen Ankläger. RSF setzt darauf, dass dieser sich dem Fall
       annehmen und ermitteln wird. Die Organisation erklärte, sie habe
       Chefankläger Karim Khan aufgerufen, all die Fälle von 34 Journalisten zu
       untersuchen, die seit dem 7. Oktober im Gazakrieg getötet worden seien.
       Demnach wurden mindestens zwölf der Journalisten während der Ausübung ihrer
       Tätigkeit getötet: Zehn im Gazastreifen, einer in Israel und einer im
       Libanon. Es sei ihre erste Beschwerde dieser Art beim IStGH seit dem Jahr
       2018, erklärte RSF. (afp)
       
       ## Ausreise über Grenzübergang Rafah
       
       Das Außenministerium hat nach Angaben eines Sprechers deutsche
       Staatsangehörige im Gazastreifen über eine mögliche Ausreisemöglichkeit
       über den Grenzübergang Rafah informiert. Man hoffe, dass diese Möglichkeit
       einige Tage bestehen werde, weil sich mehrere tausend Ausländer im
       Gazastreifen befänden, fügt er hinzu. Das Außenministerium habe ein
       konsularisches Team an den Grenzübergang in Ägypten geschickt. Es gebe noch
       keine konkreten Hinweise auf die erste Ausreise eines Deutschen. Die
       Personen würden zunächst nach Kairo gebracht.
       
       Das von der Bundesregierung geplante Betätigungsverbot der
       radikal-islamische Hamas-Organisation kommt nach Angaben einer Sprecherin
       des Innenministeriums „sehr, sehr bald“. Genaue Angaben macht sie nicht.
       
       Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell hat sich kritisch zum israelischen
       Vorgehen im Gazastreifen geäußert. Er sei „entsetzt“ über die hohe
       Opferzahl beim Beschuss des Flüchtlingscamps Dschabalia, erklärt Borrell
       via Plattform X. Zugleich betont er, Israel habe das Recht zur
       Selbstverteidigung, allerdings im Rahmen des humanitären Völkerrechts.
       (rtr)
       
       ## Fast 50 Menschen in Dschabalia getötet
       
       Bei dem israelischen Angriff auf das größte Flüchtlingslager im
       Gazastreifen mit mindestens 47 Toten sind nach Angaben der
       radikalislamischen Hamas auch sieben von ihr aus Israel verschleppte
       Geiseln getötet worden. Unter ihnen seien drei Geiseln mit ausländischen
       Pässen, erklärte die Palästinenserorganisation am Mittwoch.
       
       Israel hatte eigenen Angaben zufolge am Dienstag ein großes Tunnelsystem
       unter dem dicht besiedelten Flüchtlingslager Dschabalia im Norden des
       Palästinensergebiets bombardiert. Dabei seien der führende Hamas-Vertreter
       Ibrahim Biari und zahlreiche weitere Kämpfer der im Gazastreifen
       herrschenden Palästinenserorganisation getötet worden.
       
       Nach Hamas-Angaben wurden bei dem Angriff mindestens 50 Menschen getötet
       und 150 weitere verletzt. In einem AFP-Video ist zu sehen, dass mindestens
       47 Tote aus den Trümmern geholt wurden. (afp/rtr)
       
       ## Internet- und Telefonverbindung in Gaza gekappt
       
       Im Gazastreifen sind Berichten zufolge erneut die Internet- und
       Telefonverbindungen gekappt worden. Die Gruppe NetBlocks.org, die sich mit
       Internetzugang beschäftigt, bestätigte der Nachrichtenagentur AP per
       E-Mail, dass es einen „kompletten oder nahezu kompletten Ausfall der
       Telekommunikation“ in dem Gebiet gebe, der mit der Situation vom Wochenende
       vergleichbar sei. Damals waren viele israelische Bodentruppen in den
       Gazastreifen vorgedrungen. Stunden vor dem jüngsten gemeldeten Verlust der
       Kommunikationsverbindungen hatten israelische Luftangriffe Wohngebäude nahe
       Gaza-Stadt dem Erdboden gleichgemacht. Zudem kämpften israelische Soldaten
       im Gazastreifen gegen Extremisten der militant-islamistischen Hamas.
       
       Bewohner des Gazastreifens konnten am Mittwochmorgen nicht telefonisch
       erreicht werden. Hilfsorganisationen haben zu bedenken gegeben, dass der
       Verlust der Kommunikationsverbindungen ihre Arbeit angesichts einer bereits
       schwierigen Lage im Gazastreifen stark beeinträchtige. Mehr als die Hälfte
       der Bevölkerung des Gebiets ist vertrieben worden. Grundversorgungsgüter
       gehen zur Neige. (ap)
       
       ## Iran verurteilt israelischen Angriff auf Dschabalia
       
       Iran hat den Angriff des israelischen Militärs auf das palästinensische
       Flüchtlingslager Dschabalia im Gazastreifen scharf verurteilt.
       Außenamtssprecher Nasser Kanaani sprach in dem Zusammenhang von einer
       „brutalen Attacke“ und warf dem Erzfeind der Islamischen Republik
       Kriegsverbrechen vor, wie aus einer Erklärung des Außenministeriums von
       Dienstag hervorgeht.
       
       Nach Angaben des israelischen Militärs wurden bei dem gezielten Luftangriff
       auf Dschabalia rund 50 Terroristen getötet, unter anderem auch der
       Hamas-Kommandeur Ibrahim Biari, der den Angaben nach unter anderem an den
       Hamas-Massakern im israelischen Grenzgebiet am 7. Oktober beteiligt war.
       (dpa)
       
       ## Arabische Staaten verurteilen Luftangriffe
       
       Saudi-Arabien, Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate haben Israel
       wegen Luftangriffen auf ein Flüchtlingslager nahe Gaza-Stadt im Krieg gegen
       die Hamas scharf verurteilt. Es habe sich um „ein neues Massaker an dem
       wehrlosen palästinensischen Volk gehandelt, vor allem Frauen und Kinder“,
       kritisierte die Regierung Katars. Die Ausweitung israelischer Attacken im
       Gazastreifen stelle „eine gefährliche Eskalation im Verlauf der
       Konfrontationen dar, die Vermittlungen und Bemühungen um Deeskalation
       untergraben“ würden. Katar hat in Verhandlungen mit der Hamas um die
       Freilassung von rund 240 Geiseln vermittelt, die beim Terrorangriff der
       militanten Gruppe auf Südisrael am 7. Oktober in den Gazastreifen
       verschleppt wurden.
       
       Saudi-Arabien erklärte, es verurteile die „inhumane Invisiernahme des
       Lagers Dschabalija durch israelische Besatzungstruppen aufs Schärfste“. Die
       gefährlichen humanitären Bedingungen infolge der anhaltenden Eskalation
       seien durch nichts zu rechtfertigen. Menschenleben zu verschonen,
       Zivilisten zu schützen und Militäroperationen zu stoppen, habe
       vordringliche Priorität, mahnte das Königreich. Vor dem Krieg hatte die
       Führung in Riad noch eine mögliche Normalisierung der Beziehungen mit
       Israel geprüft.
       
       ## UN: 217 Lkws mit Hilfsgütern haben bislang Gaza erreicht
       
       Seit Wiedereröffnung eines Grenzpostens haben laut den UN insgesamt 217
       Lastkraftwagen mit Hilfsgütern den weitgehend abgeriegelten und umkämpften
       Gaza-Streifen erreicht. Die Lkws hätten Lebensmittel, Wasser, Medizin und
       andere Hilfsgüter für die notleidende Bevölkerung in dem
       Palästinensergebiet geliefert, teilte das UN-Büro zur Koordinierung
       humanitärer Hilfe am Mittwoch in Genf mit. Allerdings seien unter den
       Gütern nicht die dringend benötigten Treibstoffe für Generatoren und
       Fahrzeuge.
       
       Der letzte Konvoi mit 59 Lkws sei am Montag über den Grenzposten Rafah
       zwischen Ägypten und Gaza gerollt. Am 21. Oktober wurden die Lieferungen
       wieder aufgenommen, nachdem sich vor allem Israel, Ägypten, die USA und die
       UN darauf geeinigt hatten. UN-Experten betonen, dass täglich mindestens 100
       Lkws Waren in den Gazastreifen transportieren müssten, um die 2,3 Millionen
       Menschen zu versorgen. (epd)
       
       ## Krankenwagen warten am Grenzübergang zum Gazastreifen
       
       Die Behandlung palästinensischer Verletzter aus dem Gazastreifen in Ägypten
       rückt offensichtlich näher. Am Mittwochmorgen fuhren mehr als ein Dutzend
       ägyptische Krankenwagen zu einem Tor am Grenzübergang Rafah, wie auf
       Bildern des staatsnahen Fernsehsenders Al-Kahira News zu sehen war. Laut
       dem Generalsekretär des Ägyptischen Roten Halbmonds im Nord-Sinai, Raed
       Abdel Nasser, standen 40 Krankenwagen bereit. Al-Kahira News zufolge
       warteten diese im Transitbereich des Grenzübergangs auf der ägyptischen
       Seite.
       
       Seit Beginn des Gaza-Kriegs war bisher keine Behandlung von Verletzten in
       Ägypten möglich. Die Öffnung des Übergangs Rafah und wer ihn passieren
       darf, wird streng reguliert. Der Übergang wurde bisher vor allem zur
       Lieferung von Hilfsgütern genutzt.
       
       Mitarbeiter des Ägyptischen Roten Halbmondes wurden am Dienstag informiert,
       sich für die Öffnung des Grenzübergangs am Mittwoch bereitzuhalten. Der
       palästinensische Botschafter in Ägypten, Diab al-Luh, sagte am Abend
       dagegen, er sei bisher nicht über eine mögliche Öffnung informiert worden.
       
       Ägypten hat zur Behandlung palästinensischer Verwundeter bereits ein
       Feldlazarett errichten lassen. Es liegt hinter einem staatlichen
       Krankenhaus im Ort Scheich Suwaid, etwa 15 Kilometer vom Übergang Rafah
       entfernt. Laut Berichten verfügt es über mindestens 300 Betten. Al-Kaira
       News berichtete, Ägypten sei zum Empfang von etwa 80 Verwundeten bereit,
       die in Scheich Suwaid sowie im Küstenort al-Arisch behandelt werden sollen.
       Abdel Nasser vom Ägyptischen Roten Halbmond sagte, auch Transfers in andere
       Spezialkrankenhäuser seien möglich, darunter in Kairo. (dpa)
       
       ## Israel: Neun Soldaten bei Kämpfen getötet
       
       Bei Kämpfen gegen die radikalislamische Hamas sind nach Angaben der
       israelischen Armee am Dienstag neun ihrer Soldaten im Gazastreifen getötet
       worden. Zwei weitere Soldaten wurden bei Kämpfen in dem Palästinensergebiet
       schwer verletzt, wie die Armee am Mittwoch mitteilte. Damit hat sich die
       Zahl der seit dem 7. Oktober getöteten israelischen Soldaten den Angaben
       zufolge auf 326 erhöht.
       
       Israels Verteidigungsminister Joaw Gallant bezeichnete den Tod der Soldaten
       als „harten und schmerzhaften Schlag“, verwies jedoch auch auf die
       „bedeutenden Erfolge“ der israelischen Armee. Das Militär sei „vorbereitet
       und bereit“ für einen „langen und komplexen“ Kampf, erklärte Gallant im
       Onlinedienst X, ehemals Twitter. (afp)
       
       ## Krieg: IOC warnt vor diskriminierendem Verhalten
       
       Vor dem Hintergrund des Gaza-Kriegs und mit Blick auf die Spiele 2024 in
       Paris hat das Internationale Olympische Komitee (IOC) vor diskriminierendem
       Verhalten der Sportler gewarnt. „Athleten können nicht für die Handlungen
       ihrer Regierungen verantwortlich gemacht werden. Kommt es zu
       diskriminierendem Verhalten eines Athleten oder eines Funktionärs, arbeitet
       das IOC mit dem betreffenden Nationalen Olympischen Komitee und dem
       Internationalen Verband zusammen, um sicherzustellen, dass rasch Maßnahmen
       ergriffen werden“, teilte ein IOC-Sprecher auf dpa-Anfrage mit.
       
       Bei den Spielen in Tokio war etwa der algerische Judoka Fethi Nourine aus
       politischen Gründen nicht angetreten, um ein mögliches Zweitrunden-Duell
       mit einem Israeli zu vermeiden. Nourine wurde daraufhin vom internationalen
       Judo-Verband für zehn Jahre gesperrt. Bei den Spielen 2016 in Rio de
       Janeiro hatte der ägyptische Judoka Islam El Shehaby nach seiner Niederlage
       dem Israeli Or Sasson den Handschlag verweigert. 2008 in Peking war bei den
       Schwimm-Vorläufen über 100 Meter Brust der Iraner Mohammad Alirezaei nicht
       angetreten, weil auch der Israeli Tom Beeri im Becken war.
       
       Nach der Eskalation der Lage in Nahost befürchten viele Experten, dass sich
       derartige Fälle bei den Spielen 2024 in Paris zwischen Sportlern aus
       arabischen Staaten und Israelis häufen könnten. „Der Sport muss Brücken
       bauen, anstatt Mauern zu errichten oder Spaltungen zu vertiefen“, forderte
       das IOC und verwies auf die Olympische Charta. „Wenn spaltende politische
       Kräfte mit ihren Bemühungen Erfolg hätten, zu entscheiden, welche Athleten
       in welchem Wettbewerb antreten können, dann würden an Sportwettkämpfen nur
       noch Athleten aus gleich gesinnten politischen Blöcken teilnehmen.“ (dpa)
       
       ## Dutzende Tote bei israelischem Großangriff
       
       Bei einem Großangriff des israelischen Militärs auf Dschabalia im Norden
       des Gazastreifens sind zahlreiche Menschen ums Leben gekommen. Bei dem
       Schlag wurden nach Angaben des Militärs am Dienstag rund 50 Terroristen
       getötet, darunter ein Drahtzieher des Massakers der islamistischen Hamas in
       Israel vom 7. Oktober. Laut einem Arzt des Kamal-Adwan-Krankenhauses kamen
       mindestens 35 Menschen bei dem Angriff ums Leben, darunter auch Kinder und
       Frauen. Zudem seien mehr als 200 Verletzte in die Klinik eingeliefert
       worden, sagte Hussam Abu Safija der Deutschen Presse-Agentur. Auf die
       zivilen Opfer des Großangriffs angesprochen, sagte ein Sprecher der
       isrealischen Armee dem US-Fernsehsender CNN: „Das ist die Tragödie des
       Krieges.“ (dpa)
       
       ## Tod und Verwüstung in Dschabalia
       
       Auf Aufnahmen aus der bombardierten Stadt sind große Krater und völlig
       zerstörte Häuser zu sehen. Palästinenser suchen in den Trümmerbergen nach
       Überlebenden und Leichen. Nach Darstellung des von der Hamas kontrollierten
       Gesundheitsministeriums im Gazastreifen wurden bei dem Angriff auf
       Dschabalia „Hunderte Menschen“ verletzt und getötet. Eine exakte Angabe zur
       Zahl der Toten machte die Behörde nicht. Die Angaben ließen sich zunächst
       nicht unabhängig überprüfen.
       
       Das israelische Militär sprach von einem „groß angelegten Angriff“ auf eine
       „militärische Hochburg der Hamas“ im Westen der Stadt. Dort seien unter
       anderem Terroristen ausgebildet worden. Neben Bodentruppen seien auch
       Kampflugzeuge an dem Angriff beteiligt gewesen. Infolge der Bombardierungen
       seien auch Tunnel eingestürzt. (dpa)
       
       ## Israel: Drahtzieher der Hamas-Massaker unter Toten
       
       Bei dem Einsatz wurde demnach der Hamas-Kommandeur Ibrahim Biari getötet,
       der den Angaben nach unter anderem an den Hamas-Massakern im israelischen
       Grenzgebiet von vor dreieinhalb Wochen beteiligt gewesen war. Dieser habe
       sich – wie für die Hamas üblich – zwischen Zivilisten versteckt. Die
       islamistische Organisation habe in der Gegend die Kontrolle über zivile
       Gebäude gehabt, hieß es weiter. Unterdessen kamen bei Kämpfen mit der Hamas
       auch zwei israelische Soldaten ums Leben. Die beiden 20 Jahre alten Männer
       seien am Dienstag im Norden des Küstengebiets ums Leben gekommen, hieß es.
       
       UN-Generalsekretär António Guterres zeigte sich „zutiefst beunruhigt“ über
       die Verschärfung des Konflikts. Dazu gehörten die Ausweitung der
       Bodenoperationen der israelischen Streitkräfte genauso wie intensivierte
       Luftangriffe und der anhaltende Raketenbeschuss aus Gaza auf Israel,
       teilten die Vereinten Nationen am Dienstag in New York mit. Guterres
       forderte erneut einen humanitären Waffenstillstand und ungehinderten Zugang
       von Hilfskräften in den Gazastreifen. (dpa)
       
       ## Südamerikanische Länder verurteilen Israels Vorgehen
       
       Bolivien brach unterdessen die diplomatischen Beziehungen zu Israel wegen
       dessen Angriffen auf den Gazastreifen ab. Das südamerikanische Land habe
       die Entscheidung „in Ablehnung und Verurteilung der aggressiven und
       unverhältnismäßigen israelischen Militäroffensive im Gazastreifen und der
       Bedrohung des internationalen Friedens und der Sicherheit“ getroffen,
       erklärte das Außenministerium am Dienstag.
       
       Gleichzeitig beorderten die südamerikanischen Länder Chile und Kolumbien
       ihre Botschafter für Konsultationen zurück. „Chile verurteilt die
       Militäroperation im Gazastreifen auf das Schärfste und stellt mit großer
       Besorgnis fest, dass dieser Einsatz, der eine kollektive Bestrafung der
       palästinensischen Zivilbevölkerung darstellt, die grundlegenden Normen des
       Völkerrechts nicht einhält“, hieß es in einer Mitteilung des chilenischen
       Außenministeriums. (dpa)
       
       ## Israel ruft erneut Zivilisten zur Flucht auf
       
       Israels Armee hatte die Einwohner des nördlichen Gazastreifens mehrfach
       dazu aufgerufen, sich im Süden in Sicherheit zu bringen, da sie im Norden
       die Einrichtungen der islamistischen Hamas bekämpfen will. Doch auch im
       Süden kommt es zu israelischen Luftangriffen. Die Armee wiederholte derweil
       ihren Aufruf, in den Süden zu fliehen.
       
       Dort trafen am Dienstag weitere 59 Lastwagen mit dringend benötigten
       Hilfsgütern ein. Damit sind nach Angaben von Hilfsorganisationen seit
       Beginn des Gaza-Krieges etwas mehr als 200 Lkws in dem von Israel
       abgeriegelten Küstengebiet eingetroffen. Laut UN werden jedoch täglich 100
       Lkw-Ladungen benötigt, um die 2,2 Millionen Menschen mit dem Nötigsten zu
       versorgen. Vor Kriegsbeginn kamen nach Angaben des UN-Nothilfebüros OCHA im
       Schnitt 500 Lkw in das Gebiet – jeden Tag. (dpa)
       
       ## Zusammenstöße auch im Westjordanland
       
       Unterdessen kam es auch im Westjordanland wieder zu Zusammenstößen mit dem
       israelischen Militär, bei denen am Dienstag palästinensischen Angaben
       zufolge zwei Menschen getötet wurden. Sechs weitere Menschen seien bei der
       Razzia verletzt worden, eine Person davon lebensgefährlich. Die Lage im
       israelisch besetzten Westjordanland hat sich seit Beginn des Krieges
       zwischen Israel und der im Gazastreifen herrschenden islamistischen Hamas
       noch einmal erheblich verschärft. (dpa)
       
       ## USA verstärken Abschreckung in Nahost
       
       Das US-Militär verlegt derweil weitere 300 Soldaten in den Nahen Osten,
       aber nicht nach Israel, teilte Pentagon-Sprecher Pat Ryder am Dienstag in
       Washington mit. Ziel sei, die Abschreckungsbemühungen in der Region zu
       unterstützen und den Schutz der US-Streitkräfte dort zu verstärken. Die USA
       verlegten zuvor bereits mehrere Kriegsschiffe und Kampfflugzeuge in die
       Region. Im Irak und in Syrien waren US-Kräfte in den vergangenen Tagen Ziel
       von Attacken proiranischer Milizen. (dpa)
       
       1 Nov 2023
       
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