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       # taz.de -- Athen will Übernachtungen besteuern: Touristen-Steuer fürs Klima
       
       > Griechenlands Touristen sollen künftig höhere Steuern auf Übernachtungen
       > zahlen. Der Name der Steuer wird modern: „Klimakrisenresistenzgebühr“.
       
   IMG Bild: Sollen künftig eine Klimakrisenresistenzgebühr zahlen: Touristen auf der Akropolis
       
       Athen taz | Die Regierung in Athen unter dem konservativen Premierminister
       [1][Kyriakos Mitsotakis] bittet die ausländischen Touristen künftig mehr
       zur Kasse. Die von der linken Vorgängerregierung unter Ex-Premier Alexis
       Tsipras Anfang 2018 eingeführte „Schlafsteuer“, die Mitsotakis in der
       Opposition noch in scharfer Form verurteilte, soll deutlich erhöht werden.
       
       Dies offenbarte der griechische Finanzminister Kostis Chatzidakis bei der
       Vorstellung eines Gesetzesentwurfs, der bis zum Jahresende im Athener
       Parlament verabschiedet werden soll. Demnach soll die seit dem 1. Januar
       2018 erhobene Übernachtungsabgabe, die zusätzlich zu der in Griechenland im
       EU-Vergleich ohnehin happigen Mehrwertsteuer in Höhe von 24 Prozent zu
       zahlen ist, deutlich steigen.
       
       Konkret: Wer in einem Drei-Sterne-Hotel übernachtet, zahlt bisher 1,50 Euro
       pro Ferientag. Künftig werden dafür drei Euro pro Nacht fällig. Das
       bedeutet eine Verdopplung. Für Vier-Sterne-Hotels wird die Steuer von bis
       dato drei Euro gleich auf sieben Euro und damit um stattliche vier Euro
       erhöht – pro Nacht. Wer sich für ein Fünf-Sterne-Hotel während seines
       Griechenlandurlaubs entscheidet, der muss dafür fortan sogar zehn Euro pro
       Nacht statt bisher vier Euro bezahlen.
       
       Zugleich wird die Beherbergungssteuer, die salopp gerne „Schlafsteuer“
       genannt wird, laut dem Gesetzesentwurf der Regierung Mitsotakis in
       „Klimakrisenresistenzgebühr“ umbenannt. Hintergrund: Griechenland wurde in
       diesem [2][Sommer von besonders heftigen und langen Hitzewellen,
       desaströsen Waldbränden und hernach weitläufigen Überschwemmungen
       getroffen.]
       
       ## Griechenland muss resistenter gegen Klimawandel werden
       
       Das hehre Ziel: Mit der Steigerung der Übernachtungsabgabe und der dadurch
       erhofften Einnahmesteigerung für den hellenischen Fiskus will Mitsotakis
       die Urlaubsdestination Griechenland robuster gegen die hierzulande spürbare
       Klimakrise machen.
       
       Mitsotakis hatte in seiner Zeit als Oppositionschef Hand in Hand mit ihm
       nahestehenden Medien, aber auch im Einklang mit deutschsprachigen Medien
       wie dem Handelsblatt, den damaligen Premier Tsipras wegen der Einführung
       der Schlafsteuer vollmundig noch frontal angegriffen. Dabei malte er unter
       Berufung auf empörte Branchenvertreter den angeblich unvermeidlichen
       Absturz des griechischen Tourismus an die Wand.
       
       Tsipras habe beim Erfinden immer neuer Steuern „stets einen erstaunlichen
       Einfallsreichtum bewiesen“, um so „die Staatskassen zu füllen“, polterte
       damals das Handelsblatt.
       
       Schnee von gestern. Anstatt wie versprochen die Steuerschraube zu lockern –
       um so die griechischen Staatseinnahmen nach ihrer Lesart zu steigern –,
       dreht nun der mit seiner konservativen Nea Dimokratia (ND) alleine
       regierende Premier Mitsotakis an der Steuerschraube.
       
       ## Trotz Feuer: 2023 Tourismus-Rekord-Jahr in Griechenland
       
       Für dieses Kalenderjahr gilt jedenfalls: Trotz aller [3][Naturkatastrophen]
       steuert Griechenlands [4][Tourismus] im Jahr 2023 auf einen historischen
       Rekord zu – und übertrifft dabei die bisher beste Reisesaison im letzten
       Vor-Corona-Jahr 2019.
       
       Dies ergibt sich aus erst kürzlich veröffentlichten Daten der Athener
       Notenbank (TTE). Sie betreffen die ersten acht Monate des laufenden Jahres.
       Folglich ist darin der für den griechischen Tourismus traditionell
       umsatzstärkste – und damit wegweisende – Monat August eingeschlossen. Laut
       TTE-Angaben beliefen sich die Direkterlöse, also die Ausgaben der Touristen
       während ihres Urlaubs in Griechenland, von Anfang Januar bis Ende August
       des laufenden Jahres auf 14,6 Milliarden Euro. Zum Vergleich: In den ersten
       acht Monaten des Jahres 2019 hatten die Direkterlöse noch 13,2 Milliarden
       Euro betragen.
       
       Mit Blick auf das Gesamtjahr 2023 gehen Experten von einem neuen
       historischen Rekord in der griechischen Tourismusbranche aus. Darauf deuten
       auch die bisher vorliegen Daten der Ankünfte auf den griechischen Flughäfen
       im September hin. Die Prognose lautet: die Zahl der Griechenlandurlauber
       aus dem Ausland im Kalenderjahr 2023 könnte sich auf 35 Millionen Touristen
       erhöhen. Die dabei erzielten Direkterlöse dürften erstmals die Marke von 20
       Milliarden Euro knacken.
       
       3 Nov 2023
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Ferry Batzoglou
       
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