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       # taz.de -- Klage des ehemaligen Torwarts: Wiese gegen Werder
       
       > Der Ex-Torwart hat Stadionverbot bei Werder Bremen. Er habe sich
       > rassistisch geäußert, wird kolportiert, aber niemand bestätigt es – nun
       > klagt Wiese.
       
   IMG Bild: Pumper am Ball: Tim Wiese bei einem seiner letzten Auftritte als Werder-Legende im September 2022
       
       Der langjährige Torhüter von Werder Bremen, Tim Wiese, will auch mal wieder
       ins Weserstadion und die Heimspiele seines früheren Vereins live verfolgen.
       Mit einer Klage möchte er erreichen, dass das gegen ihn verhängte
       Stadionverbot aufgehoben wird. Werder hatte dieses im Frühjahr angeordnet,
       weil Wiese eine migrantische Catering-Mitarbeiterin rassistisch beleidigt
       haben soll.
       
       Der Ex-Torwart steht zudem wegen Kontakten in die rechtsextreme Szene in
       der Kritik und darf deshalb auch nicht mehr für die
       Werder-Traditionsmannschaft auflaufen. Am heutigen Montag verhandelt das
       Bremer Landgericht über Wieses Klage. Bei dem Termin sollen nicht nur die
       Beteiligten, sondern auch Zeugen gehört werden. Möglicherweise gibt es auch
       schon ein Urteil.
       
       Womit Werder das Stadionverbot gegen seinen früheren Angestellten genau
       begründet, ist öffentlich nicht bekannt. Das Gericht spricht in der
       Prozessankündigung lediglich davon, es solle am 12. März 2023 beim Spiel
       gegen Bayer Leverkusen „durch Tim Wiese zu Äußerungen gekommen sein,
       woraufhin der SV Werder Bremen gegen ihn ein bis zum Ende des Jahres 2023
       geltendes lokales Betretungsverbot verhängte“. Auch der Verein teilt nicht
       mit, was Wiese am fraglichen Tag zu wem gesagt haben soll. Man äußere sich
       nicht zum laufenden Verfahren, heißt es von der Werder-Pressestelle.
       
       Auch der inzwischen 41-Jährige selbst will bislang nicht darüber informiert
       worden sein, was ihm im Einzelnen zur Last gelegt wird. „Es ist
       bedauerlich, dass wir Werder erst verklagen müssen, um nähere Details zu
       den behaupteten Vorwürfen zu erfahren. Diese hat Werder bislang nämlich für
       sich behalten“, sagte Wieses Anwalt Heiko Klatt der Bild.
       
       ## Verstoß gegen Coronaregeln
       
       Das Zerwürfnis zwischen Werder und Wiese begann schon im September 2021. Da
       kam es in einer VIP-Lounge des Stadions zum Eklat: Wiese hatte ungeachtet
       der damals geltenden Coronaregeln den Sitzplatz wechseln wollen, es gab
       Rangeleien mit Mitarbeitern der Security. Ein Jahr später verbreiteten
       Werder-Ultras bei Twitter Fotos, die Tim Wiese beim Bremer Freimarkt im
       vertraulichen Nebeneinander mit Größen der örtlichen Neonazi-Szene zeigten
       – bei einem der Abgelichteten handelte es sich um Stefan Ahrlich von der
       Hooligan-Truppe „Standarte Bremen“.
       
       Entsprechende Vorwürfe, dass Wiese „mit Rechten abhängt“, hatten schon
       vorher die Runde gemacht. Beim 5:1-Heimsieg gegen Borussia Mönchengladbach
       am 1. Oktober 2022 hing ein Banner in der Ostkurve, wo die Ultras stehen:
       „Wer mit Nazis abhängt, hat im Weserstadion nichts zu suchen – keine Bühne
       für Tim Wiese!“, stand darauf.
       
       Wiese dementierte damals Verbindungen zur rechten Szene vehement: „Das ist
       absoluter Schwachsinn. Ich habe nichts mit der rechten Szene zu tun und
       positioniere mich auch ganz klar gegen Rechts“, sagte er dem grün-weißen
       Newsportal „Deichstube“. Gleichzeitig bestätigte er jedoch [1][Kontakt zu
       Heiko Dörfer] zu haben, dem Gründer des rechten Motorradklubs „Radikal
       Kameraden Bremen“. Dieser sei jedoch nicht rechtsradikal.
       
       Nach den Freimarkt-Bildern distanzierte sich Werder deutlich von Tim Wiese
       „wegen dessen wiederholtem öffentlichen Umgang mit bekannten Personen aus
       dem rechten Milieu“. Bis Zweifel an Wieses Haltung ausgeräumt seien, wolle
       Werder „von Einladungen zu offiziellen Veranstaltungen absehen“ und ihn
       nicht mehr für die Traditionsmannschaft auflaufen lassen.
       
       Sportlich hingegen war es in den vergangenen Jahren immer ruhiger um Tim
       Wiese geworden. Nach seinem Abschied von Werder 2012 und [2][einem völlig
       missglücktem Engagement bei der TSG Hoffenheim] versuchte er sich als
       Bodybuilder und Wrestler. [3][Unter dem Kampfnamen „The Machine“] kannte er
       dabei „nur ein Ziel: die Zerstörung meiner Gegner“. Während der
       Fußballeuropameisterschaft 2016 folgte noch ein peinlicher Auftritt in der
       peinlichen Fußballsendung „Beckmanns Sportschule“. Dort spielte er sich
       ganz offensichtlich zu großen Teilen selbst: Der frühere Torwart fuhr als
       Türsteher mit einem Lamborghini vor, stemmte Hanteln oder saß im Bademantel
       in der Sauna.
       
       20 Nov 2023
       
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